Review Maahes – Reincarnation

  • Label: MDD
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Black Metal

Namen und Begrifflichkeiten aus religiösem Kontext haben im Black Metal Tradition – nicht nur aus dem christlichen Umfeld. Auch der orientalische Kulturkreis dient gerne als Inspiration. So auch bei MAAHES aus Niederbayern, benannt nach dem löwenköpfigen Kriegsgott der Ägypter.

Um das Verwirrspiel der vermischten Kulturkreise komplett zu machen, halten sich MAAHES von orientalischen Einflüssen in ihrer Musik jedoch weitestgehend fern – und huldigen vielmehr ziemlich konsequent der Kultur des schwedischen Black Metals. Zwar lässt das Intro „Sacrifice“ noch etwas morgenländisches Flair erahnen, spätestens der Titeltrack „Reincarnation“ fegt dieses jedoch mit rasantem und eiskaltem Black Metal hinweg: Hier werden Erinnerungen an Setherial oder auch deren Nebenprojekt Blackwinds wach.

Bei ihrer rabiaten Art haben MAAHES jedoch auch – ebenfalls typisch „schwedisch“ – eine melodische Ader: So präsentiert sich etwa „Irreversible“ melodiereich und wird obendrein mit flinken Soli garniert. Dabei schrecken die Bayern auch nicht vor Keyboards der ganz klassischen Art zurück, wie man sie in erster Linie mit alten Dimmu Borgir oder Cradle Of Filth verbindet (auch: „Invincible“). Anders als unzählige andere Bands der jüngeren Generation umschiffen MAAHES dabei jedoch die gefährlichen Klippen des Kitsch souverän: zum einen durch das richtige Maß beim Einsatz dieser Stilmittel, zum anderen, indem sie diese geschickt kontrastieren. Dass ausgerechnet zwischen den beiden zuletzt erwähnten Stücken mit „Perfection“ ein flotter, thrashig angehauchter Song in bester Vader-Manier steht, ist sicher kein Zufall.

Auch lyrisch scheint das Alte Ägypten weniger Thema zu sein. Wenngleich die Texte nicht vorliegen, hört man doch öfter „Hell“ und „Satan“ heraus – „Mummy“ oder „Pharaoh“ hingegen kein einziges Mal. Und dank des sehr differenzierten Sounds einerseits, der sehr klaren Aussprache von Fronter Horus andererseits kann man darauf bei MAAHES tatsächlich etwas geben. Besagter Sound ist insgesamt positiv herauszuheben: Nicht nur Saiteninstrumente, Schlagzeug und Gesang stehen in einem absolut ausgewogenen Lautstärkeverhältnis, sondern auch die Keyboards sind klar zu vernehmen, ohne aufdringlich zu wirken („Master Of Black Arts“). Dafür sind MAAHES ein ordentliches Stück Weg gegangen: Nachdem die Band mit der ersten, bereits 2017 fertiggestellten Fassung des Albums keinen Frieden (und wohl auch kein Label) finden konnte, wurde „Reincarnation“ komplett neu eingespielt und gemeinsam mit Florian Dammasch (alias Alboin von Eïs) abgemischt.

Mit dem epischen Instrumental „Idolization“ zeigen MAAHES kurz vor Schluss noch, dass sie auch diese im Melodic Black Metal traditionsreiche Kunst beherrschen, ehe „Final Chapter Of Apocalypse“ den Reigen so catchy, schmissig und irgendwie oldschoolig zugleich beendet, dass man sich fragt, ob diese Band wirklich aus Bayern und wirklich aus dem neuen Jahrtausend stammt – oder eigentlich doch in den 1990ern irgendwo in Schweden gegründet wurde.

Obwohl sich die Musiker Pseudonyme ägyptischer Gottheiten gegeben und sich sogar (etwas überambitioniert) als Mumien verkleiden, sind MAAHES nicht die neuen Nile aus Grafenau: Offensichtlich orientalische Elemente finden sich auf dem Debüt „Reincarnation“ quasi nur im etwas kitschigen Cover – und das ist auch gut so. Was die Musik angeht, wird statt pseudoorientalischem Metal wider Erwarten authentisch skandinavischer Melodic Black Metal von ausgesuchter Qualität geboten. Damit sind MAAHES trotz des etwas überflüssigen Konzeptband-Brimboriums definitiv schon jetzt einer der Newcomer des Jahres!

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Wertung: 8.5 / 10

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