Interview mit Per "Hellbutcher" Gustavsson von Hellbutcher

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Nifelheim sind tot – es leben HELLBUTCHER! Per Hellbutcher Gustavsson spricht in einem der ersten Interviews seiner neuen Band über die Entstehungsgeschichte von HELLBUTCHER, die Chancen, dass Nifelheim nochmal zusammen finden, und natürlich seine große Liebe: Iron Maiden.

Beginnen wir mit dem wichtigsten Thema: Iron Maiden – oder zumindest Bruce Dickinson. Was hältst du von seinem neuen Soloalbum?
Ich bin ganz deiner Meinung! Iron Maiden und alles, was mit Iron Maiden zu tun hat, ist das allerwichtigste Thema! Ich muss sagen, dass ich das neue Bruce-Dickinson-Album wirklich mag. Es wird mit jedem Durchlauf besser, was normalerweise ein Zeichen dafür ist, dass die Songs wirklich stark und gut geschrieben sind. Es ist auf eine gute Art und Weise abwechslungsreich, ohne dass es seine Heavy-Atmosphäre verliert.

Artwork des Albums The Mandrake Projekt von Bruce DickinsonDu bist ein eingefleischter Maiden-Fan und reist der Band oft hinterher … gilt das auch für sein Solo-Projekt? Wirst du dir einige Shows ansehen?
Ich werde auf jeden Fall versuchen, ein paar seiner Konzerte zu sehen! Wenn es um Maiden-Soloprojekte geht, gehe ich normalerweise zu so vielen Shows wie möglich.

Es ist natürlich unsinnig, einen Fan das zu fragen, aber vielleicht kannst du es trotzdem beschreiben: Was ist es, das dich an Maiden anspricht, warum hast du dein Herz an Iron Maiden verloren?
Iron Maiden hat einfach alles, was ich mag. Hauptsächlich mag ich die Songs – alle, von den Hits bis hin zu den langen, epischen Stücken. Dazu mag ich die großartigen Bühnenshows, die Plattencover … einfach alles! Sie sind einfach die beste Band.

Hellbutcher und Moritz (Metal1.info) bei Iron Maiden

Würdest du sagen, dass Iron Maiden auch deine musikalische Arbeit beeinflusst hat? Wo siehst du den Einfluss von Maiden auf dein aktives musikalisches Schaffen?
Auf jeden Fall hat Iron Maiden meine musikalische Arbeit beeinflusst, auch wenn ich einen anderen Musikstil spiele. Ich denke, dass ich unbewusst die ganze Zeit Inspiration von Maiden beziehe, weil es ein so großer Teil meines Lebens ist. Maiden ist mir in Fleisch und Blut übergegangen! Ihre Songstrukturen und all das waren schon immer eine große Inspirationsquelle für mich: Ich weiß, dass Steve Harris und die anderen von Iron Maiden von Bands wie Genesis, Jethro Tull und so weiter beeinflusst waren oder sind – also von Sachen, die ganz anders klingen als die Musik von Iron Maiden. Inspiriert zu sein bedeutet nicht, den Sound von jemandem zu kopieren. Ich finde es ganz normal, dass ich mich von Bands inspirieren lasse, die ganz anders klingen als meine eigene Musik.

Du selbst hast dich für den Black Metal entschieden – wie kam es dazu?
Es ist ganz natürlich, dass man versucht, die Musik früherer Generationen weiterzuentwickeln. Als ich meine musikalische Karriere begonnen habe, wollte ich die härteste und brutalste Metalband aller Zeiten gründen. Ich wollte, dass wir schneller und härter und böser und düsterer sind als alle Bands, die ich bisher gehört hatte! Aus diesem Drang, der extremste zu sein, hat sich der Black Metal entwickelt, den ich heute spiele.

Hellbutcher live mit Nifelheim (2019); © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info


Das bringt uns zum eigentlichen Thema dieses Interviews: Du hast eine neue Band gegründet, HELLBUTCHER, die dort weiterzumachen scheint, wo Nifelheim endete. Würdest du HELLBUTCHER als ein Nachfolgeprojekt bezeichnen?
Nun, nicht ganz. Ich versuche nicht, Nifelheim zu kopieren, wir spielen keine Nifelheim-Songs und so weiter. Es wird trotzdem sehr ähnlich wie Nifelheim klingen, weil ich einfach mit der Musik weitermachen will, die ich schon immer gemacht habe. Vielleicht kann man es mit King Diamond vergleichen, der nach Mercyful Fate seine eigene Band gegründet hat: Es ist nicht exakt die gleiche Art von Musik, aber es gibt Ähnlichkeiten.

Nifelheim wurde 1990 gegründet, die Band war also 32 Jahre lang ein Teil oder vielleicht sogar der Mittelpunkt deines Lebens. Was hat dich dazu bewogen, Nifelheim auf Eis zu legen?
Das war nicht meine Entscheidung. Es war einfach so, dass wir mit Nifelheim in eine Sackgasse geraten sind und nicht mehr weitermachen konnten.

An diesem Punkt muss ich die Frage stellen: Ist Nifelheim also endgültig Geschichte, werden wir diese Band nie wieder live sehen?
Die Chancen sind gering, dass man Nifelheim jemals wieder sehen wird.

Hellbutcher live mit Nifelheim (2019); © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

Die Beziehungen zwischen Bandmitgliedern sind oft schwierig – was Nifelheim betrifft, war es ein offenes Geheimnis, dass du dich mit deinem Bruder nicht gut verstanden hast. Andererseits habt ihr 32 Jahre lang in einer gemeinsamen Band gespielt. Wie anders fühlt es sich an, jetzt bei HELLBUTCHER ohne ihn zu spielen?
Es ist sehr inspirierend! Nichts hindert mich daran, das zu machen, was ich machen will. Es gibt keine Diskussionen mehr über irgendwas.

Wie du bereits erwähnt hast, habt ihr bei eurer ersten Show kein Nifelheim-Material gespielt – obwohl das passen würde und fast „üblich“ ist – Abbath spielt ja auch Immortal-Songs, Triptykon spielen Celtic Frost, Gaahls Wyrd spielen Gorgoroth etc… warum habt ihr euch dagegen entschieden? Ich bin sicher, viele Fans wären begeistert gewesen?
Auch wenn wir HELLBUTCHER heißen, soll es nicht meine Band mit meinen alten Songs sein. Es ist eine neue Band mit neuen Songs, und alle Bandmitglieder sind in der Band gleich wichtig. Wir wollen nicht als meine Band gesehen werden, deshalb.

Stattdessen habt ihr Venom und Bathory gecovert – was auch sehr cool ist. Was bedeuten diese beiden Bands für euch, warum habt ihr diese beiden Songs in euer Repertoire aufgenommen?
Wir haben die beiden Black-Metal-Klassiker vor allem deshalb in unser Set aufgenommen, damit das Publikum ein paar Songs kennt, die wir spielen. Unser Debütalbum ist ja noch nicht erschienen, also kennt den Rest der Songs noch niemand.

Wie viel Material habt ihr schon, und wann können wir mit einem ersten Album rechnen?
Wir haben acht HELLBUTCHER-Songs auf der Setlist, aber wir haben noch mehr neues Material für später. Ich kann leider noch nicht verraten, wann das Album erscheinen wird – aber es wird nicht mehr allzu lange dauern!

Ihr seid direkt bei Metal Blade Records unter Vertrag gekommen, während ihr mit Nifelheim zuletzt bei dem kleinen Label TLP Records gesignt wart. Wie kam es dazu, und was bedeutet es für dich als Szene-Veteran, nun bei einem so renommierten Label untergekommen zu sein?
Das Signing bei Metal Blade ist das Ergebnis davon, dass ich jetzt selbst entscheiden kann, ohne mich ständig mit anderen Bandmitgliedern zu streiten. Ich bin sehr froh, mit Metal Blade zu arbeiten.

Eure erste Veröffentlichung war eine Demo-Kassette. Warum war das so wichtig für dich? Hörst du selbst noch Kassetten?
Ich höre immer noch Kassetten, ja! Wir fanden die Idee gut, die Band auf die herkömmliche Weise zu starten: mit einer Demo-Kassette, aufgenommen im Proberaum. Genau wie in den alten Tagen! Wir wollten das Demo veröffentlichen, damit wir etwas haben, mit dem wir die neue Band präsentieren können. Es kam dann im Dezember 2022 heraus und die Kassette war sehr schnell ausverkauft, weshalb wir am Ende noch eine 7″-EP daraus gemacht haben. Wir haben immer noch kein Album veröffentlicht, also war das eine gute Möglichkeit, etwas von der Musik an die Metalheads weiterzugeben!

Auch das Line-up der Band ist äußerst spannend: An der Gitarre agiert Necrophiliac von MORDANT und am Schlagzeug sitzt Devastator, der langjährige und aktuelle Schlagzeuger von BLOODBATH. Tobias Petterson von RAM hat live an der Bassgitarre ausgeholfen … Wie kam es zu diesem Line-Up?
Das sind einfach meine Freunde, und sie sind alle talentierte Musiker. Der zweite Gitarrist ist übrigens Fredrik Folkare von Unleashed und unser Bassist ist Frode „Eld“ Kilvik aus Norwegen, der in ein paar Bands in der Gegend von Bergen in Norwegen spielt, zum Beispiel Gaahls Wyrd und Gravdal.

Du spielst jetzt selbst auch in mehreren Bands: Vor kurzem bist du bei FRIENDS OF HELL eingestiegen. Wie kam es dazu, was reizt dich an diesem Projekt?
Es war eher ein Zufall, dass ich der Band beigetreten bin. Ich bekam eine SMS von meinem alten Freund Tas, und er fragte mich, ob ich ein paar Gast-Screams auf ihrem neuen Album übernehmen könnte. Wir unterhielten uns etwa fünf Minuten lang und plötzlich war ich der neue Sänger! (lacht) Ich glaube, das war so gewollt!

Das neue Album wird im April erscheinen – inwieweit warst du bereits an der Entstehung beteiligt?
Nachdem ich eingestiegen war, bin ich nach Zypern geflogen, wo die Band ansässig ist, und habe das neue Album aufgenommen. Die Songs waren alle fertig, aber der Gesang und die Gesangslinien nicht … nur die Texte. Ich, Tas und Nick haben zusammen im Studio gearbeitet, und wir haben die Vocals in einer Woche fertiggestellt.

Werden FRIENDS OF HELL auch auf Tour gehen?
Ich hoffe es! Wir spielen im Mai dieses Jahres einen Gig in Schweden im Muskerock. Ich hoffe, das wird der Auftakt für weitere Konzerte.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast – ich freue mich schon darauf, euch beim Dark Easter Metal Meeting in München live zu sehen! Lasst uns dieses Interview mit einem kurzen Brainstorming beenden:
AI-Artworks: Da alle es zu hassen scheinen, sage ich, ich mag es! (lacht)
Der beste Maiden-Gitarrist: Es gibt nicht einen, es sind drei! Sie sind alle die Besten und als Dreifaltigkeit sind sie einfach perfekt!
Hellhammer: toller alter Metal!
Zimmermannsnägel: gut für die Kleidung!
Rob Halford: Metal-Gott!
HELLBUTCHER in zehn Jahren: Weltherrschaft!

NIFELHEIM live auf dem Meh Suff Festival 2021
Hellbutcher live mit Nifelheim auf dem Meh-Suff Metal Festival 2021; © Afra Gethöffer-Grütz/Metal1.info

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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