Review Mental Cruelty – A Hill To Die Upon

[Symphonic Black Metal / Deathcore / Slam] Badischer Black Metal und Metal1.info – aufmerksamen Lesern dürfte bei diesen Schlagworten schnell das aktuelle Album „Pilgrim“ der Schwarzwälder Thron in den Sinn kommen, die souverän den Titel des Albums des Monats Februar einheimsen konnten. Während die Lörracher Black Metal nach den schwedischen Vorbildern spielen, schlagen die Karlsruher MENTAL CRUELTY in eine andere Kerbe. Auf ihren ersten beiden Werken dem Slamming Deathcore zuzuordnen, setzen sie mit ihrer neuesten Full-Length „A Hill To Die Upon“ nicht nur eine Zehe, sondern gleich beide Füße in schwarzmetallische Gefilde – und vermischen diese neuen Elemente mit ihrer gewohnten Ladung an Breakdowns und Pig Squeals.

Während sich dies auf Papier wie ein waghalsiges Experiment liest, entfaltet diese Mischung bereits beim ersten Hören eine gewaltige Sprengkraft, die Genregrenzen einreißt und Core- wie auch Black Metal-Fans voll auf ihre Kosten kommen lässt.

Um sich von der Qualität MENTAL CRUELTYs zu überzeugen, reicht ein Durchlauf des Intros „Avgang“ und dem nahtlos anschließenden „Ultima Hypocrita“: Aufbauend auf düsteren Acoustic-Gitarren entfesselt das Quintett ein fast siebenminütiges Monstrum, dessen atmosphärischer und symphonischer Basis ein bösartiges Konstrukt aus Blast-Beats, Slam-Riffs und „Satanas“-Huldigungen entspringt – und zum Ende hin mit einem 80-sekündigen Solo (für das der japanische Gitarrist Yo Onityan verantwortlich ist) hochemotional und fast schon zerbrechlich wirkt.

Während die zu einem großen Teil blasphemischen Lyrics jegliches Mitgefühl vermissen lassen und eine dystopische Grundstimmung erschaffen, gelingt es MENTAL CRUELTY mit der musikalischen Umsetzung – instrumental wie gesanglich – diese Stimmung weiter zu verdichten und doch immer wieder in ausgewählten und stimmigen Momenten mit ihr zu brechen. Gerade das kurze Instrumental „Fossenbrate“ wirkt durch die Verbindung einer Acoustic-Gitarre mit dem Plätschern eines Wasserfalls und Vogelgeräuschen geradezu idyllisch und dient als Bindeglied zwischen der slam-lastigen Albummitte („King Ov Fire“, „Death Worship“) und dem pompösen, von orchestralen Melodien durchzogenen Ende.

Eben diese drei abschließenden Tracks – „A Hill To Die Upon“, „Extermination Campaign“ und „The Left Hand Path” – setzen dem brachial-schönen Werk die Krone auf. Auf dem Titeltrack kombinieren die Süddeutschen abermals alle ihre Trademarks, legen ein brachiales Riffgewitter über die eindringlichen Orchester-Melodien und Frontmann Lucca Schmerler verleiht dem Titel mit einem wahrlichen Ohrwurmrefrain – bestehend aus Lows im Vorder- und klagenden Screams im Hintergrund – eine beeindruckende Tiefe. Diese abermals aufkeimende Emotionalität wird im wohl schwarzmetallischsten Song der Platte, „Extermination Campaign“, wieder aufgegriffen und bis in die letzte Sekunde des abschließenden „The Left Hand Path“ aufrechterhalten. Das fast achtminütige, kleine Epos führt den Hörer über ein akustisches Intro und abermalige Blast-Beat-Parts hin zu einem rein orchestralen Zwischenspiel, das in einem Duett, bestehend aus Schmerlers Growls und Gitarrist Nahuel Lozanos Klargesang, mündet. Was anschließend auf der zweiten Hälfte des letzten Liedes passiert ist eine Zusammenfassung aller Stärken MENTAL CRUELTYs: Ein saftiger Breakdown, ein emotionales Solo und das famose Zusammenspiel zwischen derben Riffs und hochmelodischer Sinfonie.

MENTAL CRUELTY spielen auf ihrer dritten Platte Musik, die man als einen hochwertigen Bastard aus Dimmu Borgir und Thy Art Is Murder bezeichnen könnte. Dabei vergessen sie nie ihre Wurzeln im Slam, verfeinern ihren Sound durch die allgegenwärtigen Black-Metal-Elemente allerdings um eine Nuance, die den Unterschied zwischen besserem Durchschnitt und absoluter Spitzenklasse macht. So könnte nach „A Hill To Die Upon“ nicht mehr nur ein Slot auf dem Slamavaria, sondern auch auf dem Dark Easter Metal Meeting herausspringen – und so abwegig das auch klingen mag, MENTAL CRUELTY würden bei beiden Szenefestivals perfekt ins Raster passen.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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