Review Gebrüder Thot – Die Spinne

  • Label: Lindenblatt
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Soundtrack

Ein völlig neues Hörerlebnis kommt auf all jene Hörer zu, die sich mit dem Erstlingswerk der GEBRÜDER THOT beschäftigen, das den verheißungsvollen Namen „Die Spinne“ trägt. Hinter dem Pseudonym steckt tatsächlich ein Geschwisterpaar, von dem ein Teil bereits durch die Münchener Band Schandmaul künstlerisch in Erscheinung getreten ist. Bei den beiden Brüdern handelt es sich um den Sänger der Folk-Rocker Thomas und seinen Bruder Stefan Lindner, die sich mit der drei Kurzgeschichten enthaltenden Platte auf ein völlig neues Terrain begeben haben. Schon die erste von Stefan selbst verfasste Geschichte mit Namen „Der schwere Gang“ überrascht mit ungeschönten Gedankengängen, gnadenloser Offenheit und einem beklemmenden Gefühl, welches sich im Hörer breit macht. Es ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, den sonst auf der Bühne so harmonieausstrahlenden Thomas über einen „verfickten Albtraum“ schimpfen zu hören, doch spätestens beim zweiten Hördurchlauf hat man sich mit dieser Ausdrucksweise angefreundet und man kann nach der ersten Ablenkung durch die oben genannte Wortwahl eine gelungene Erzählung über ein etwas ungewöhnliches Thema genießen.

Passend zum Verwandtschaftsgrad der beiden Künstler folgt die Erzählung über eine erhitzte Diskussion zweier Brüder, an deren Ende eine unvermutete Pointe wartet und die Geschichte beim wiederholten Hören in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Mit solchen Kniffen ist die ganze CD gespickt und verspricht jedes Mal den berühmten Aha-Effekt.
Auch in der Titelgeschichte der Platte werden bis dato für Hörspiele eher untypische Erzählmethoden und –thematiken verwendet. Einerseits erfährt man darin die sehr direkt ausgesprochenen Gedankengänge eines von der Damenwelt nicht verstandenen männlichen Jugendlichen, andererseits wird man mit den beängstigenden Empfindungen eines Arachnophobikers konfrontiert, in denen sich gewiss der ein oder andere wiedererkennen dürfte.

Musikalisch untermalt werden die beklemmenden, überraschenden und durch die leidenschaftliche Hingabe der Sprecher sehr intensiven Hörstücke von dem mit den Sprechern eng befreundeten VorTeX –Electronic Countermeasures untermalt. Das aus München stammende Industrial-Projekt verstärkt die Gefühle, die durch die verstörend offenen Monologe und Dialoge erzeugt werden auf feinfühlige Art und Weise und rundet damit die drei wirklich hervorragenden Geschichten, die allesamt aus Stefans Feder stammen, ab. Und auch Thomas Verantwortungsbereich, nämlich die Geräusch- und Soundeffekte, sind absolut gelungen und verschmelzen auf beeindruckende Art und Weise mit den Geschichten.
Getreu dem Motto des Werbeslogans „Unbequem – Schmutzig – Intelligent“ wird in dieser Produktion alles umgesetzt, was das Hörspiel-Herz höher schlagen lässt und ist uneingeschränkt FÜR ERWACHSENE empfehlenswert!

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Uschi Joas

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