Review Gebrüder Thot – Das Déjà Vu

  • Label: Lindenblatt
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Soundtrack

T(h)otgeglaubte leben länger. Wobei: Wer hat nach dem überraschenden Erfolg der ersten Hörspielplatte schon ernsthaft geglaubt, dass es sich bei den GEBRÜDERN THOT, bestehend aus Schandmaul-Kopf Thomas Lindner und dessen Bruder Stefan, um eine Eintagsfliege im Hörspiel-Business handelt? Mit ihrem zweiten Teil der gesprochenen Kurzgeschichten namens „Das Déjà Vu“ setzen sie ihren (Erfolg-)Kurs weiter fort.
Während das Vorgängerexemplar bezüglich Wortwahl und Atmosphäre schon sehr ungewöhnlich war und für den Hörer so manchen Stolperstein bereithielt, setzen die beiden Brüder beim Déjà Vu sogar einen drauf: noch direkter und realistischer präsentieren sich die beiden Geschichten auf der CD. Dadurch, dass die Aufnahmen größtenteils unbearbeitet auf die Silberlinge gepresst wurden, wirkt die Gesprächsatmosphäre noch authentischer als beim Vorgänger und man nimmt den Sprechern über sehr lange Passagen hinweg ihre gespielten Ansichten und Stimmungen ohne Zögern ab. Und auch die Themen sind irgendwie noch einen Hauch ansprechender verarbeitet.
Die Titelgeschichte dreht sich hauptsächlich um das Thema Religion. Hier wird der Hörer unweigerlich an den Aufbau von „Die zwei Brüder“ erinnert, denn es findet eine Diskussion zwischen zwei Personen statt, wenn auch dieses Mal zwischen zwei Bahnreisenden. Und, wie für die Gebrüder Thot scheinbar typisch, wartet auch hier ein etwas ungemütliches Ende. Schade nur, dass der aufmerksame Hörer bereits einige Zeit vor dem Schluss den Ausgang erraten wird. Nichtsdestotrotz fesselt die Geschichte und mindert den Genuss nur minimal. Ganz wichtig ist zu wissen, dass der Faktor Religion in diesem Fall KEIN Abschreckungskriterium darstellt! Es sind keine versteckten Bekehrt-Euch-Zu-Dieser-Oder-Jener-Religion-Predigten oder Meine-Religion-ist-sowieso-die-Beste-Botschaften eingebaut, dafür hier und da ein kleiner Witz oder auch interessante Fakten und Ansichten (die allerdings nicht dem Hörer aufgedrängt werden, sondern eher den Gesprächspartnern im Hörspiel-Dialog).
Mit „Zum Meister“ betreten die Brüder ein neues Terrain. Durch die Besetzung der unterschiedlichen Rollen mit verschiedenen Sprechern trifft hier der Begriff Hörspiel zum ersten Mal in seiner verbreiteten Bedeutung zu. Die zweite Story, nicht weniger interessant, wenn vielleicht anfangs auch etwas verwirrend, geht mehr in Richtung Horror und Grusel. Wer sich also für dieses etwas morbide Genre begeistern kann, wird auch bei diesem Part der Platte nicht enttäuscht werden.
Außerdem wurde die musikalische Unterstützung erweitert. Wie beim ersten Werk klingen Electonic-Industrial-Klänge der Münchener Band VorTeX durch, aber auch Black Metal bzw. Death-Metal-Stücke von CYCLOTRON und MELKOR untermalen das Ganze, wenn auch nicht immer hundertprozentig passend in die Geschichte integriert. Die sonstigen Hintergrundgeräusche sind, wie bereits bekannt, gut produziert und gekonnt in die Geschichten integriert. Hier merkt man besonders Thomas Lindner seine jahrelange Erfahrung an den Reglern an.
Alles in allem ein rundum gelungener zweiter Schritt auf dem Weg zum großen Hörspielerfolg, bei dem sich gesunde Weiterentwicklungen und nur minimale Schönheitsfehler abzeichnen. Über diese kann man aber getrost hinwegsehen, solange der Spaß- und Unterhaltungsfaktor an den düsteren Geschichten stimmt. Dieser stimmt. Und wie!

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Uschi Joas

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