Review Kanonenfieber – Live At Dark Easter Metal Meeting

Man kann sie lieben, man kann sie hassen – Fakt ist jedenfalls: Mit seinem Projekt KANONENFIEBER hat ein junger Bursche aus Bamberg den Nerv der Zeit getroffen. Wohl keine Nachwuchsband aus dem extremen Metal ist derzeit so gehypt wie das Projekt aus Franken: Während Mastermind Noise in nicht einmal drei Jahren (neben diversen Releases seiner anderen Soloprojekte) ein Album und zwei EPs veröffentlicht hat, sind es mittlerweile besonders die Liveshows der Truppe, die weltweit für Furore sorgen. Wenig überraschend also, dass der nächste Release aus dem Hause KANONENFIEBER ein Live-Album ist.

Unter dem pragmatischen Titel „Live At Dark Easter Metal Meeting“ gibt es nun den kompletten Auftritt vor über 1.000 Fans auf dem ausverkauften Dark Easter Metal Meeting 2023 für Zuhause – wahlweise als Video auf Blu-ray (limitiert, ausverkauft) oder als Audio-Mitschnitt auf CD. Die Ausführung von beidem ist ebenso pragmatisch: kein Bonus-Material, keine aufwendig gestaltete Verpackung – aber bei allem, worauf es ankommt, stimmt die Qualität. An Performance, Sound- und Bildqualität gibt es nichts zu meckern.

Dass KANONENFIEBER live ein großes Spektakel abliefern, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Das gilt ohne Abstriche auch für den hier festgehaltenen Auftritt: Stacheldraht und Sandsäcke, Uniformen und Masken, Schneegestöber und Tannenbäume – bei so viel Brimborium wäre es nicht vermessen, KANONENFIEBER als die „Sabaton des Extreme-Metal“ zu bezeichnen. Hie wie da ist es freilich Geschmackssache, ob man die fast singspielhafte Inszenierung von Kriegsthematiken – schlussendlich zu Entertainment-Zwecken – gelungen umgesetzt oder unangemessen findet. Erschüttert von den Schrecken und Gräuel des Krieges wirkt im Publikum jedenfalls niemand so recht. Zumindest eines steht aber außer Frage: Das Bühnenkonzept ist bis ins Detail stimmig – was KANONENFIEBER hier bieten, hat mehr von Musical als von einem ordinären Konzert.

Dennoch liefern KANONENFIEBER auch auf ganz basaler Ebene souverän ab: Die Routine von mittlerweile knapp 40 Shows in nur gut einem Jahr merkt man der Live-Band im besten Sinne an. Und auch am Mischpult hat Noise, der das Album auch selbst produziert hat, ganze Arbeit geleistet. So walzen Songs wie „Die Feuertaufe“, „Dicke Bertha“ oder „Die Fastnacht der Hölle“ mit mächtig Druck aus den Boxen. Als einziges, leider nicht ganz unerhebliches Manko ist festzuhalten, dass man das Jubeln und Klatschen des Publikums leider nur in den sehr leisen Parts hört. Das schmälert die Live-Atmosphäre etwas – insbesondere bei Genuss der CD-Fassung, in der man sich Publikum und Show zur Musik dazudenken muss. Auch das ist allerdings kein Anfängerfehler, sondern ein Problem, das auch bei einer Vielzahl an Live-Alben etablierter Bands besteht.

Auch wenn dem Mitschnitt (zumindest in der Audio-Fassung) etwas mehr Live-Atmosphäre gut getan hätte, ist „Live At Dark Easter Metal Meeting“ – insbesondere, was die Performance angeht – ein starker Release. Diese Headliner-würdige Show vor einer vierstelligen Zahl Fans im Backstage Werk für die Ewigkeit festzuhalten, ist aber auch ein starkes Zeugnis des rasanten Aufstiegs dieser jungen Band: Nur ein Jahr zuvor hatten KANONENFIEBER, ebenfalls auf dem Dark Easter Metal Meeting, vor ein paar hundert Fans im Backstage Club ihr Live-Debüt gegeben.

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Wertung: 8 / 10

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