Review Nasty – Shokka

Wenn es eine Band gibt, die im Proleten-affinen Genre des sogenannten „Beatdown Hardcore“ eine Institution ist, dann die aus dem deutschsprachigen Teil Belgiens stammenden NASTY: Deren Musik ist zwar auch alles andere als tiefgängig – durch die Mischung aus durchdachten Strukturen, Abwechslungsreichtum (so viel, wie das Genre eben hergibt) und nicht zuletzt einer coolen Attitüde und einem eigenständigen Sound hebt sich die Band aber deutlich von ihren gesichtslosen Genre-Kollegen ab.

Schon der Opener/Titeltrack „Shokka“ eröffnet den Moshpit aufs Übelste und macht mit seiner zündenden Hookline, den temporeichen Strophen, die deutlich vom aggressiven Gekeife des Sängers Matthias geprägt sind, und einigen Variationen in den Breakdowns höllisch Laune. Es handelt sich jedoch nicht um einen Glücksgriff, denn NASTY fahren auf hohem Niveau fort: „No“ ist eine überragende Abrissbirne, „Phoenix“ donnert mit coolen Double-Bass-Parts und eingängigen Hooks durch die Anlage, in „Rebel With A Cause“ wird das Geschwindigkeitspedal zunächst angezogen und dann im Midtempo weitergegroovt. Kurz: NASTY lassen nicht nach, Ausbrecher gibt es ausschließlich nach oben. Die Band schafft es durchweg, trotz (oder vielmehr gerade mithilfe) hoher Breakdown-Dichte zugleich abgehtaugliche und einprägsame Lieder zu schreiben, die darüber hinaus auch länger Spaß machen als in der ersten Woche. Mit dem coolen Outro setzen NASTY dem Album die Krone auf.

Die Produktion von „Shokka“ könnte fetter nicht sein: Die Gitarren dröhnen mit einer Urgewalt durch die Boxen, dass es einfach nur Spaß macht, der Schlagzeug-Sound ist kernig, die Toms klingen wuchtig, die Abstimmung der Instrumente passt.

„Shokka“ ist das beste Album in der Geschichte von NASTY und mit einer knappen halben Stunde Spielzeit fast schon unverschämt lang. Wenn die Band es weiterhin schafft, geballte Aggressivät mit Spielwitz und Kreativität in solche Songs umzumünzen, kann das nächste Release gar nicht schnell genug kommen.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

4 Kommentare zu “Nasty – Shokka

  1. Hi Tobsen,
    danke für den Kommentar, damit kann ich jetzt schon etwas mehr anfangen. :-)

    Klar bist du kein Rezensent, aber so ein Mindestmaß an gedanklicher und inhaltlicher Struktur setze ich bei Kommentaren, die über reine Trollerei hinausgehen, voraus. :)

    Bzgl deines letzten Punktes: Ich glaube, ich meine eine Mischung aus beiden. Die Band ist so konsequent stumpf, das macht einfach gute Laune. :)

    Dass du ROTNS für eine bessere Band hältst, lässt sich auch durchaus vertreten, ich finde eben, die stehen ganz gut nebeneinander.

  2. Hi Pascal,
    ich habe nicht behauptet, dass man Nasty nicht braucht, weil es ROTN gibt. Ich empfinde diese lediglich in musikalischer Hinsicht ansprechender, abwechslungsreicher und vorallem „brachialer“.
    Und ja, ich habe das Review bis zum Ende gelesen und ich habe mir auch die CD angehört; und es geht keineswegs darum, dass sie mir persönlich nicht gefällt, ich wollte nur klarmachen, dass es in diesem (totgesagtem) Genre einfach bessere und/oder unterhaltsamere Bands gibt.
    Zudem bin ich kein Rezensent, niemand erwartet, dass meine Kritik „konstruktiv und gut fundiert“ ist.
    Und mal ganz ehrlich, wie oft habe ich hier Reviews von unbekannten Gruppen gelesen, in denen es sinngemäß hieß „Band X braucht niemand, weil sie wie ein Abklatsch von Band Y klingen“, und nein, ich mache mir nicht die Mühe, nach Beispielen zu suchen, um meine These zu untermauern.

    Jedoch würde mich mal interessieren, woran Du festmachst, dass Nasty eine „coole Attitüde“ haben. Ist es coll ein Prolet zu sein? Oder verwechselst Du das mit Authentizität?

  3. im direkten vergleich zu sagen wir… rise of the northstar eine absolut entbehrliche gruppe.. und nein, die haben keineswegs eine „coole attitüde“
    kopf@tisch

    1. Hallo Tobsen,

      Danke für deine konstruktive und gut fundierte Kritik.
      Du scheinst das Review immerhin bis zum Ende des ersten Absatzes gelesen zu haben.

      Ich denke nicht, dass sich Rise Of The Northstar und Nasty sinnvoll vergleichen lassen, zumindest nicht in dem Sinne, dass es die eine Band nicht braucht, wenn es doch die andere gibt.

      Ich begnüge mich als Antwort auf deine Einlassungen mit den Antworten „Nein“ und „Doch“.

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