Review Gruenewald – II

Von Zeit zu Zeit braucht der Mensch ja auch mal etwas Entspannung… man kann ja schließlich nicht den lieben langen Tag nur Slayer und anderen Krach hören.
Doch auch für genau diese Momente hält die Welt für den aufgeschlossenen Metaller immer wieder wahre Kleinode bereit – Oasen der Entspannung, Bands wie Bohren Und Der Club Of Gore, die ihr Publikum wohl gleichermaßen aus der Metal- wie der Jazz-Sezne rekrutieren oder solche wie das hier zu besprechende Soloprojekt GRUENEWALD, die an überhaupt keine feste Zielgruppe mehr gerichtet zu sein scheinen.

Bei dem Musiker hinter GRUENEWALD handelt es sich für Fans progressiv angehauchter Underground-Klänge um einen alten Bekannten, ist Christian Kolf doch auch bei den Doom-Deathern Valborg sowie den beiden Progressive Rock-Bands Island und Woburn House aktiv. Ein kleines Wunder also, dass es „II“, wie das zweite Werk unter dem GRUENEWALD-Banner schlicht betitelt ist, überhaupt gibt – immerhin war sein Schöpfer in den letzten fünf Jahren in sage und schreibe neun weitere Veröffentlichungen direkt involviert. Dennoch scheint Kolf die Muße gefunden zu haben, zwischen all diesen Bands und einem (hoffentlich) einigermaßen geordneten Privatleben auch noch diesen Nachfolger für das erst 2008 erschienene, selbstbetitelte Debüt-Album zu komponieren und aufzunehmen.
Und Muße braucht es wohl in großem Maße, um ein derartiges Werk zu schreiben – zumindest kann ich mir nur schwer vorstellen, wie derart atmosphärische, stellenweise fast schon als meditativ zu bezeichnende Musik unter Stress entstehen könnte:
„II“ besteht zum Großteil aus rein instrumentalen, teils sehr puristisch, teils komplex angelegten Arrangements aus Cleangitarren, Bass, Schlagzeug und Synthesizer, zu welchen sich etwas Gesang gesellt, welcher aber eher melodisch gesprochen denn im eigentlichen Sinne des Wortes „gesungen“ ist. Der Begriff „experimenteller Ambient“ mag dabei für diejenigen, die darauf bestehen, auch diese CD in einen greifbaren Rahmen aus Genrebezeichnungen zu zwängen, eine halbwegs passende Beschreibung sein, kombiniert man ihn mit Minimalmusic und Postrock: Psychedelische Parts mit gefühlvollen Gitarrensolis im Downtempo wechseln sich mit der Monotonie über lange Strecken gehaltener Motive ab, wobei „Monotonie“ hier klar als Stilmittelbezeichnung, nicht als Kritik an einer kompositorischen Verfehlung aufzufassen ist: „II“ ist dabei nämlich alles andere als langweilig, versteht Kolf es doch wahrlich gut, Spannungsbögen aufzubauen, Themen zu variieren und Ideen miteinander verschmelzen zu lassen:

Herausgekommen ist dabei ein perfekt in sich geschlossenes und dennoch abwechslungsreiches Werk, das zwar durchgängig ruhig und dezent gehalten ist, dabei jedoch nichts an Kraft und Ausdrucksstärke vermissen lässt. Ein starkes Album, das, wenn man sich darauf einlässt und ihm die Chance dazu einräumt, von Durchlauf zu Durchlauf wächst und dem Hörer immer neue Facetten offenlegt.

Wertung: 8.5 / 10

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