Review Ihsahn – The Adversary

IHSAHN, der ehemalige Sänger und Leadgitarrist der legendären Black Metal-Formation Emperor, liefert mit “The Adversary” das lang erwartete Solo-Debüt ab. Selbst bezeichnet dieser seinen Stil – bei dem sofort nach dem ersten Durchhören deutlich wird, dass 20 Jahre geballte Erfahrung und verschiedenste Einflüsse vorhanden darin enthalten sind – als “powerful, epic, extreme and straight from the heart“. Entstanden ist das Werk komplett aus der Feder Ihsahns, der auch bis auf die Drums alle Instrumente selbst eingespielt hat. Diese Position wurde mit dem Borknagar-Schlagzeuger Asgeir Mickelson jedoch Ihsahns Meinung nach ideal besetzt. Dem ist nur zuzustimmen.

Schon nach den ersten 20 Sekunden von “Invocation” wird klar, dass sich Ihsahs Stil doch gehörig vom Black Metal der Marke Emperor unterscheidet, was vor allem an den Vocals liegt, die teilweise aus dem klassischen Heavy Metal kommen könnten. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch vom Instrumentalen her gibt es rein garnichts zu meckern. Zwar wirkt es beim ersten Hören ziemlich verworren, doch die rasenden BM-Parts, die fließend in ruhige Abschnitte übergehen, sind wirklich große Klasse. Noch extremer sind diese Einflüsse bei den nächsten zwei Titeln “Called by The Fire”, welches leicht balladesk angehaucht ist, und “Citizen” zu hören, doch besitzen beide eine unheimliche Ausstrahlung und Kraft im Inneren. Vor allem „Citizen“ verblüfft den Hörer komplett, da mitten im Song, der eher im Up-Tempo angesiedelt ist, plötzlich eine Klaviermelodie hereinbricht. Große Klasse! Abwechslungsreich geht es weiter mit “Homecoming”, “Astera Ton Proinon” und “Panem Et Circenses”, einem der Highlights auf der CD. Ein flottes, im Black Metal verwurzeltes Riff als Basis, Doublebass und trotzdem eine Menge an Harmonien. Wie auf einer musikalischen Reise verschwimmen die Grenzen zwischen IHSAHNS zahlreichen Einflüssen, wie auch schon bei den vorherigen Titeln.
Hier ist auch mein einziger Kritikpunkt. Das Album bietet eine wahnsinnige Abwechslung und Ausstrahlung innerhalb der Songs, doch sind einige von ihnen scheinbar ähnlich gestrickt, wobei es jedoch ungerecht wäre zu sagen, dass sie “gezwungen progressiv” klingen, denn jeder Titel ist doch wieder ein Meisterwerk für sich.
Beim vorletzten Titel “Will You Will Love Me Now?” wäre der Songtext, der mir nicht vorliegt, sicherlich interessant, sind schwarzmetallische Liebeslieder doch eher die Ausnahme als die Regel. Musikalisch gibt es auf Grund der hohen Abwechslung innerhalb des Titels, dessen Ideen, die darin stecken, alleine für ein ganzes Album reichen würden, wieder keinerlei Kritikpunkte. Eine herausragende Sonderstellung nimmt abschließend “The Pain is Still Mine” ein. Nicht nur, dass es eine fast doppelt so lange Spielzeit besitzt wie der Rest der Titel auf dem Album, sondern auch auf Grund des geradezu genialen Aufbaus. Hier dominieren anstatt gezupfter Stahlsaiten die gestrichenen einer Violine sowie ein Klavier. Kurzum fast schon ein neoklassisches Meisterwerk, welches ich so in dieser überragenden Form nicht erwartet hätte.

Alles in Allem stellt “The Adversary” ein gelungenes Debüt dar, welches seinem Anspruch IHSAHNs gesamtes musikalisches Schaffen in einem Album zu vereinen gerecht wird. Es scheint fast einen kleinen Wettstreit zwischen den Titeln zu geben, die sich an Progressivität gegenseitig übertrumpfen wollen. Das gewaltige Spektrum an Einflüssen macht es so für eine mindestens ebenso große Schar von Metallern interessant, die damit sicherlich ihre Freude haben werden, wobei es zum wirklichen Begreifen des Albums mehr als einen Durchlauf benötigt.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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