Review Lucifer – IV

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Rock

Das Powerpaar Nicke Andersson und Johanna Sadonis schlägt wieder zu! Nachdem der letzte LUCIFER-Longplayer „III“ aufgrund bekannter Umstände nicht live präsentiert werden konnte, zog sich die Truppe um Frontfrau Johanna Sadonis und Drummer Nicke Andersson einfach wieder ins Studio zurück und zimmerte den Nachfolger „IV“ zusammen. Mit beiden Alben soll es nun wieder auf Tour gehen und das Programm könnte dadurch nicht abwechslungsreicher sein. Denn obwohl „III“ und „IV“ kurz hintereinander entstanden sind, gibt es doch prägnante Unterschiede. Wo „III“ an vielen Stellen deutlich gefälliger war, zelebriert „IV“ fast durchgehend knarzigen Retro-Rock mit Ecken und Kanten. Aber: Stellenweise schwingen LUCIFER den Retro-Holzhammer dann doch etwas zu heftig.

Mit dem Opener „Archangel Of Death“ machen LUCIFER aber erstmal alles richtig: Einstieg mit einem fetten Riff, der Bass pumpt ordentlich und die Melodie geht sofort ins Ohr. Wenn Johanna dann aber zu singen anfängt, wandert der Blick zum ersten Mal unweigerlich zu den Boxen. Ist da was kaputt? Denn die charismatische Stimme der Frontfrau klingt ziemlich dumpf und blechern. Das Problem liegt hier aber nicht an der heimischen Stereoanlage, sondern am übertriebenen Einsatz von Filtern, durch die der Gesang wohl nochmal extra retro klingen soll. Zum Glück haben LUCIFER diese Filter nicht bei jedem Track verwendet, allerdings wäre auch ein einmaliger Einsatz schon einer zu viel. Dennoch hält „IV“ viel gute Musik bereit: Die Vorabsingles „Wild Hearses“ (kann ein Songtitel eigentlich noch cooler sein?), „Bring Me His Head“ und „Crucifix (I Burn For You)“ loten so ziemlich jede Ecke des Retro-Rock aus und geizen dabei auch nicht mit ausgelutschten Klischees. Genau daran zeigt sich aber die große Qualität dieser Band: Jedes eigentlich noch so abgedroschene Rock-Klischee klingt bei LUCIFER immer noch verdammt cool und fügt sich nahtlos in den Sound der Truppe ein.

„Bring Me His Head“ dürfte auch die zugänglichste Nummer auf Scheibe Nummer vier sein, denn so poppig-locker agieren LUCIFER in keinem anderen Song. „IV“ verliert dadurch aber nicht an Kraft, sondern hebt sich durch den Mut zu Ecken und Kanten eher vom Retro-Einerlei ab. Nummern wie „Nightmare“, „Mausoleum“ oder „Louise“ sind im Vergleich zu den Songs auf „III“ ungewohnt sperrig und zünden auch nicht direkt beim ersten Hören, machen dafür aber nach und nach immer mehr Spaß. Mit „Orion“ liefert das Quartett außerdem die wohl beste Ballade der Bandgeschichte ab und es ist ein wahrer Glücksfall, dass Johannas Stimme hier nicht von dutzenden Effekten überlagert wird. Für Hellacopters-Fans die sich schon immer gefragt haben, wie die Truppe wohl geklungen hätte, wenn sie ihre Hochphase 20 Jahre früher gehabt hätte, ist das abschließende „Phobos“ ein echtes Erlebnis. So direkt nach vorne gingen LUCIFER noch nie und die Extraportion Dreck und Lärm steht ihnen wirklich ausgezeichnet. Gerne mehr davon!

LUCIFER servieren mit „IV“ also nicht einfach nur eine Sammlung von B-Seiten, die es nicht auf „III“ geschafft haben, sondern entwickeln ihren Sound innerhalb der Grenzen des Retro-Rock weiter. Auch wenn es an einigen Stellen durchaus etwas weniger Retro mit purer Gewalt hätte sein dürfen, festigt die Band auch mit dieser Scheibe ihren Status in der Top-Riege des Genres. Für die Zukunft muss die Marschroute nun lauten: Den knarzigen Rock-Sound unbedingt beibehalten, die Effekte aber deutlich reduzieren.

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Wertung: 8 / 10

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