Review In Slumber – Arcane Divine Species

Der melodisches Death Metal ist irgendwie schon ein Phänomen. Es wird kaum jemanden geben, der dabei nicht sofort die üblichen Verdächtigen der Göteborger Schule zückt, namentlich „In Flames“, „At The Gates“, „Soilwork“ und vor allem natürlich „Dark Tranquillity“. Da steckt sicherlich auch mehr als Körnchen Wahrheit drin, können diese Bands doch zumindest für sich proklamieren, das Genre der harten Vocals gepaart mit reichlich tighten Melodien erfunden zu haben. Anders aber als beispielsweise beim Black Metal, wo jede noch so kleine musikalische Ausdifferenzierung gleich eine neue Stilbezeichnung erhält (Misanthropic Melodic Cyber Symphonic Black Metal oder so), ist die Vielfalt an Bands im Melodic Death Metal enorm groß und die Streuung nicht kleiner.

Dies zeigen aktuell die Ösis IN SLUMBER, welche sich in den letzten Jahren vom Projektstatus des „Third Moon“-Fronters Wolfgang Rothbauer zur absolut ernstzunehmenden Band in der Szene mauserten und 2007 ein Album ablieferten, was dem Ex-Kollegen Nicolai derbe die Schuhe auszog. Ich bin zunächst einmal überrascht, wie das Quintett mit dem Opener „Bleed In Vain“ loswalzt. Die lapidare Aussage, dass keine Gefangenen gemacht werden sollen, trifft hier vollkommen zu, ein zackiges Riff, unterlegt mit einem fetten Blast-Beat durchbrechen schon nach wenigen Sekunden das (lüsterne?) Stöhnen, welches die Scheibe eröffnet. Man will provozieren in Musik und Bild, das verspricht das Info zumindest, doch 2009 finden wohl die wenigsten eine blutverschmierte Blondine im weißen Kleid, die sich die Verletzungen allem Anschein nach auch noch selbst zugefügt hat, besonders aufwiegelnd. Also halte ich mich lieber an die Musik, die tatsächlich mit Qualität bestechen kann. Und vor allem: sie hebt sich angenehm von den eingangs erwähnten „Szenechefs“ ab, zwar kommen auch immer wieder schöne Leadgitarren daher, aber insgesamt zeigen sich die Alpenländer im melodischen Bereich eher von ihrer akustischen Seite. Und das ist ziemlich cool, weil es immer wieder für viel Abwechselung sorgt. Wo sich Soli immer wieder sehr klinisch-steril in den Gesamtsound einfügen, sind die cleanen Spielereien tatsächlich Elemente, die auffallen. Günstigerweise werden sie nicht so dermaßen inflationär behandelt, dass sie langweilig oder gar nervig werden.

Hierauf gilt es also zu achten: wer unter melodischem Metal versteht, dass die Akustikgitarre im Schrank oder besser noch im Musikladen bleibt, liegt hier falsch. Wen das nicht stört, der wird seine helle Freude haben, denn die natürlich dominierenden harschen Parts kommen so wesentlich besser zur Geltung. Wer braucht schon „kompromisslosen“ Death Metal, bei dem von vorne bis hinten durchgeprügelt wird (und dabei nicht selten die Qualität auf der Strecke bleibt), wenn es doch hier viel aufregender zur Sache geht. Dies gilt vor allem für den zweiten Teil der CD und das ist ja selten: meistens packen die Bands die Highlights nach vorne, was ja auch Sinn macht, meiner Meinung nach nimmt die Platte aber tatsächlich erst in Hälfte zwei so richtig Fahrt auf.

So oder so, die 9,5 Zähler des Vorgängers vermag man mit „Arcane Divine Subspecies“ dennoch nicht einfahren, allerdings war diese Hürde in dem Fall auch extrem hoch. IN SLUMBER werden hier keinen alten Fan enttäuschen und sicher viele neue hinzugewinnen, melodischer Metal funktioniert 2009 immer noch, auch und vor allem Dank Bands, die mit frischer Energie an die Sache herantreten und sich nicht (nur) von den alten Helden inspirieren lassen, sondern eigene Wege gehen und das Genre so am Leben halten.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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