Review Marathonmann – Kein Rückzug Kein Aufgeben (EP)

Wenn man sich regelmäßig auf den Homepages von Konzertlocations herumtreibt, war es 2013 quasi unmöglich, dem Namen MARATHONMANN zu entkommen. Ganz ihrem Bandnamen entsprechend waren die vier Münchner quasi ununterbrochen auf Tour, sei es als Headliner oder als Support für Bands wie Comeback Kid – und allem Anschein nach hat die Band auch nicht vor, in naher Zukunft damit aufzuhören, steht Anfang 2014 doch schon die nächste Konzertrutsche als Anheizer auf der Tour von Jennifer Rostock an. Als kleines Schmankerl für die Fans entschieden sich die Jungs von MARATHONMANN auf den anstehenden Konzerten mit „Kein Rückzug Kein Aufgeben“ eine EP auf 12“ Vinyl zu veröffentlichen, die ansonsten lediglich als digitaler Download erhältlich ist. Neben drei Akustiversionen befinden sich drei B-Seiten aus der Recording Session ihres ersten Albums sowie ein neuer Song auf „Kein Rückzug, kein Aufgeben“, die zeigen, dass MARATHONMANN nach nur zwei Jahren Bandexistenz bereits ihren eigenen Sound gefunden zu haben scheinen.

Den Anfang macht direkt der neue Song „Wo ein Versprechen noch was wert ist“, der perfekt auf das erste Album der Band gepasst hätte: Melancholische Gitarrenmelodien treffen auf ein treibendes Schlagzeug, Michael Lettners kratzige Stimme und emotionale Texte. Immer wieder streuen MARATHONMANN Breaks ein, die ihrem Punkrocksound die entsprechenden Kanten verleihen, ohne dabei auf Eingängigkeit zu verzichten. Die drei aufs Minimale reduzierten Akustikversionen bringen den Pathos, der den Songs bereits in den Albumversionen eingeschrieben ist, sehr deutlich hervor – man kann diese nicht wesentlich neu arrangierten Versionen nun mögen oder nicht, unbestreitbar ist jedoch die intensive Atmosphäre, welche die Kombination aus ruhigen Gitarrentönen und Michaels Schreigesang kreiert. Dies wird besonders an der ruhigen Version von „Wenn du dem Teufel deine Hand gibst“ deutlich, während „Wir sind immernoch hier“ an typischen Indie-Rock erinnert und im Vergleich zur Studioversion zurückstehen muss.

Die drei B-Seiten auf „Kein Rückzug Kein Aufgeben“ wissen leider nur teilweise zu überzeugen. „Camera Obscura“, das Highlight der ’neuen‘ Songs, packt den Hörer mit einem rhythmisch packenden Wechselspiel aus komplexem Schlagzeug und minimalistischem Gitarrenpicking, bevor der Song nahezu an Post-Hardcore erinnernde Züge annimmt. „Veränderungen“ wirkt im Aufbau teilweise etwas unausgegoren, da hier mehr oder weniger einzelne Teile aneinandergeklebt erscheinen, und bleibt lediglich durch seine Dissonanzen und Metalanklänge interessant, während „begegnen / wiedersehen / weitergehen“ reichliche unspektakulär aus den Boxen plätschert. Textlich sind die neuen Songs allerdings allesamt gewohnt leidenschaftlich und zeigen die Stärken von MARATHONMANN deutlich auf.
Insgesamt ist „Kein Rückzug Kein Aufgeben“ ein nettes Geschenk an die Fans und vornehmlich auch für diese interessant. Mit dem Debütalbum „Holzschwert“ ist der MARATHONMANN-unbefangene Hörer auf jeden Fall besser bedient.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert