Review Light Field Reverie – Another World

  • Label: Avantgarde
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Electronic

Wer in letzter Zeit Heike Langhans auf ihrem künstlerischen Werdegang beobachtet hat, wird gewiss bemerkt haben, dass die Musikerin momentan einen Lauf hat. Dass „Inner – Space“ (2019), das Debüt ihrer Post-Rock-/Drone-Band Ison, und ihre beiden, 2015 und 2020 erschienenen Alben mit den Gothic-Doomern Draconian zu den musikalischen Highlights der jeweiligen Jahre zählten, ist zwar freilich nicht allein ihr Verdienst, ihr makelloser Gesang spielte dabei jedoch definitiv eine tragende Rolle. Die Zeichen stehen also überaus gut für LIGHT FIELD REVERIE, das jüngst von ihr, Mike Lamb und Scotty Lodge (Sojourner) gegründete, zwischen Doom Metal und Synthwave vermittelnde Musikprojekt. Tatsächlich legen die Drei mit ihrem inmitten der Coronapandemie aufgenommenen Debüt „Another World“ eine ausgesprochen hörenswerte Platte vor.

Für einen stilistischen Vergleich bieten sich vor allem Ison an. Wie Langhans und Daniel Änghede in ihrem gemeinsamen Outlet spielen auch LIGHT FIELD REVERIE eine äußerst atmosphärische Form von Musik, wobei sie sich keineswegs von den Konventionen des Metal-Genres einengen lassen. Im Vergleich zu Ison geht die Band jedoch etwas weniger subtil vor. Während die kantigen Gitarren und Drums fast schon ein bisschen zu grobschlächtig daherkommen („Ultraviolet“), treten die vielseitigen, schwerelosen Synthesizer und Electro-Sounds nicht etwa als dezente Klangkulissen in Erscheinung, sondern bilden sogar oft das melodische Rückgrat der Songs („The Oldest House“).

Dass LIGHT FIELD REVERIE sich nicht davor scheuen, ganz in elektronische Klangwelten einzutauchen, macht sich insbesondere im stimmungsvollen, mit gedämpften Beats unterlegten Titeltrack bezahlt. Über all dem schwebt Langhans‘ trübsinniger Gesang, der hier an manchen Stellen sogar etwas kraftvoller klingt als in ihren anderen Projekten. Apropos andere Projekte: Jenen, die über die anderweitigen Umtriebe der beteiligten Musiker im Bilde sind und aufmerksam hinhören, werden „Ghost Bird“ und „Dreamwalker“ bekannt vorkommen.

Bei ersterem handelt es sich nämlich um eine Neuinterpretation von Lysitheas „The Lighthouse“, wohingegen letzteres auf dem Track „Renn“ von :LOR3L3I: basiert. Beide Stücke haben LIGHT FIELD REVERIE auf stimmige Weise an ihren eigenen Sound angepasst: Das von melancholischen Gitarrenleads getragene „Ghost Bird“, in dem Emilio Crespo (Sojourner) seine kräftigen Growls beisteuert, klingt um einiges ätherischer und gesanglich treffsicherer als das Original und das eher unscheinbare „Dreamwalker“ steigert sich zumindest gegen Ende mit ein paar zusätzlichen Metal-Gitarren.

Es ist offensichtlich, dass LIGHT FIELD REVERIE für Langhans, Lamb und Lodge eine Herzensangelegenheit ist. Sowohl die zahlreichen inhaltlichen Querverweise auf die gemeinsamen multimedialen Interessen der Bandmitglieder – darunter etwa das New-Weird-Videospiel „Control“ („The Oldest House“) – als auch der interessante musikalische Stilmix machen „Another World“ zu einem bemerkenswerten Geheimtipp, dem man die dahintersteckende Leidenschaft deutlich anmerkt. Geringfügige Mängel wie die etwas zu plumpen Metal-Parts und ein paar weniger beeindruckende Arrangements sieht man LIGHT FIELD REVERIE bei so viel ansteckender Spielfreude nur allzu gerne nach.

https://www.youtube.com/watch?v=J72wtM8d1DM

Wertung: 7.5 / 10

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