Review Freitod – Der unsichtbare Begleiter

„Für Fans von Katatonia, Shining & Alcest“ , so bewerben die deutschen Dark-Metaller FREITOD ihr nunmehr drittes Studioalbum „Der unsichtbare Begleiter“. Vier Jahre sind seit dem zweiten Album „Regenjahre“ vergangen, nun liefert das Nürnberger Duo weitere 45 Minuten tristen, angeschwärzten Metals ab. Viel scheint sich in diesen vier Jahren nicht getan zu haben, denn stilistisch betrachtet unterscheidet sich die neue Platte nahezu gar nicht von ihrem Vorgänger. Es stellt sich demnach nur die Frage, ob es FREITOD gelungen ist, ihr Schaffen zu verfeinern oder ob es doch langsam an Kreativität mangelt.

Den bösartigen Wahnsinn der eingangs erwähnten Shining hatten FREITOD weder damals noch heute in ihrer Musik und auch die Verträumtheit von Alcest findet man bei den Nürnbergern nur selten. Den großen Einfluss von Katatonia hört man jedoch wie schon auf „Regenjahre“ gut heraus. Schon im Opener „Unter schwarzen Wolken“ wissen die melodischen, schwermütigen Gitarren zu gefallen und auch in den übrigen Tracks sind die tristen Melodien eindeutig das Highlight der Kompositionen.
Wirklich herausstechend sind allerdings nur das sanfte Post-Rock-Gezupfe in „Die Zeit heilt keine Wunden“ sowie die ungewohnt tiefen, unheilvollen Riffs im rauen „Zerrissen“. Ironischerweise sind gerade jene zwei Tracks die stilistischen Pole des Albums. Während „Zerrissen“ eine erfrischende Abwechslung zur sonst so schwermütigen Musik von FREITOD darstellt, geht „Die Zeit heilt keine Wunden“ alsbald trotz der schönen Clean-Gitarren gehörig auf die Nerven. Grund dafür ist der furchtbar pathetische Klargesang, der schon auf „Regenjahre“ nicht annähernd so viel Emotion transportiert hatte, wie es zweifellos beabsichtigt war. Diesmal sind jedoch auch die gesungenen Melodien noch unspektakulärer.
Textlich haben sich FREITOD auch nicht neu erfunden, vor lauter Depression hat man offenbar ganz den lyrischen Anspruch vergessen. Dieses Manko ist umso schwerwiegender, da die fülligen – wenn auch etwas abwechslungsarmen – Screams sehr gut verständlich sind. Es fällt somit schwer, die eher schwachen Texte zugunsten der Musik zu ignorieren, was wirklich schade ist, denn „Der unsichtbare Begleiter“ ist musikalisch gar nicht so übel. Hin und wieder gehen die Nürnberger sogar aus sich heraus und packen die Double-Bass und Blast-Beats aus. Über weite Strecken hat man jedoch das Gefühl, dass die Düstermetaller ihre Komfortzone zu selten verlassen, und schlussendlich sind sogar die an sich guten Gitarren nicht so packend wie noch auf „Regenjahre“.

FREITOD machen ihre Sache eigentlich ganz gut, das Cover, die klare Produktion und die Ausführung zeugen von ihrer Professionalität. Aufgrund der ernüchternden Cleans und Texte bleiben die Emotionen jedoch auf der Strecke, was gerade bei dieser Art von Musik fatal ist. Wer das vorherige Album mochte, könnte auch hieran gefallen finden, zumal die Band ihre typischen Trademarks beibehalten hat. Dennoch bleibt „Der unsichtbare Begleiter“ gefühlsmäßig enttäuschend hinter „Regenjahre“ zurück.

Wertung: 6 / 10

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