Review Envinya – Inner Silence

Nach einem Moment des innerlichen Verharrens kam die Erinnerung wieder auf an ENVINYA, den bayrischen Sechser, der mir vor eingen Jahren im Demostadium über den Weg lief. Da ich durchaus Gefallen am Schaffen der vier Jungs und zwei Mädels gefunden hatte, wundert es mich nicht, jetzt die erste Labelveröffentlichung vor mir liegen zu haben.

„Inner Silence“ heißt die Scheibe, ist mit zehn Songs ausgestattet und bietet – grob gesagt – symphonischen Metal mit Frauengesang im mittleren Tempobereich. Vergleichen mit Nightwish mussten ENVINYA sich damals schon nicht stellen, warum also unnötigerweise diese Fass nun aufmachen, auch wenn es aus dem einen oder anderen Grund sicher naheliegend wäre.
Wer die Demo kennen gelernt hat, wird sich beim Blick auf die Trackliste nun vielleicht wundern, sind doch sämtliche fünf Songs von 2010 auch jetzt wieder vertreten, was – um es gleich vorweg zu nehmen – keinesfalls ein Kritikpunkt ist, zumal das Material ja schon im demogewand überzeugte. Mittlerweile fährt man auch eine sehr amtliche Produktion auf, so dass die einzelnen Facetten der älteren Songs jetzt so richtig offenbar werden. Und „Faceless“ ist immer noch ein guter Opener, denn wieder wurde dieser eingängige, zum Mitrocken einladende Track an die erste Position gesetzt, sicher keine schlechte Wahl, um sich rasch Gehör verschaffen zu können. Aber auch die neuen Nummern können hier und da überzeugen, der Titeltrack ist hart, abwechslungsreich, hier und da sogar überraschend, „In My Hands“ schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Besonders ansprechend im Konzept finde ich die weitgehende Gleichberechtigung der Instrumente. Sicherlich hat man es mit einem Keyboard immer etwas einfacher, als wenn man Violinen, Klaviere und ähnliches im Gesamtklang hörbar machen müsste. Trotzdem wirkt die Produktion nicht nur wie angesprochen druckvoll, sondern in sich auch recht stimmig, was den Songs und dem Album in seiner Gesamtheit sehr gut tut.
Dennoch können die Bayern auf der Langstrecke nicht auf ganzer Linie überzeugen. Wie schon beim Demo finden sich ein paar Songs, die qualitativ zumindest soweit abfallen, dass sie nach einer zweistelligen Durchlaufzahl noch nicht beim Hörer ankommen. Es finden sich sicherlich fünf, sechs Songs, die den Ansprüchen genügen, auch wenn (noch) kein wirklicher Hit dabei ist. Der Rest wirkt noch etwas unausgegoren, den Begriff „Füllstoff“ meide ich aber lieber, das würde der Band nicht gerecht werden.

Für ein Labeldebüt ist „Inner Silence“ durchaus beachtlich, der große Wurf wird mit dem Album aber noch ausbleiben müssen. Macht nichts, Potential ist vorhanden, Motivation sicher auch und wenn die Band die Zeit bekommt, die sie benötigt, dann traue ich ihr in Zukunft schon zu, einmal ein wirklich überzeugendes Album zu schreiben. Für zwischendurch ganz nett, von einem Blindkauf würde ich aber abraten.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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