Das Cover des ersten Albums von Hellbutcher

Review Hellbutcher – Hellbutcher

Wer Per „Hellbutcher“ und Erik „Tyrant“ Gustavsson einmal abseits der Bühne erlebt hat, dürfte über den Split von Nifelheim weniger verwundert sein als darüber, dass diese Band so lange existiert hat: Zwischen den Zwillingen herrscht seit Jahren emotional Eiszeit und den unvermeidlichen Frust ertränkten die beiden nach jeder Show in Alkohol – jeder für sich, versteht sich. So dürfte es schlussendlich tatsächlich das Beste für alle Beteiligten gewesen sein, dass Nifelheim 2022 endlich der Stecker gezogen wurde – zumal sich Per „Hellbutcher“ Gustavsson direkt in mehrere neue Projekte gestürzt hat.

Neben dem Oldschool-Heavy-Doom-Projekt Friends Of Hell, für dessen aktuelles Album „God Damned You To Hell“ er den Gesang beigesteuert hat, sind hier vor allem HELLBUTCHER ins Rampenlicht gerückt. Denn hier macht der Schwede zwar dort weiter, wo Nifelheim aufgehört haben – aber das auf in allen Belangen ganz anderem Level.

Das fängt damit an, dass HELLBUTCHER direkt einen Vertrag bei Metal Blade Records, einem der renommiertesten Labels im extremen Metal, bekommen haben. Deren Unterstützung in Sachen Promo oder auch Videobudget ist natürlich nicht mit dem zu vergleichen, was das schwedische Kleinst-Label TPL Records für Nifelheim zu leisten imstande war. Weiter geht es mit der Band, die Pelle um sich geschart hat: Necrophiliac (Mordant) und Iron Beast (Unleashed, ex-Firespawn) an den Gitarren, Eld (Gaahls Wyrd, Taake) am Bass und Devastator (Bloodbath) am Schlagzeug sind wahrlich eine schlagfertige Truppe, die – ohne despektierlich werden zu wollen – technisch auf anderem Niveau agiert als die Instrumentalfraktion von Nifelheim. Und dann ist da eben noch das Songmaterial.

Wunderbar „oldschool“, dabei aber kein bisschen rumpelig, sollten die acht Songs die Herzen aller Fans von Speed/Thrash-Metal-geprägtem Black Metal höherschlagen lassen. Bereits der Opener „The Sword Of Wrath“ lässt im besten Sinne an Necrophobic denken: Eine getragene Gitarrenmelodie eröffnet den Reigen und ehe man sich versieht, ist man in einem wilden Riffgewitter mit furiosen Sologitarren. Schwedischer könnte ein Song kaum klingen, und für das, was er sein soll, eigentlich auch nicht besser.

Ein starker Opener macht freilich noch kein gutes Album – doch HELLBUTCHER wissen, das Feuer, das sie mit diesem Song entfacht haben, am Leben zu erhalten … und ehe man sich’s versieht, ist man bereits beim finalen „Inferno’s Rage“ angekommen. Kein Wunder, denn alles in allem dauert „Hellbutcher“ nur 33:19 Minuten – und das bei acht Songs. So ist die Kurzweiligkeit des Materials aber auch schnell erklärt: Bei mitunter nur rund drei Minuten pro Song bleibt gar keine Zeit für Langeweile – zumal HELLBUTCHER wirklich jede Sekunde packend gestalten. Griffige Strophen jagen im Wechsel mit furiosen Soli und schneidigen Riffs durch den Raum. Ein weiterer Pluspunkt für HELLBUTCHER ist das bemerkenswerte Maß an Melodik und Epik, kombiniert mit bitterböser Schwärze. Hier sticht vor allem das etwas ruhigere „Hordes Of The Horned God“ hervor, das intuitiv an Watain denken lässt, aber auch das ebenfalls etwas gemäßigtere „Death’s Rider“. Für die letzte Viertelstunde ziehen HELLBUTCHER das Tempo dann nochmal herrlich an. Spätestens an dieser Stelle gebührt es sich, auch noch über den Sound zu sprechen: Egal, ob das wilde Solieren in „Possessed By The Devil’s Flames“, das chaotische Crescendo-Ende von „Satan’s Power“ oder das messerscharfe Riffing im Wechsel mit den lässigen Drum-Breaks in „Inferno’s Rage“: Obschon der Sound herrlich retro und verdammt rotzig klingt, lassen sich die einzelnen Elemente stets differenziert heraushören. Herrlich!

„Hellbutcher“ klingt, als wäre die Trennung von Nifelheim und der Neuanfang mit diesen Musikern die beste Entscheidung gewesen, die Per Gustavsson hätte treffen können. Ohne stilistisch auch nur ein My der Kultigkeit von Nifelheim aufzugeben, machen HELLBUTCHER einfach alles besser: Der Sound ist mit dem dumpfen Gerumpel auf „The Burning Warpath To Hell“ nicht zu vergleichen, technisch spielen alle HELLBUTCHER-Musiker schlichtweg in einer anderen Liga – und in der Folge kommt auch das Songwriting deutlich schneller und treffsicherer auf den Punkt. Nifelheim sind tot – es leben HELLBUTCHER!

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Wertung: 8.5 / 10

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