Review Gaoth – Dying Season’s Glory

  • Label: Northern Silence
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Würde man Atmospheric Black Metal mit einem der vier Elemente in Verbindung bringen, dann vermutlich entweder mit Luft oder mit Wasser. So dachte wohl auch F.S., als er 2016 sein Soloprojekt GAOTH gründete, dessen Name sich unter anderem aus dem Gälischen ableitet und sich in etwa mit „Wind“ oder „Sturm“ übersetzen lässt. Im selben Jahr brachte der Ire mit „Dying Season’s Glory“ in Eigenregie sein Debüt heraus, welches nun auf Northern Silence wiederveröffentlicht wird. Dass sich das Label für diesen Re-Release entschieden hat, lässt schon im Vorhinein vermuten, dass es sich dabei um eine bemerkenswerte Platte handelt – was sich tatsächlich als zutreffend herausstellt.

Obwohl „Dying Season’s Glory“ noch mit den typischen Symptomen eines Underground-Releases, namentlich einer leicht verwaschenen Produktion und kleineren spielerischen Ungenauigkeiten, zu kämpfen hat, merkt man doch schon, dass in GAOTH viel musikalisches Talent schlummert. Die Platte beinhaltet nämlich praktisch alle Elemente, die man in einem depressiven Atmospheric-/Post-Black-Metal-Werk für gewöhnlich sucht: schwermütige, aber keineswegs jammernde Screams, tristes und unterkühltes Tremolo-Picking („Dying Season’s Glory“) sowie einige sphärische Ambient-Klänge und Backing-Clean-Vocals („Autumnal Breath“), mit denen GAOTH seinen Songs unauffällig aus dem Hintergrund heraus mehr Schönheit und Tiefe verleiht.
Auch melancholische, stimmungsvolle Clean-Gitarren sind ein fester Bestandteil der Kompositionen, so zum Beispiel im beschwingten Zwischenspiel „Waning Of The Years“ oder in „Astral Paths“, in welchem sie wie konzentrische Kreise sanft über die klangliche Wasseroberfläche gleiten. Die Assoziation zu Luft und Wasser ruft GAOTH neben seinem Namen, dem blassblauen Artwork und den fragilen und doch eiskalten Leadmelodien auch über die Übergänge zwischen den Songs hervor, die mal wie geisterhaft heulender Wind, dann wiederum wie stürmischer Regen klingen und die Tracks so zu einer natürlichen Einheit verbinden. Auch das stimmungsvolle Piano in „Will Of Mountains“ passt diesbezüglich sehr gut ins Bild.
Solche und andere stimmige Details findet man vor allem im späteren Verlauf des knapp einstündigen Albums vor, das ansonsten ziemlich gleichförmig und – wie für Atmospheric Black Metal üblich – praktisch durchgehend in schwerfälligem Tempo arrangiert ist. Dementsprechend gibt es auch den einen oder anderen „nur“ durchschnittlichen, wenig fesselnden Track.

Trotz gewisser Schwachstellen und ein paar wenigen nicht ganz mitreißenden Nummern ist das Erstlingswerk von GAOTH eine runde Sache. Einige der trübsinnigen Melodien bleiben lange hängen und drücken viel aus, die Platte wirkt wie aus einem Guss und das Songwriting birgt schon jetzt viel Potential in sich. Das nächste große Ding im Atmospheric Black Metal wird GAOTH mit „Dying Season’s Glory“ zwar nicht unbedingt, aber eine gutes Album für regnerische Tage ist es allemal. Und vielleicht werden wir eines Tages noch mehr und noch besseres von F.S. zu hören bekommen, man darf gespannt sein.

Wertung: 7 / 10

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