Review Kamelot – Where I Reign (The Very Best Of The Noise Years 1995-2003)

KAMELOT sind heute als Symphonic-Metal-Band bekannt. Dass das nicht immer so gewesen ist, ist vielen heutigen Fans aber nur noch theoretisch bekannt. Kein Wunder, spielt die Band doch seit fast einem Jahrzehnt nur noch in Ausnahmefällen Songs live, die älter als das „Karma“-Album von 2001 sind. Insofern bietet dieses Best-of, das sich auf die Anfangsjahre der Band konzentriert, eine willkommene Gelegenheit, einen Blick auf die Frühphase der Truppe um Gitarrist Thomas Youngblood zu werfen. Verantwortlich für diesen Ausflug ist übrigens das Label BMG Records, das – es wird verschachtelt – erst in diesem Jahr Sanctuary Records aufgekauft hat. Sanctuary wiederum hielt seit der Jahrtausendwende über das legendäre Tochter-Label Noise Records die Rechte an diversen Klassikern der Metal-Geschichte und hatte zwischenzeitlich Helloween, Running Wild, Celtic Frost und andere Genregrößen unter Vertrag.

Die musikalische Zeitreise durch das Œuvre von KAMELOT bedient mit 26 Songs alle sechs Studioalben von 1995 („Eternity“) bis 2003 („Epica“). Sogar zwei der Studiotracks, die aus unerfindlichen Gründen auf dem Live-Album „The Expedition“ von 2000 standen, wurden berücksichtigt. Die Reihung ist vorbildlich chronologisch, die Gewichtung der Alben bei kleineren Abweichungen gleich – die Studioalben sind jeweils mit drei bis fünf Songs vertreten. Somit kann der Hörer nachvollziehen, wie sich der Stil der Band gewandelt hat.

Dies beginnt schon mit dem zwar eingängigen, aber progressiver angehauchten Beginn der Bandkarriere, der ihren Ursprung in der US-amerikanischen Szene deutlicher macht als die heutigen Alben KAMELOTs. Auch die Keyboards wurden viel dezenter eingesetzt als heute. Von dort ausgehend markiert der Einstieg von Ausnahmesänger Roy Khan zum Album „Siége Perilous“ einen Einschnitt. Ab diesem dritten Album bewegte sich die Band kontinuierlich hin zu saubereren Arrangements, stärkeren Refrains und einer Art von Storytelling in den Liedtexten, die heute noch ihresgleichen sucht. Mit vier Songs vom Erfolgsalbum „Epica“ endet „Where I Reign“ genau zu dem Moment, als der Stil der Band fest definiert wurde.

Über die Musik hinaus birgt das Booklet einen kleinen Überblick über die Bandgeschichte, der mit Zitaten von Thomas Youngblood angereichert wurde. Richtige Liner Notes sind das allerdings nicht. Leider bietet das CD-Paket auch nicht viel für das Auge: Lediglich zwei alte Bandfotos sind in fragwürdiger Qualität abgedruckt und zeigen das Line-up der Band zu Epica-Zeiten. Wer Raritäten sucht, ist hier falsch. Davon abgesehen bietet „Where I Reign“ besonders jüngeren Fans der Band die Gelegenheit, Wissenslücken zu schließen. Die Auswahl der Songs ist gelungen und repräsentativ, der Umfang angemessen und die Qualität des Materials hoch. Daumen nach oben!

Keine Wertung

Publiziert am von Marc Lengowski

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