Review Krypteria – All Beauty Must Die

KRYPTERIA gehören mit Sicherheit zu den polarisierenden Bands innerhalb der Metal Welt. Die Power Metal Truppe um die koreanische Frontfrau Ji-In Cho kann einerseits große kommerzielle Erfolge, Chartplatzierungen und Auftritte bei allen renommierten Festivals vorweisen, andererseits sorgt gerade die starke Ausrichtung auf diesen kommerziellen Erfolg durch glattgebügelte Produktionen und eher seichte Musik für Unmut bei der eingeschworenen Gemeinde.

Beschäftigt man sich etwas mit den Hintergründen von KRYPTERIA, verwundert einen allerdings dies alles nicht: Entstanden ist die Gruppe vor sechs Jahren aus einer Idee des Gitarristen und Produzenten Chris Siemon. Mit der musikalischen Umsetzung (oder gemeiner kommerziellen Ausschlachtung) der Trash- (diesmal ohne h) Fernsehsendung „Big Brother“ und ähnlichen Formaten bzw. Künstlern (z.B. LaFee, die er als sein „Produkt“ bezeichnet) entledigte sich Siemon langfristig von allen finanziellen Sorgen (zu empfehlen ist seine Website im Stil von „mein Haus, mein Auto, mein Boot“). Gleichzeitig entstanden durch diese sehr erfolgreiche Arbeit wichtige Partnerschaften und Kontakte in alle möglichen Bereiche der Musikindustrie. Auf Grundlage dieser Voraussetzung entschied sich Chris Siemon nun (ob wirklich, oder nur als PR-Aussage) seine eigentlich musikalische Berufung umzusetzen und gründete KRYPTERIA vorerst als reine Metal-Oper. In wie weit der große kommerzielle Erfolg von Bands wie Nightwish sowie die rasant zunehmende Anzahl an Bands aus dem Metal-Bereich in den Charts den Geschäftsmann und Produzenten von Hits wie „Ich vermiss dich wie die Hölle“ und „Großer Bruder“ bei der Entscheidung beeinflusst haben, ist nicht bekannt. Kurze Zeit später wurde allerdings aus KRYPTERIA eine Band. Routiniers an Bass und Schlagzeug, der mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnete Erfolgsproduzent selbst an der Gitarre und eine studierte Opernsängerin und asiatische Schönheit hinter dem Mikrofon. Bei Besetzung und musikalischen Umsetzungen wurde nichts dem Zufall überlassen und so liegt mit „All Beauty Must Die“ nun bereits das vierte Studioalbum des Quartetts vor. Um noch besser vom musikalischen Erfolg (bereits eine Goldauszeichnung) profitieren zu können, diesmal sogar bei einem eigens neu gegründeten Label erschienen. Echte Profis eben…

Musikalisch hat sich zu den erfolgreichen Vorgängern „In Medias Res“, „Bloodangel’s Cry“ und „My Fatal Kiss“ nicht viel getan. Geboten wird ein etwas härterer als bisher gewohnter Versuch, einen möglichst vielschichtigern Querschnitt durch unterschiedliche Bereiche des melodischeren Metal zu bieten . Mal wird mit Double-Bass-Geballer („Thanks For Nothing“) richtig Gas gegeben, dann wieder hymnenhaft im Midtempo gestampft („Victoria“) oder fast weihnachtliche, balladeske Atmosphäre aufgebaut („Hurt So Bad“). Zwischendrin finden sich noch gregorianische Gesänge, reichlich Keyboardeinsatz und mit „The Eye Collector“ der Ansatz eines epischen Stückes über 11 Minuten mit eher peinlichen Klassik-Anleihen. Als musikalischer Vergleich müssen hier nicht die einschlägigen Metalacts mit Frontfrau herhalten. Beim Hören von „All Beauty Must Die“ muss ich vielmehr an Freedom Call denken. KRYPTERIA agieren ähnlich vorhersehbar und innovativ. Gleichzeitig aber auch genauso professionell und zielstrebig. Dass die Musiker, allen deutlich voran die sehr variable Sängerin Ji-In, etwas von ihrem Fach verstehen muss beim bisherigen Erfolg eigentlich nicht extra erwähnt werden, soll der Vollständigkeit halber dennoch hiermit geschehen.

Im Infoblatt zum Album steht philosophisch, dass eine Band im Idealfall mehr als die Summe der Einzelakteure ist. Dies ist natürlich nicht zwangsläufig so und im Fall von KRYPTERIA würde ich den Spruch etwas umdeuten und sagen, für kommerziellen Erfolg reichen ein hübsches Gesicht, Kontakte und massentaugliche Kompositionen. Um wirklich gute Musik zu machen, bedarf es aber wirklich mehr als vier guter Musiker. Die Beurteilung, ob KRYPTERIA dies gelingt bleibt letztendlich jedem Einzelnen und dessen Anspruch überlassen. Meinem genügen die sehr vorhersehbaren Stücke, die glattgebügelte und sterile Produktion und die lieblose Genremischung nicht. Da können auch Gastauftritte von Doro Pesch und Tobias „Eggi“ Exxel (Edguy) nichts daran ändern. Verkaufen wird sich das Album dennoch gut und sich in den Charts irgendwo zwischen Casting-Kandidaten, Partykrachern und Metal-Bands wiederfinden. Wo es sich da am wohlsten fühlt, können nur die Musiker beantworten.

Wertung: 6 / 10

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