Review Gehennah – Too Loud To Live, Too Drunk To Die

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Heavy Metal

In den Neunzigern, als es in Schweden mit Melodic Death Metal losging, gründete sich dort eine Band namens GEHENNAH, um die Fahne des assig-prolligen „Street Metals“ hochzuhalten, der natürlich ganz ohne Keyboard-Teppiche, zuckersüße zweistimmige Riffs und Klargesangspassagen auskommt. Die produktivste Phase in ebenjenem Jahrzehnt brachte drei Full-Lengths und einige EPs hervor, danach wurde es jedoch recht still um die Truppe. Nach einer Rückmeldung in Form der EP „Metal Police“ im Jahr 2014 und satte 19 Jahre nach dem letzten Langeisen „Decibel Rebel“ katapultiert sich das Kult-Quartett mit „Too Loud To Live, Too Drunk To Die“ nun endgültig zurück ins Bewusstsein der Metalheads.

Die Bezeichnung „untalentierteste Band der Welt“ ist dabei wohl eher Imagepflege seitens des neuen Labels Metal Blade: Zwar ist der Stil von GEHENNAH gänzlich anti-virtuos, leicht rumpelig und abgefuckt; verspielte Gitarrensoli und eine tight gespielte Doublebass zeigen jedoch, dass hier keine Amateure am Werk sind. Roh, dreckig und obszön, wie der Vierer seine Musik in „Life Metal Must Die“ selbst charakterisiert, trifft es da ganz gut, und so rocken und prügeln, grölen und shouten sich GEHENNAH durch 13 Tracks, die mal mehr Gewicht auf rastloses Uptempo, mal mehr auf knackiges Old-School-Riffing legen. Als Resultat klingt „Too Loud To Live, Too Drunk To Die“, als hätte man Metallicas “Kill ‘em All” und Motörheads “Ace Of Spades” in den Mixer geworfen und mit einer großzügigen Portion Venom gewürzt.

Im Großen und Ganzen halten sich die Schweden bei ihrem Thrash ‘n‘ Roll an traditionelle Songstrukturen, nennenswerte Geschwindigkeitswechsel innerhalb der Lieder bleiben ebenso außen vor wie Ausflüge über die Vier- und meist auch Drei-Minuten-Marke oder eine Rhythmusgitarrenspur bei Rob Stringburners Soli. Während letzteres der Platte eine authentische Live-Atmosphäre verleiht, sorgen die zuvor genannten Punkte leider auch für eine gewisse Gleichförmigkeit auf „Too Loud To Live, Too Drunk To Die“, die beim puristischen und aufs Wesentliche reduzierten Ansatz von GEHENNAH wohl unvermeidlich, wenn nicht gar gewollt ist. Dem Spaßfaktor tut dies indes keinen Abbruch, zumal Nummern wie „Scumbag“ und „We Stole Your Song“ zusätzlich noch mit humorvollen Texten punkten können.

Wer seinen Metal gerne schmutzig und puristisch, souverän und kompromisslos hört, dem bieten GEHENNAH mit ihrem unterhaltsamen Full-Length-Comeback den idealen Soundtrack zum Biertrinken. Wenn die Schweden nicht noch mal knapp zwei Jahrzehnte bis zur nächsten Platte warten, steht dem zweiten Frühling nichts im Wege.

Wertung: 7 / 10

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