Review Lost World Order – Marauders

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Thrash Metal

Dass der Thrash Metal derzeit ein mehr als erfolgreiches Revival feiert, hat man vor Allem jungen Bands wie Evile, Warbringer oder Mantic Ritual zu verdanken – dass jedoch auch die deutsche Thrash-Szene dem in nichts nachsteht, und seine eigenen „jungen Wilden“ hat, beweisen die Bielefelder LOST WORLD ORDER, auch wenn sich hinter dem Namen eigentlich alte Hasen verbergen: Bereits 1990 unter dem Bandnamen Spectre Dragon gegründet, beschloss man sich 2007 zum Namenswechsel und legte sogleich mit „This Apparatus Must be Earthed!“ ein neues Album vor, dem man nun, nur knappe zwei Jahre später, „Marauders“ folgen lässt:

Diese beachtliche Karriere – immerhin veröffentlichte man mit Spectre Dragon bereis drei Alben – hindert die vier jedoch nicht daran, frischen und energiegeladenen Thrash Metal abzuliefern.
So sucht man sich hier sehr gekonnt seinen Pfad zwischen Eigenständigkeit und höflicher Verbeugung vor alten Szenegrößen: Fühlt man sich zwar durch einzelne Passagen, beispielsweise gleich im Opener „21st Century Thread“ oder in „WW III“, vor allem vom Gesang her an Kreator erinnert, wohingegen man sich musikalisch eher mit den eingangs genannten amerikanischen Jung-Thrashern wie Warbringer misst – jedoch wirkt hier nichts plump kopiert oder all zu strebsam nachgeeifert, sondern natürlich und authentisch bis ins Mark.
Bei der Gewichtung der einzelnen Songbestandteile zeigen LOST WORLD ORDER dabei ein wirklich gutes Händchen, wurden hier groovende Midtenpoparts, schnelle Thrashriffs und anspruchsvolle Gitarrenarbeit in Form gelungener Soli exakt im richtigen Mischungsverhältnis verarbeitet. Dabei zeigt sich, dass nicht nur die Instrumentalfraktion ihr Instrumente mehr als gut beherrscht, sondern auch Sänger Mat einiges zu bieten hat: Stimmlich irgendwo zwischen Mille Petrozza und John Kevill (Warbringer) angesiedelt, gelingt es ihm, die Texte des Weltuntergangs-Konzept-Werkes stets angemessen brutal klingen zu lassen und dennoch durch melodische Gesangslinien einiges an Abwechslung in seine Gesangsperformance zu bringen – auch wenn er bei „Cannibals“ hart an die Grenzen seiner stimmlichen Möglichkeiten geht.
Dass Abwechslung dabei nicht nur in der Musik von LOST WORLD ORDER, sondern auch im musikalischen Leben der Musiker allgemein wichtig zu sein scheint, zeigt die Tatsache, dass bis auf Bassist McZ keiner der Beteiligten ausschließlich Vollblut-Thrasher ist – spielen die anderen drei nämlich allesamt „nebenbei“ auch bei der deutschen Black Metal-Band Geist.
Doch das beste Songwriting hilft nichts, wenn am ende ein stumpfer oder überproduzierter Sound die Atmosphäre ruiniert. Das wissen auch die Herren von LOST WORLD ORDER und lassen dementsprechend auch hier nichts anbrennen: So traf man mit Jörg Uken vom Soundlodge-Studio genau die richtige Wahl, wie dieser mit dem differenzierten, jedoch sehr organischen und lebendigen Sound von „Marauders“ unter Beweis stellt.

Als wäre all das noch nicht genug, beweisen LOST WORLD ORDER mit der Wahl der Veröffentlichungsart von „Marauders“ ein weiteres Mal, dass hier Idealisten und Musikliebhaber am Werk sind: Das Album kann umsonst und legal über die Myspace-Seite der Band gedownloadet werden – wer Wert auf etwas Greifbares legt, bekommt mit der auf 500 Stück limitierten Gatefold-LP im Splattervinyl für 14€ (plus Porto) zudem ein echtes Liebhaberstück angeboten.
Alles in allem ein mehr als gelungenes Thrash-Album, das beweist, dass Deutschland auch der zweiten Welle amerikanischen Thrash Metals so einiges entgegenzusetzen weiß.

Wertung: 8.5 / 10

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