Review Lost Dreams – End of Time

Melodic Death Metal-Bands gibt es wie Sand am Meer. Genrebegründende oder -prägende Bands wie etwa At The Gates oder Dark Tranquillity werden von der breitgefächerten Hörerschaft entweder vergessen oder zum alten Eisen geschoben. So oder so ist es in unserer Zeit im Metal – und auch anderswo – schwierig, noch innovativ zu sein. Wo LOST DREAMS heute oder später einmal einzuordnen sind, muss jeder für sich entscheiden. 1992 gegründet haben die Tiroler bereits zwei Alben heraus gebracht, das mir vorliegende ist ihre Nummer drei. „End of Time“ wurden im bandeigenen SMT Studio aufgenommen und danach von Fredrik Nordström im Studio Fridman in Schweden gemixt. Für das Mastering zeichnet sich Peter in de Betou verantwortlich.

„Infernal Voices“ macht den Opener für „End of Time“. Schnell fällt auf: Hier wechseln LOST DREAMS gekonnt zwischen einem dichten Klangbild aus den beiden Gitarren von Andreas Maierhofer und Herbert Sopracolle, treibenden Drums und schnellen Bassläufen. Hat man sich mit dem ersten Song womöglich schon an die schnellere Gangart gewöhnt, wird man auf „Rise Of The Dead“ – Tempowechsel ahoi – etwas runtergefahren.Wer sich hierbei an Nummern der Spanier von Dawn Of Tears oder den Finnen von Kalmah erinnert fühlt, irrt nicht. Ob man ihnen diese deutlich herauszuhörenden Anleihen nun als Nachteil oder zu ihrem Vorteil anrechnen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. Songs wie „The Fall Of The World“, „Break My Will“ und der Titelsong „End Of Time“ wissen durch ihre technisch hochwertige Gitarrenarbeit zu überzeugen und dass dem Sänger Erwin Wibmer von den fast durchgängigen Growls nicht die Kehle schmort, verwundert schon fast. Stimmung wird dabei praktisch ausschließlich durch die beiden Dünnsaiter erzeugt. Wibmer bleibt seiner harten Linie treu, was sich nicht unbedingt positiv auf die gesangliche Abwechslung auswirkt.

Der Song „Jesus Virus“ bildet in seiner, im Vergleich, etwas ruhiger geratenen Art eine angenehme Ausnahme. Die Interludes machen Lust auf mehr, aber schon mit dem darauffolgenden Song „Flesh Is All I Need“ fallen sie wieder in die bekannte Schiene zurück. Der aufmerksame Hörer erkennt schnell, wie viel – oder besser gesagt wie wenig – die Österreicher von Religion und Kirche halten. Bei „Children Rapers (Fucking Priests)“, „Jesus Virus“, „Nailed To The Cross“ und „God Of Emotioness“ bleibt eigentlich wenig Zweifel daran, auch wenn erst genannter Song einzig durch den immer wiederkehrenden Refrain im Gedächtnis bleibt.

LOST DREAMS machen keine schlechte Musik. Die beiden Gitarristen könnten vermutlich in jeder anderen Metal-Band zum Einsatz kommen und auch auf Erwin Wibmer kann man sich gesangstechnisch wirklich verlassen. Drums und Riffing sind perfekt aufeinander abgestimmt und preschen zusammen vorwärts. Aber wie schon in der Einleitung erwähnt: Melodic Death Metal-Bands gibt es wie Sand am Meer. Und wenn sich die Spreu vom Weizen trennen will, muss sie etwas Besonderes liefern. Gute Musik, die man sich anhören kann, reicht nicht aus, um sich vom Rest des Feldes abzuheben. Deswegen bleiben LOST DREAMS leider nur eines von zahlreichen Sandkörnen am Strand des Melodic Death. Aber: Potenzial ist definitiv vorhanden und wird auf der nächsten Veröffentlichung hoffentlich genutzt und in Eigenständigkeit investiert, um die anderen Sandkörner hinter sich zu lassen.

Wertung: 5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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