Review Der rote Milan – Aus der Asche

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

DER ROTE MILAN ist in erster Linie eine in Europa verbreitete Greifvogelart, aber auch eine junge, deutschsprachige Black-Metal-Band, die sich aus Mitgliedern von Stellar Master Elite zusammensetzt. Das Quintett ist also musikalisch gewiss kein unbeschriebenes Blatt mehr, dafür spricht auch, dass ihr Debüt „Aus der Asche“ von Markus Stock (Empyrium, The Vision Bleak) produziert wurde, der – und damit schließt sich der Kreis – auch schon in das aktuelle Album von Stellar Master Elite involviert war. Doch nun genug der Hintergrundinformationen, wie ist es denn um die Musik der Schwarzmetall-Newcomer bestellt?

Leider fällt die Antwort im Verhältnis zur geschürten Erwartungshaltung recht enttäuschend aus. Nach dem Intro „Der Aufstieg“ mit Windrauschen, Vogelgeräuschen und kehligem Gesang zeigen DER ROTE MILAN ihr wahres Antlitz. „Aus der Asche“ ist eine Dreiviertelstunde geballten Black Metals, brutal, düster und ungemütlich. Bösartige Gitarrenriffs und ein Hagelsturm aus Double-Bass- und Blast-Passagen prasseln auf den Hörer hernieder, der kaum jemals zu Atem kommt. Die Screams sind geradezu unmenschlich und unfassbar kratzig. So beschrieben klingt es nach einem gelungenen Album, was braucht man schon mehr von einem Stück rohen Extreme Metals?
Leider ist es nicht so. Tatsächlich wäre es beispielsweise bestimmt interessant, sich genauer mit den deutschen Texten zu befassen, die unter anderem von Charles Baudelaire inspiriert sein sollen. Die Vocals sind jedoch so ohrenbetäubend kratzig und auch noch so chaotisch arrangiert, dass man gar nicht erst zu versuchen braucht, sie zu verstehen. Es ist weitgehend zielloses Gekreische. Das machen auch die Gitarren und Drums nicht wett, die zwar einen beachtlichen Härtegrad demonstrieren, aber letztendlich keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nichts davon bleibt hängen, außer, dass DER ROTE MILAN damit einen großen Klumpen brachialer Bosheit auf die Welt losgelassen haben.
Interessanterweise werden die Songs jedoch zum Ende hin nicht nur tendenziell länger, sondern tatsächlich auch vielversprechender. Im bewusst trägen „Ewige Dunkelheit“ nehmen DER ROTE MILAN endlich mal für mehr als ein paar Sekunden den Fuß vom Gaspedal und lassen sogar etwas Melancholie im Gitarrenspiel durchscheinen, während die unheilvollen Tremolo-Riffs im neunminütigen „Der Abgrund“ endlich wirklich düster klingen, anstatt nur Härte um der Härte Willen zu erzwingen.

Der Produktion kann dieses Schlamassel schon mal nicht geschuldet sein, die ist zwar rau, aber doch modern (auch wenn man an den Vocals vielleicht noch etwas feilen hätte können). Nein, es ist leider die Musik an sich, an der es bei DER ROTE MILAN hapert. Wer sich von einer grobschlächtigen Ladung Black Metal zudröhnen lassen möchte, findet hier möglicherweise das Gesuchte, mehr hat „Aus der Asche“ leider nicht zu bieten. Beeindruckend ist wirklich anders. Aber wer weiß, vielleicht gibt es für zukünftige Releases noch Hoffnung, die letzten zwei Tracks scheinen es zumindest anzudeuten.

Wertung: 5 / 10

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