Review Doctor Livingstone – Contemptus Saeculi

  • Label: Osmose
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Irgendwo im Süden Frankreichs wurde 1998 eine Band mit dem klangvollen Namen DOCTOR LIVINGSTONE gegründet. Unter ihnen befinden sich Mitglieder solch (im Underground) recht namhafter Bands wie dem Black-Metal-Kommando Mutiilation, den Psychos von Arkhon Infaustus (ex-Drummer) und den Thrashern von Zoldier Noiz. Das Quintett, so viel steht nach dem Genuss des ersten Drittels von „ Contemptus Saeculi“ schon fest, steht in der Tradition derer Bands, die sich nur schwerlich kategorisieren und an Genre-Bezeichnungen festnageln lassen.

Besagtes erstes Drittel der neuesten Full-Length beginnt mit einem (verzichtbaren) Quasi-Intro, welches nahtlos in das rasende „Starting The Fire“ übergeht. Was für ein Titel! Der Funke springt sofort über, dem Hörer wird die volle Breitseite an stilistischer Vielfalt geboten, was zunächst zu einem regelrechten Erschlagensein führen kann. Wer jedoch nach diesem Stück noch aufnahmefähig ist, darf sich über eine Fortführung der Machart freuen. Meist rasend schnell, öfter mal rockig laut („By Serpents (Illumination Mea“) und ab und an auch melodisch-andächtig („Contemptus Saeculi“) kreieren DOCTOR LIVINGSTONE eine unheilvolle Atmosphäre, welche vor meinem geistigen Auge ein dunkles, post-apokalyptisches Endzeit-Szenario entstehen lässt. Fantastisch! Auch der große Rest des Materials weiß durchgehend zu überzeugen und wartet mit allerlei songschreiberischen Finessen und überraschenden Wendungen auf. Durch die unterschiedlichsten Gesangsdarbietungen der Mitglieder (Von total krankem Gekeife über ohrenbetäubende Schreie bis hin zu Spoken-Words-Passagen ist alles dabei) wird zusätzlich eine spannungsgeladene Soundlandschaft erschaffen. Die musikalischen Einflüsse reichen hierbei von Sludge, Hardcore über Punk bis hin zu Black Metal. Stilistisch also breit gefächert und grundsätzlich recht experimentell, was der Abwechslung natürlich zugute kommt. DOCTOR LIVINGSTONE liefern eine Art Gegenentwurf zu herkömmlicher Nischen-Musik: Laut, schrill, chaotisch und meist einfach unfassbar gut.

 Vergleichbar sind die Jungs mit Sektemtum, einer Black-Metal-Band, in welcher Vier der Fünf Mannen ebenfalls tätig sind. Auch wenn es dem musikalischen Schaffen dieser Band in keinster Weise gerecht wird: So könnten sich DOCTOR LIVINGSTONE anhören, würden sie die schwarzmetallischen Elemente, welche durchaus als Grundbaustein ihrer Musik anzusehen sind, weiter ausbauen. Teilweise werden auch Erinnerungen an die Landsleute von Celeste (vor allem gesanglich) und den britischen Extremisten von Anaal Nathrakh geweckt, gerade weil der Black-Metal-Anteil auf „Contemptus Saeculi“ gefühlsmäßig in ähnlicher Intensität auszumachen ist.

Bleibt die Frage, was „Contemptus Saeculi“ schlussendlich ist. Die Antwort fällt da recht eindeutig aus: kranker Scheiss, der einem das Hirn zersetzt und den Gehörgang ordentlich strapaziert. Und zwar bis die Ohren bluten. Von diesem Doktor darf man jedoch keinerlei Hilfe erwarten, denn Gnade gewähren DOCTOR LIVINGSTONE nicht. Mein erster Geheimtipp des noch jungen Jahres!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Michael Ay

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