Review Lost Dreams – Blinded By Rage

Österreich kristallisiert sich immer mehr als metalexportierendes Land heraus. Im Fahrwasser von The Sorrow etablieren sich mittlerweile zunehmend Bands im moderneren Sound, wohin gegen vor eine halben Dekade noch eher die Schwarzkittel von Belphegor oder Summoning die Aushängeschilder der Alpenrepublik waren. Jetzt sind es also LOST DREAMS, die um die Gunst der Hörer buhlen. „Blinded By Rage“ ist bereits das fünfte Album in acht Jahren Bandhistorie, dennoch muss ich zugeben, noch nichts von der Truppe gehört zu haben.

Leicht ketzerisch ließe sich sagen, dass das schon seine guten Gründe haben muss, denn auch nach vielmaligem Hören will der Funke nicht so recht überspringen. Klar, solche Alben gibt es natürlich, in diesem Fall verwundert es aber doch etwas, denn es wäre der Band gegenüber nicht gerecht, wenn man es auf fehlende Qualitäten schieben würde. Denn: der Sound ist gut, das technische Können ebenfalls, man legt Wert auf abwechslungsreiches Songwriting, unter dem Strich bleibt aber einfach nicht viel hängen. Sicherlich findet sich die eine oder andere Nummer, die man nach einigen Durchläufen wiedererkennt, beispielsweise das nach Samael klingende „Secrets“, welches mit stampfendem Riffing einige Energie verbreitet. Oder auch das ähnlich fett klingende „Black Sheep“, wenn man dann aber konstatieren muss, dass der beste Song eigentlich das abschließende Soilwork-Cover „Nerve“ ist, dann merkt man: einiges ist faul im Staate Österreich. Gerade einen genregleichen Song aufzunehmen, zeugt nicht von viel Innovationsmut. Damit setzt man sich halt nicht in die Nesseln, was anderen Bands bei Interpretationen von Toni Braxton schon mal ganz gut gelingt (der Griff ins Klo, versteht sich). Und genau dieser Mut ist es dann wahrscheinlich auch, der aus „Blinded By Rage“ ein absolutes Mittelklassealbum macht. Schlecht ist es nicht, aber eben auch längst nicht gut genug, um im Haifischbecken Musikszene bestehen zu können. Da greift der geldbeutelentleerte Musikfreund lieber auf die Vorreiter zurück oder wagt sich an Bands heran, die das 08/15 mal so richtig klein schreiben.

Wem spannunsgarme 54 Minuten auf ordentlichem technischen Niveau ausreichen, ist bei LOST DREAMS genau richtig. Für mich ist das alles zu gleichförmig, zu bekannt oder schlicht nicht gut genug. Klingt nach einem harten Urteil, aber das ist mein Tipp an den potentiellen Käufer: drum prüfe, wer sich hieran bindet, ob sich nicht was besseres findet. Und genau das befürchte ich nach eingehender Begutachtung von „Blinded By Rage“.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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