Januar 2009

Review Kauan – Tietäjän Laulu

  • Label: BadMoodMan
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Doom Metal

Etwa ein Dreivierteljahr ist es jetzt her, dass mich der gute Ilya von Solitude Productions zum ersten Mal mit einer großen Ladung russischen Doom Metals versorgte. Viel Wasser ist seitdem die Elbe hinuntergeflossen, viel Musik ist seitdem durch meine Gehörgänge geschallt, doch eine der Bands, mit denen ich damals in Kontakt kam, hat sich einen permanenten Platz in meinem Leben gesichert: KAUAN, bestehend aus Anton Belov und Lubov Mushnika (letztere ist übrigens, entgegen meiner Vermutung in der „Lumikuuro“-Rezension, eine Frau; für diesen Irrtum bitte ich um Verzeihung). Mit ihrem verzaubernden „Lounge Metal“ eroberten sie mein Herz im Sturm und haben bis heute ihren Platz dort behalten.

Vor kurzem erschien nun ihr neues Werk „Tietäjän Laulu“, und Ilya hielt nach einiger Wartezeit schließlich doch Wort und sandte mir die Scheibe aus dem winterlichen Russland zu – vielen Dank! Fast zitternd vor Erwartung legte ich die CD ins Laufwerk, und ich sollte nicht enttäuscht werden: KAUAN haben vielleicht keinen großen Schritt nach vorn gemacht (das ist auch schwer, wenn man kurz vor der 10/10-Wand steht), dafür aber einen zur Seite – kurz, sie haben ihre Musik intelligent weiterentwickelt. War „Lumikuuro“ von der Instrumentierung her noch recht konventionell, ist diese bei „Tietäjän Laulu“ etwas ausgefallener – zu verzerrter Gitarre, zerbrechlicher Violine, lieblichen Keyboards und melancholischem Piano gesellen sich sehr traditionell klingende Trommeln, ein fantastisch klingendes dudelsackartiges Instrument, die Duda („Lied 5“), und sehr ulkiger Gutturalgesang von einem gewissen Tyurgan Kam, die dem Album einen interessanten folkloresken, „schamanischen“ Anstrich verleihen. Über die Texte kann ich, wie schon bei „Lumikuuro“, nichts sagen – zwar wird diesmal nicht mehr nur in finnisch gesungen, doch auch die russische Sprache, in der die Hälfte der Texte geschrieben ist, entzieht sich meinem Verständnis. So kann ich nur sagen, dass es sich laut freier Übersetzung eines in der DDR großgewordenen Bandkollegen bei einem Lied um eine „Ode an die Mudder“ handelt.
Weiterhin lässt sich vermelden, dass der Härtegrad etwas zurückgeschraubt wurde – klang der Vorgänger durch seine teils sägenden Gitarren und häufig eingesetzten harschen Kreisch-Vocals noch streckenweise nach stark verlangsamtem Black Metal, ist dieses Album doch um einiges verträumter und nachdenklicher. Dabei hat sich das Duo aber die Aspekte, die schon „Lumikuuro“ großartig machten, aufbewahrt und glänzt auch hier wieder mit herzzerreißendem Violinenspiel, sich für immer und ewig im Gehör verschanzenden Keyboardmelodien (man höre nur „Orkidea“) und gekonntem Einsatz „böser“ Vocals. Das alles erzeugt eine ganz besondere „kalte“, aber eben auch magische Atmosphäre, die mich, wie schon beim vorigen Album, immer wieder fesselt.

„Tietäjän Laulu“ ist ganz KAUAN, aber alles andere als „Lumikuuro 2“. Das Duo aus Chelyabinsk ist mit diesem Album neue Wege gegangen und hat es dabei geschafft, die bereits absolvierten Strecken nicht zu vergessen, sondern beides zu einer wunderbaren Symbiose zu verbinden, in der Nachdenklichkeit und Melancholie, Mystik und manchmal auch Hoffnung zu einem einzigartigen musikalischen Amalgam verschmelzen, das einen so schnell nicht mehr loslässt. Dieses Album ist die perfekte musikalische Begleitung für Spaziergänge durch einsame, unberührte Schneelandschaften – es ist noch etwa einen Monat Winter, also zögert nicht lange und tut euren Ohren und Seelen etwas Gutes!

P.S.: Offenbar verträgt unser PHP keine kyrillische Schrift. Wenn ihr die Songtitel in Erfahrung bringen möchtet, besucht bitte unser Forum oder Solitude Productions!

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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