Das Cover von "Sentenced To Life" von Exarsis

Review Exarsis – Sentenced To Life

Seit ihrer Gründung im Jahre 2009 konnte sich die griechische Thrash-Metal-Truppe EXARSIS neben dem hellenischen Genre-Aushängeschild Suicidal Angels als heißester Exportartikel der dortigen Szene etablieren. Ganz ohne Kontroverse ging es dabei leider nicht, denn für das zugegebenermaßen reichlich geschmacklose Cover ihres letzten Albums „New War Order“ kassierten die Burschen aus Athen einiges an Kritik und mussten – für keine Band eine angenehme Situation – erstmal klarstellen, dass sie mit der rechten Ecke nichts am Hut haben. Das tat die Band glaubhaft anhand eines ausgedehnten Statements und nun kehrt sie knappe drei Jahre später mit ihrem neuen Album „Sentenced To Life“ zurück.

Mit kontroversen Aussagen liebäugeln diese fünf Griechen offenbar immer noch, denn „Sentenced To Life“ wird von einem kurzen Monolog eingeleitet, der politische Korrektheit als Tod der Redefreiheit und somit Instrument der Unterdrückung brandmarkt – auch das ein gern genutztes Argument der Neuen Rechten. Allerdings soll man ja Werk und Autor voneinander trennen und Thrash Metal erhebt in seinen Texten seit jeher einen gewissen sozialkritischen Anspruch. Die eingangs angesprochene Position ist eben eine, die derzeit vielerorts zur Spaltung der Gesellschaft beiträgt. Das kann man dann – ob nun befürwortet oder nicht – auch in den Fokus rücken. Ein Geschmäckle bleibt trotzdem, was allerdings eher daran liegt, dass EXARSIS noch das vorangegangene Artwork nachhängt. Selber schuld.

Davon abgesehen machen die Thrasher auf ihrem fünften Album so ziemlich alles richtig, was in erster Linie daran liegt, dass die Truppe einige größere Veränderungen durchmacht: Ab dem furiosen Opener „Another Betrayal“ schlagen EXARSIS eine weitaus ungestümere, rotzigere und – ja – punkigere Richtung ein und sind nahezu nicht mehr wiederzuerkennen. Vorbei sind die Zeiten, da die Jungens bloß Vorbildern wie Exodus oder Forbidden nacheiferten – auf „Sentenced To Life“ klingt das griechische Quintett derart entfesselt, dass man im ersten Moment glauben möchte, man habe es mit einer vollkommen anderen Band zu tun.

Dabei stellen EXARSIS nach wie vor die gleiche technische Präzision wie auf ihren vorangegangenen Platten zur Schau, erheben ihr Songwriting allerdings auf die übernächste Ebene: In Nummern wie „Mouthied“ oder „Interplanetary Extermination“ zocken die Jungens oftmals arschcoole Heavy-Metal-Riffs bei irrwitziger Geschwindigkeit, was eine gewaltige Portion Energie und Spielfreude transportiert – letztere ist obendrein in den schier atemberaubenden Leadgitarren des von Suicidal Angels zu ihnen zurückgekehrten Gitarristen Chris Tsitsis zu spüren. Und weil die Truppe auf „Sentenced To Life“ auch noch ihre Liebe zu – ja tatsächlich – großen Refrains und ausufernden Melodien entdeckt hat, ist hier vom Thrash Metal eigentlich gar nichts mehr übrig. Stattdessen klingen EXARSIS hier wie eine Heavy-Metal-Band auf Steroiden, was sie nicht selten ins Fahrwasser der leider viel zu kurzlebigen Toxik zu Zeiten von „World Circus“ befördert.

Auf „Sentenced To Life“ erfinden EXARSIS sicherlich weder das Rad noch den Thrash Metal neu, aber doch immerhin sich selbst. Dank des neuerlichen Fokus auf hymnischere Refrains und ausladende Melodien – der selbst Frontmann Nick J. unerwartet gut zu Gesicht steht – setzen sich die Griechen mit ihrer fünften Platte klar von der Konkurrenz ab und befreien sich aus dem Schatten der mächtigen Suicidal Angels. Obendrein agieren diese Musiker technisch nach wie vor auf schwindelerregend hohem Niveau, weshalb Fans mit „Sentenced To Life“ spät im Jahr noch eine der aufregendsten (Thrash-)Metal-Platten aus dem Underground bekommen. Wirklich stark.

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Wertung: 8.5 / 10

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