Kamelot - The Awakening 2023

Review Kamelot – The Awakening

Fünf lange Jahre mussten KAMELOT-Fans auf den Nachfolger von „The Shadow Theory“ warten, solange wie bisher noch nie in der bereits über 30-jährigen Karriere. Ihre Nische zwischen Progressive, Symphonic und Power Metal hat die Band auf einzigartige Weise längst gefunden – jedes KAMELOT-Lied ist auch direkt als ebensolches erkennbar. Aber kann das dreizehnte Album „The Awakening“ auch für einzigartige Momente innerhalb der Diskografie sorgen?

Bezeichnend mit „Overture“ betitelt eröffnet das 80-sekündige Intro das epische, opernhafte Werk. „The Great Divide“ als erster Track strotzt im Anschluss daran vor Theatralik, Ideen und ausladenden Melodien. Allein in der ersten Minute passiert so viel an wundervollem, symphonischen Power Metal voller vielschichtiger Orchestrierungen, vielseitigem Gitarren- und Schlagzeugspiel und berührender Dramatik. Über all dem schwebt mit Tommy Karevik einer der überragendsten Sänger des Genres und garniert die eh schon glanzvolle Musik zusätzlich mit feinen Goldfäden. Karevik singt so anschmiegsam wie eine fluffige Zuckerwattewolke, sein Gesang geht so unglaublich geschmeidig ins Ohr und liebkost die Ohrmuscheln wie das flauschigste Ohrstäbchen der Welt. Es ist ein wahrer Hochgenuss, ihm zuzuhören.

„One More Flag In The Ground“ ist ein weiterer Hit, der sofort zündet und auch live exzellent funktionieren sollte – der Refrain sitzt mindestens bei allen KAMELOT-Fans in Sekundenschnelle. Neben Ohrwürmern gibt es auch alles andere, was KAMELOT mindestens in der Karevik-Ära seit dem 2012er „Silverthorn“ auszeichnete. Wie immer gibt es hochemotionale und ebenso kitschige Balladen, das tolle „Midsummer’s Eve“ und  das etwas generische „Willow“ drücken mit voller Wucht auf die Tränendrüse. Kitschresistent muss man hier schon sein, aber KAMELOT-Fans sind das eh seit jeher. Coole progressive Riffs („Bloodmoon“), spannende Gastbeiträge (Melissa Bonny bei „New Babylon“) und dicke Chöre gehören ebenfalls wieder zur opulenten Standardausstattung.

Weder Trends noch moderne Ausrichtungen scheinen KAMELOT groß zu tangieren, stattdessen wird man sogar desöfteren an „The Black Halo“ (2005) und „The Ghost Opera“ erinnert. Vor allem das opulente „Opus Of The Night (Ghost Requiem)“ erinnert – nicht nur vom Titel her – an diese starke Phase der Band. Ausfälle oder Füllmaterial gibt es, bis auf die unnötige Zweitballade „Willow“, nicht, jeder einzelne Song ist auf seine Weise mit verschiedener Gewichtung der KAMELOT-Elemente gelungen.

KAMELOT lassen deutlich erkennen, dass sie ihre Formel gefunden haben. „The Awakening“ klingt in jeder metallischen, orchestralen und emotionalen Sekunde genau nach KAMELOT – aber ist das verkehrt? Nein, das ist sogar gut so, denn die Band wiederholt oder kopiert sich nicht, sondern liefert einfach ein pralles Paket neuer Songs, die sich perfekt zu den bisherigen einordnen. Ob „The Awakening“ zu den besten KAMELOT-Alben aufschließen kann, wird die Zeit zeigen, vielleicht ist die Formelhaftigkeit der Songs dafür einfach zu deutlich ausgeprägt. Auf jeden Fall aber ist „The Awakening“ wieder ein gutes Album und Pflichtprogramm für Fans und Power-Metaller.

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Wertung: 8 / 10

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