Review Headspace – I Am Anonymous

Im hart umkämpften Feld des Progressive Metal scheinen HEADSPACE mit ihrem ersten Longplayer eine relativ neue, unbedeutende Erscheinung zu sein. Das stimmt so aber nicht: Bereits 2007 legte man die – seinerzeit kaum beachtete – EP „I Am“ vor. Zwei der hier beteiligten Herren, nämlich Keyboarder Adam Wakeman (Sohn von Yes-Tastenmann Rick Wakeman und Keyboarder von Ozzy Osbourne) und Damian Wilson (Threshold, Star One), musizierten sogar schon in den Neunzigern zusammen, ohne allerdings je eine Platte veröffentlicht zu haben.

Mit dem führenden Prog-Label InsideOut im Rücken dürften HEADSPACE nun hoffentlich etwas mehr Aufmerksamkeit erregen. Schließlich bieten sie auf ihrem Debüt „I Am Anonymous“ alles, was der geneigte Progmetal-Fan sich so wünscht: Rasante und variantenreiche Instrumentalparts, packende Melodien und Riffs, dichte Atmosphäre, ausufernde Longtracks, eine fette Produktion, ein grandioses Coverartwork und – selbstverständlich – ein lyrisches Konzept. OK, klingt für euch nach 10/10? Nicht ganz: Auch wenn HEADSPACE sich redlich bemühen, einen perfekten Erstling abzuliefern, gibt es noch Luft nach oben.

Denn anstatt ein Album aufzunehmen, auf dem sich nur ein Song unter acht Minuten Länge befindet, hätten Adam Wakeman & Co. vielleicht zunächst an sinnvollen Songstrukturen arbeiten sollen. Versteht mich nicht falsch: Jeder einzelne Track bietet haufenweise coole Passagen; zweifellos spielen HEADSPACE auch immer Musik für den Hörer und nicht zum Selbstzweck. Was allerdings fehlt, wird schnell bei einer Nummer wie dem ausufernden 15-Minüter „Daddy Fucking Loves You“ klar: Der Song wandert in seiner Viertelstunde durch so viele verschiedene Stimmungen und aneinandergereihte Songfragmente, dass man trotz wiederkehrender Elemente schlicht und einfach nicht von einer ordentlichen Komposition sprechen kann.

Blendet man beim Hören diese Tatsache allerdings aus oder stempelt sie unter der Kategorie „übertriebener Aktionismus“ ab, so bleibt letzten Endes ein Album, das während seiner 73 Minuten Spielzeit mächtig Spaß bereitet und großes Potenzial erkennen lässt. Größtes Plus ist dabei die für Progmetal sehr eigenwillige und hohe, aber trotzdem technisch blitzsaubere Stimme von Damian Wilson, die die Musik stark formt und vom Progmetal-Allerlei abhebt. Bevor wer fragt: Der Vergleich mit Star One und Threshold, bei denen er ja auch hinter dem Mikro steht, verbietet sich. HEADSPACE klingen viel ambitionierter, verschachtelter und vielschichtiger.

Wertung: 8 / 10

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