Das Cover von "The Human Project" von Exarsis

Review Exarsis – The Human Project

Bei der aktuellen Nachrichtenlage fällt es schwer, sich bei einer Band wie EXARSIS vermeintlich schlaue Sprüche zur griechischen Wirtschaftslage zu verkneifen – dabei mussten die Burschen aus Athen vollkommen ungeachtet der Situation in ihrem Heimatland etliche Entbehrungen machen: Gitarrist Chris Tsitsis wanderte zu Suicidal Angels ab und auch Sänger Alex und Drummer Giorgos nahmen 2013 ihren Hut. Folglich wurde „The Human Project“ in runderneuerter Mannschaft eingespielt.

Als erstes fällt der geschliffene Sound von „The Human Project“ auf – zwar fallen die Drums, die vermutlich vollkommen ohne Trigger auskommen, etwas dünn aus, aber insgesamt deutet das druckvolle Klangbild dieses Albums auf eine weitaus teurere Produktion als noch beim Vorgänger hin – ihr wachsender Bekanntheitsgrad hat EXARSIS offenbar Türen geöffnet. Schon das eröffnende „Arrivals“ macht deutlich, dass sich die Griechen mit messerscharfen und vor allem ultra-präzisem Thrash-Riffing ihr wichtigstes Markenzeichen trotz Umbesetzungen erhalten haben und so shreddert sich die Truppe auch auf ihrem dritten Album eine gute halbe Stunde lang mit einer Genauigkeit, die allenfalls von ihren Kollegen Suicidal Angels erreicht wird, durch zehn Hochgeschwindigkeits-Abrissbirnen.

Auch der Wechsel aus brutalen Riffs und irrwitzigen Leadgitarren geht nach wie vor reibungslos vonstatten, wobei EXARSIS gerade im Hinblick auf Gitarrensoli auch auf Melodie und Eingängigkeit setzen. Dieses Spannungsverhältnis sorgte schon auf „The Brutal State“ für Gänsehaut und bildet auch einen der größten Pluspunkte dieses Albums. In diesem Zusammenhang werden auch die Flitzefinger von Abgänger Chris Tsitsis nur bedingt vermisst, denn während Neuzugang Kostis Foukarakis natürlich einen anderen Stil als sein Vorgänger hat, ist hier technisch wie kompositorisch nach wie vor alles im Lot, wie etwa „False Flag Attack“ zeigt.

Nach dem Abgang von Frontmann Alex, der große Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Exodus-Frontmann Paul Baloff auf Crack hatte, steht nun Nick Tragakis bei den Thrashern hinter dem Mikrofon. Der tritt stilistisch durchaus in die Fußstapfen seines Vorgängers, hat aber weit mehr Kontrolle über seine Stimme. Damit klingt der neue Mann ähnlich, aber weniger anstrengend und lässt auf „The Human Project“ ein paar echt fiese Screams los – nachzuhören etwa in „R.F.I.D.“ oder „Skull & Bones“ Bisweilen ist sein Wechsel aus Gebell und Geschrei auch mit Hirax-Röhre Katon vergleichbar, was natürlich bestens zur Musik passt.

Ansonsten bleibt im Hause EXARSIS alles beim Alten und die Herren aus Athen zocken nach wie vor Old School Thrash Metal aus dem Bilderbuch, der sich an Vorbildern wie Exodus und Forbidden orientiert und augenblicklich auch von Kollegen wie Angelus Apatrida oder Ultra-Violence fabriziert wird. Das gewinnt sicher nicht den Innovationspreis, aber darum geht es hier auch nicht – EXARSIS spielen Thrash Metal, wie Thrash Metal sein soll und Punkt.

Die Griechen EXARSIS brechen auf ihrem dritten Album erneut alle Geschwindigkeitsrekorde und agieren dabei mit fast maschineller Präzision. Neuzugang Nick Tragakis macht auf „The Human Projet“ eine hervorragende Figur am Mikrofon und so werten das klinisch genaue Spiel und der runderneuerte Gesang den ansonsten recht gewöhnlichen Thrash Metal der Athener gewaltig auf. EXARSIS verteidigen trotz personeller Veränderungen ihren Platz im oberen Mittelfeld des Genres.

Wertung: 7.5 / 10

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