Review Dragged Into Sunlight – Hatred For Mankind

  • Label: Prosthetic
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Extreme Metal

Dass Liverpool im Nordwesten Großbritanniens mehr zu bieten hat als die Beatles, ist seit Anathema soweit keine Überraschung mehr und mit Carcass brachte die Hafenstadt auch eine Größe im extremen Metal-Bereich hervor. Seitdem gab es einige Bands die sich anschickten, deren Erfolg nachzueifern – mit mehr oder weniger großem Erfolg. DRAGGED INTO SUNLIGHT gehören seit ihrer Debüt-EP „Terminal Aggressor“ (2009) zu der vielversprechenden Sorte der Newcomer. Weiter verwunderlich war es dann auch nicht, dass Prosthetic Records die Briten unter ihre Fittiche nahmen und das bereits im vergangenen Jahr über Mordgrimm Records erschienene FullLength-Debüt „Hatred For Mankind“ nun weltweit verfügbar machten.

Zwar fast Album Nummer eins nur sieben Songs, die kommen aber mit einer Gesamtspielzeit von knapp über 50 Minuten daher – und bieten alles, was das abgehärtete Ohr sich nur wünschen kann. Tatsächlich ist der Opener „Boiled Angel“ zwar alles andere als leicht zu verdauen, gibt aber trotzdem nur einen wagen Ausblick darauf, was sich dann mit dem nachfolgenden „Buried With Leeches“ schlagartig entlädt. Hier drehen die Briten nämlich höllisch auf, lassen allen voran Schlagzeuger J losballern, was das Zeug hält. Der sorgt nicht nur dafür, dass die Musik mit extremem Druck aus der Anlage kommt, sondern auch sagenhaft vertrackt klingt. Dazu gesellt sich eine über weite Distanzen böse und meist disharmonisch im Hintergrund schrammelnde Gitarre, die jedoch – und nicht ohne Überraschung hervorzurufen – mit äußerst dominanten Leads in beinahe schon melodische Gefilde abdriften kann.
Schrille Schreie, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, gerölllawinenartiges Growling, unmenschlisches Gekeife und animalisches Gebrüll lassen sich auf der „Gesangs“-Seite verzeichnen, Frontmann T holt alles aus sich heraus, was nur annähernd abstoßend klingen könnte („Buried With Leeches“, „I, Aurora“). Trotzdem lässt sich festhalten, dass Vocals verschiedenster Sorten bei „Hatred For Mankind“ keine allzu große Rolle spielen. Als menschliches Erzeugnis scheinen sie so gar nicht in das menschenverachtende Gewand des Debüts zu passen, das stattdessen eindeutig und unbarmherzig von der Instrumentalfraktion regiert wird.
Als weiteres Instrument zur Stimmungserzeugung dienen die fast schon im Übermaß eingesetzten Samples, die aus Sprachaufzeichnungen verschiedener Serienmörder oder so angenehmer Zeitgenossen wie Charles Manson zusammengesetzt wurden – und beispielsweise auf dem im Black Metal wurzelnden „Volcanic Birth“ zu hören sind. Die letzte Zutat, die DRAGGED INTO SUNLIGHT verwenden, um ihr Debüt zu einem verdammt hörenswerten und unangenehmen zu machen Album, sind verschiedenartige Wechsel. Zum einen pure Rhythmuswechsel, die maßgeblich zur schon am Anfang entstehenden Eigendynamik beitragen, und zum anderen die – wie mit einem roten Faden miteinander verbundenen – Genrewechsel. Atmet „Volcanic Birth“ Schwarzmetall, wurde „Lashed To The Grinder And Stoned To Death“ ein deutlich doomiger Anstrich im Sinne der US-amerikanischen Burning Witch verpasst.

Trotz aller Extreme geht DRAGGED INTO SUNLIGHT glücklicherweise eines nicht verloren: Die Stimmung. Die Briten wirken vor allem instrumental so massiv, dass man meinen könnte, es seien anstatt einer zwei Gitarren am Werk, der schieren Brutalität, die nicht nur in plakativem Geknüppel, sondern viel mehr dem Gesamtkunstwerk an sich liegt, kann man sich kaum entziehen. Die Spielzeit der einzelnen Songs, die im Durchschnitt bei knapp sieben Minuten liegt, trägt außerdem dazu bei, dass sich die Atmosphäre in ihrem ganzen Umfang entfalten kann. „Hatred For Mankind“ ist eine unheilvolle Fusion aus Black, Death, Drone, Sludge und Doom, die sich ganz zurecht als Extreme Metal bezeichnen kann. Unbedingt reinziehen!

Anspieltipps: „Buried With Leeches“, „Volcanic Birth“ und „Lashed To The Grinder And Stoned To Death“.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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