Eard - De Rerum Natura Cover

Review Eard – De Rerum Natura

EARD mögen in den Augen der Metal-Community ein unbeschriebenes Blatt sein, hinter den Kulissen hat die Band allerdings schon vor einer Weile ihre ersten Laufversuche unternommen. Das gefühlvolle Stück mit dem Titel „Exile“, das Saors „Forgotten Paths“ (2019) als Outro diente, wurde von dem italienischen Duo kreiert. Dieses unauffällige erste Lebenszeichen gibt bereits Aufschluss über die Musik, der EARD sich verschrieben haben. Auf ihrem eigenen, nach einem Text des römischen Dichters Lucretius benannten Debüts „De Rerum Natura“ spielen MK und Glorya Lyr melodischen Black Metal, bei dem ein in diesem Genre rarer Klangerzeuger im Vordergrund steht: die Harfe.

„Im Vordergrund stehen“ ist im Fall von EARD wörtlich zu verstehen: Das wohlklingende Saiteninstrument ist im Zuge der bloß 33 Minuten langen Platte nicht nur der Dreh- und Angelpunkt der Kompositionen, es dominiert auch den Mix. Der von durchaus namhaften Gastmusikern wie Emilio Crespo (Sojourner) und Déhà (u. a. Slow, Maladie) beigesteuerte, kräftige Schrei- und hymnische Klargesang, die gleichermaßen betrüblichen und epischen Gitarrenriffs und das ungestüme Drumming müssen hingegen oft zurückstecken. Lediglich im finalen Zwölfminüter „Eardstapa“ lassen EARD ihren Black Metal länger als ein paar Augenblicke zu Wort kommen.

Weshalb die Band Saors Mastermind Andy Marshall von sich überzeugen konnte, zeigt sich vor allem in den kurzen Zwischenspielen: „Eostre“ und insbesondere das heimelige, durch seine Dudelsackbegleitung herausstechende „The Lost Glen“ berühren mit ihrem feinfühligen Wesen. Bei den Metal-Tracks sieht die Sache hingegen etwas anders aus. Mitreißend ist das Songwriting zwar in mehr oder weniger jedem Track, davon hört man unter der beinahe omnipräsenten und unverhältnismäßig lauten Harfe jedoch oft nicht viel („Nocturnal Landscapes“).

Den Raum zwischen den Saitenklängen und den intensiveren Metal-Anteilen nutzen EARD nicht wirklich aus, sodass die Stücke mitunter recht karg wirken. Auch gelingt es der Band nicht immer, einen erkennbaren Konnex zwischen ihren sanften und ihren drängenderen Parts herzustellen. Während der Metal-Unterbau erhaben, schwermütig und dramatisch klingt, entlockt Lyr ihrem Instrument erwartungsgemäß bezaubernde, jedoch scheinbar zusammenhanglose Töne.

Es ist offensichtlich, dass EARD mit ihrer Interpretation von schwarzmetallener Musik wie Saor etwas Besonderes schaffen wollten. Im Gegensatz zu der schottischen Ein-Mann-Band, die Black Metal auf der einen und Flöten, Streicher und Dudelsack auf der anderen Seite zu einem stimmigen, oft triumphalen Ganzen formt, scheitert das südeuropäische Zweigespann an der dafür nötigen Kohärenz. Das Harfenspiel auf „De Rerum Natura“ ist zweifellos schön anzuhören, wenn auch nicht besonders virtuos, steht in den Songs jedoch weitgehend für sich. Um zu ihren Vorbildern aufschließen zu können, werden EARD in Zukunft ein ausgewogeneres und schlüssigeres Verhältnis zwischen ihrer derzeit noch zu schwächlichen Metal-Basis und ihrem charakteristischen Zupfinstrument finden müssen.

Wertung: 5 / 10

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