Review Lelahell – Al Intihar (EP)

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Death Metal

Globalisierung und Internetzeitalter hin oder her, auch heute gibt es anscheinend noch weiße Flecken auf der Landkarte des Metals. Denn mal ehrlich, wer hat schon Algerien als musikalische Heimat härterer Klänge auf dem Schirm? Doch auch Länder wie dieses, deren alternative Subkulturen in den einschlägigen Medien höchstens mal in einem Exoten-Special angesprochen werden, verfügen über lebendige Underground-Szenen, die durchaus Aufmerksamkeit und Interesse verdient haben.

LELAHELL wurde 2011 in Algier von Frontmann Lelahel gegründet, inzwischen ist das Solo-Projekt, verstärkt durch Basser Nihil und Drummer Slave Blaster, zur vollwertigen Band herangewachsen und kann seine erste EP „Al Intihar“ vorweisen. Auf die wurden sechs Tracks gepackt, die zwischen dem knapp einminütigen Interlude „Al Moutanabi“ und dem epischen Achteinhalb-Minüter „Freezing Moon“ recht viele Songlängen abdecken und zusammen fast eine halbe Stunde Musik bieten. Für eine EP eine stattliche Spielzeit, doch taugen die Songs auch was?
Quantität statt Qualität kann man dem algerischen Trio nicht vorwerfen, allein schon der spielerischen Fertigkeiten wegen. LELAHELL knüppeln und holzen, was das Zeug hält, wissen aber auch durch wiederholte Tritte aufs Bremspedal für Abwechslung zu sorgen. So ergibt sich ein Death-Metal-Stil, der zwar technische und progressive Züge aufweist, oftmals aber roh, brutal und traditionell ausfällt. Blastbeats wechseln sich ab mit stampfendem Midtempo und schleppenden Passagen. Die Gitarre ist derbe tief gestimmt, Lelahel lässt aber nicht daran zweifeln, dass er ein ansehnlicher Solist auf seinem Instrument ist. Gesangstechnisch alterniert er zwischen tiefen Growls und blutigem Gekeife, dem Opener gibt er gegen Ende mit Pig Squeals gar eine Grindcore-Note. Die Frage nach der Sprache, in der der Bursche eigentlich performt, wird dadurch auch ganz schnell zur irrelevanten Nebensache.
Lässt man die kurze Groove-Walze „Al Ihtiquar“ außen vor, nimmt sich die Band viel Zeit für ausgiebige Instrumental-Parts, die vor allem durch die steigende Intensität in „Emperor“ und die orientalischen Elemente in „Hermanos“ mitzureißen wissen. „Into The Past“ nimmt stellenweise die geradlinigeren Formen eines simplen Death-Rockers an, diverse Rhythmuswechsel und Doublebass-Gewitter stehen jedoch auch hier auf der Tagesordnung. Dem abschließenden Mayhem-Cover „Freezing Moon“ wurde der bandeigene Stempel aufgedrückt, wodurch die schwarzmetallische Ausrichtung des Songs weitgehend verschwand, dafür gibt es nun Brutal Death mit Groove-Einlagen und melodischem Solo.

Unterm Strich also ein guter erster Eindruck, den die Algerier von LELAHELL hier machen. Die Songs sind natürlich keine leichte Kost und dementsprechend ist „Al Intihar“ nichts für Freunde von eingängigen Songstrukturen, sondern nur Liebhabern des roheren Todesstahls zu empfehlen. Einen zusätzlichen Anreiz bieten noch die einheimischen Elemente, die hier und da in die Lieder eingebunden wurden. Wer nun neugierig geworden ist, sollte die drei Jungs mal auf ihrer Internetseite besuchen.

Keine Wertung

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