Review Haradwaith – Creating Hell

  • Label: Black Bards
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Black Metal

„Wenn sich zwei Brüder zusammentun, um eine Band zu formieren, ist das nicht selten Erfolg versprechend. Immer aber Aufsehen erregend.“ heißt es im Promotext zum Debüt der Black Metaller HARADWAITH – um sogleich Parallelen zu Sepultura, Krisiun und At The Gates zu ziehen.
Dass Bruderliebe nicht zu Berühmtheit reicht, zeigt indess die Tatsache, dass die bereits 2003 in Griechenland gegründete, mittlerweile in Deutschland ansässige Band noch bis vor kurzem kaum jemand kannte. Dabei lässt sich „Bis vor kurzem“ recht genau terminieren, nämlich auf September 2009 – dem Zeitpunkt, da der bei Endstille verstoßene Iblis sich aus einer nur ihm bekannten Montivation heraus der Truppe, beziehungsweise des Mikrophones annahm.

In Anbetracht der Tatsache, dass er die Band bereits nach den Aufnahmen zu „Creating Hell“ wieder verlassen hat, um sich aus dem Musikgeschäft zu verabschieden, eine Aktion, die man mit etwas Böswilligkeit leicht als wohlüberlegte PR-Aktion einschätzen könnte. Das Motiv wäre in diesem Fall auf beiden Seiten klar: Während Iblis nach seinem Rauswurf den Ex-Kollegen beweisen wollte, dass er sie nicht braucht und deshalb umgehend eine neue Band finden musste (Prinzip: Rachesex), hätten HARADWAITH es von alleine, also nur durch ihr musikalisches Schaffen, wohl nichtmal über ihren Landkreis hinaus zu Berühmtheit gebracht (Prinzip: Hochgeschlafen) – eine klassische Win-Win-Situation also.
Dieses Konzept mag für die beiden Partein vielleicht sogar zunächst aufgegangen sein – auf lange Sicht jedoch wird sich wohl bemerkbar machen, dass in der Win-Win-Situation eine dritte Partei keinen Platz hat… und richtig: Der Hörer kann sich hier nicht zu den glücklichen Gewinnern zählen.

Denn was er auf „Creating Hell“ geboten bekommt, ist allenfalls so durchschnittlich wie man es von einer Provinz-Band wie HARADWAITH erwartet – da hilft auch kein Iblis, doch dazu später mehr.
Musikalisch im Stile des Schwedischen Black Metal beheimatet, bietet „Creating Hell“ ungefähr genau so viel Innovation, wie der Albumtitel oder Bookletsprüche wie „This Is Armageddon“ erahnen lassen: Keine.
Das wäre nicht per se schlimm, gibt es doch eine Reihe Bands, die gut damit fahren, traditionellen Black Metal zu spielen – doch haben diese entweder trotzdem einen sehr eigenen Stil (beispielsweise Dark Funeral) oder aber tun, was sie tun, so souverän, dass man garnicht darüber ins Grübeln kommt, ob man derartiges nicht schon hunderte Male gehört hat.
Auf HARADWAITH trifft keines von beidem zu: Die Riffs abgedroschen, wird hier ohne Sinn und Verstand über fast 50 Minuten hinweg durchgeprügelt, ohne, dass dabei auch nur eine mitreißende Passage, ein nennenswert guter Riff oder eine eingängige Melodie geboten würde. Da nützt es auch nichts, dass die Platte wie die Endstille-Werke im Jak’s Hell-Studio aufgenommen wurde…
Keine sonderlich gute Basis also für Iblis, das Werk zu veredeln – und in der Tat passt sich auch die Gesangsleistung dem musikalischen Niveau an: Würde ich Iblis ob seiner Gesangsleistung bei Endstille ohne Frage in die Top drei der besten deutschen Black Metal-Sänger einordnen, ist das, was hier zu hören ist, allenfalls Durchschnitt: Emotionsloses, eintöniges Geschrei ohne jegliche Tiefe.
Eigentlich würden acht Songs dieser Art voll und ganz genügen – HARADWAITH jedoch wollen mehr, und so bekommt der geneigte Fan darüber hinaus noch drei Alternativ-Versionen geboten, die so alternativ sind, dass ich selbst nach mehrfachem direktem Vergleich keinen nennenswerten Unterschied ausmachen konnte. Dass hier ein Blick in die Zukunft gewährt wird und bereits Iblis Nachfolger Skoll das Mikro schwingt, ist nahezu nicht zu bemerken – ob das nun positiv für HARADWAITH, als Lob für Skoll oder als Kritik an Iblis auszulegen ist, muss jeder selbst beurteilen. So ähnlich wie die beiden Versionen klingen, hätte man sich jedenfalls gut und gerne auch für eine entscheiden dürfen.
Um es auf den Punkt zu bringen: „Creating Hell“ ist für die Black Metal-Szene so bedeutsam wie die Alternativ-Versionen für „Creating Hell“ – oder auch das sprichwörtliche fünfte Rad am Wagen.

Alles in allem ist „Creating Hell“ leider nicht mehr als die Summe seiner Bestandteile – langweiliges bis nerviges Gitarrenshredding mit ausdruckslosem Gesang. Von Armageddon keine Spur, und wenn Höllen heutzutage so gemacht werden, kann ich nur sagen:
Ketzer und Sünder dieser Erde, seid beruhigt – was in seiner Erschaffung so langweilig klingt, kann auch in Vollendung nicht halb so schlimm sein, wie vom Volksmund behauptet.

Wertung: 4.5 / 10

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