Review Dragged Into Sunlight – Widowmaker

  • Label: Prosthetic
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Extreme Metal

Dass Liverpool seit den Beatles ein Nährboden für exzellente Popmusik ist, sollte hinlänglich bekannt sein. Neuerdings gedeihen hier allerdings auch äußerst interessante, weitaus extremere Auswüchse.Einer dieser Auswüchse hört auf den Namen DRAGGED INTO SUNLIGHT. Im Jahre 2006 ans Licht dieser Welt geschleift, machten sie sich anno 2012 daran, mit „Widowmaker“ eben dieses Licht unter einer pechschwarzen Lawine endgültig zu begraben.

Apropos Pechschwarz: schon auf den Vorgänger „Hatred For Mankind“ traf diese grobe Umschreibung uneingeschränkt zu. Vertrackt, disharmonisch und alles andere als leicht zu verdauen, trafen die Briten damit genau den Geschmack jener, die sich für Musik weit abseits des Mainstream interessieren und noch die Geduld aufbringen können, selbige erst erforschen zu müssen, ehe sich ein homogenes Ganzes erkennen lässt.
Somit wäre der Kreis der Hörerschaft schon mal grob eingegrenzt. Da DRAGGED INTO SUNLIGHT seit jeher eine Band ist, die sich einen Dreck um Konventionen und Erwartungshaltungen schert, konnte davon ausgegangen werden, dass sie auch auf „Widowmaker“ keinerlei Kompromisse eingehen werden.

Das Album besteht aus einem einzigen Song, der in drei Abschnitte eingeteilt wurde. Der Beginn gestaltet sich mit „Part I“ zunächst anders als erwartet. Ein einziger Gitarrenton eröffnet das Werk, nach und nach gesellen sich verschiedene Melodien und Sprachsamples hinzu. Spätestens als sich dann gen Mitte eine Violine in die Klanglandschaft einfügt, beginnt das Kopfkino. Trostloses,verlassenes Ödland, welchem keine Spur von Leben innewohnt. Es ist kalt hier, saukalt.
Die Spannung wird nach und nach gesteigert, oft scheint der unweigerliche Ausbruch kurz bevor zu stehen, doch nichts passiert. Gekonnt wird eine gewisse Unruhe hervorgerufen, welche sich erst im zweiten Teil entlädt.
In den letzten beiden Teilen geht es im direkten Vergleich zum Vorgänger „Hatred For Mankind“ zwar weniger explosiv und deutlich gemächlicher zur Sache, bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass man eine grundlegende Veränderung bezüglich der musikalischen Ausrichtung befürchten muss.
Auch „Widowmaker“ besteht im Kern aus einem gelungenen Mix aus Death und Black Metal, wobei auch hier Stilelemente aus Doom, Grind und Sludge zu finden sind. Die Stücke folgen keinen gängigen Regeln, keine Strophe, kein Refrain. Hier zählt das erlebte Gefühl, welches die Musik transportiert. Bei knapp 40 Minuten ist das neuste Werk zwar um einiges kürzer als der Vorgänger, diese Tatsache tut dem Hörgenuss jedoch keinen Abbruch. Weniger ist bekanntlich oft mehr.

„Widowmaker“ ist gewiss keine Fortsetzung von „Hatred For Mankind“, durch die erzeugte Grundstimmung vermag es aber mindestens genauso zu begeistern und gefällt mir sogar ein Stück besser als das Erstwerk. Insgesamt gesehen kreierten DRAGGED INTO SUNLIGHT mit dem neuesten Klangwunder einen weiteren wertvollen Beitrag im extremen Sektor.Den Konsumenten erwartet ein wahrlich beklemmendes Hörerlebnis!

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Michael Ay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert