Review Nasty – Realigion

Meinen Kollegen Pascal Stieler konnten NASTY mit dem letzten Longplayer „Shokka“ durchaus zufrieden stellen. Er attestierte ihnen außerdem eine „coole Attitüde“ und „eigenständigen Sound“. Zwei Jahre später legt die belgische Band also den Nachfolger „Realigion“ vor, der auf einige Gastmusiker setzt und erst einmal in die recht großen Fußstapfen seines direkten Vorgängers treten muss. Vorhang auf für die sechste Runde Beatdown-Geballer des Quartetts aus Kelmis.

Allerdings muss vorweg gesagt werden, dass das Artwork einen ersten ernüchternden Eindruck entstehen lässt. Der Titel „Realigion“, inklusive stilisiertem Anarcho-Zeichen, hätte viel Raum für Kreativität gelassen. Zumindest mehr als vier mehr oder weniger cool posierende Musiker auf einem Sofa in einem ansonsten leeren Raum mit dekorativem Dielenboden.

Der zweite enttäuschende Faktor ist die Laufzeit von nur rund 28 Minuten. Daraus entstehen einige logischerweise kurze Titel um die zwei Minuten oder sogar darunter. „Rock Bottom“ ist ein namhaftes Beispiel dafür, dass diese Herangehensweise zwar nett ist – aber in diesem Fall auch nicht mehr. Der Titel endet abrupt dann, wenn er gerade im Begriff ist anständig Fahrt aufzunehmen. Neben den üblichen brutal-stumpfen Screams kommen auch Gangshouts zum Einsatz („Forgiveness“, „Realigion“).

NASTYs Musik funktioniert in den längeren Songs eindeutig besser, das beweist u.a. „At War With Love“ mit seinen wiederkehrenden Taktwechseln und ausreichend Platz für Breakdowns, die genug Raum für die pure Energie der Musiker bieten. Wiederholt werden auch schräg klingende Gitarrenmomente eingebunden, die das Gesamtbild aufwerten und einen positiven Earcatcher darstellen. Die Produktion offenbart ebenfalls dezente Schwachstellen: Stellenweise sind die Vocals auffällig nach hinten gerückt oder sie verschwimmen im Soundbrei massiver Gitarrenwände und kraftvollem Drumming.

Für den nächsten wilden Moshpit ist auch dieses Release von NASTY mehr als nur geeignet. Trotzdem ist „Realigion“ ein zweischneidiges Schwert, das zwar durch seine Taktwechsel und vor allem die Gitarrenarbeit überzeugen kann, dennoch wirken einige der kürzeren Titel wie unausgearbeitetes Stückwerk, dem der letzte Schliff zu fehlen scheint. Das ist deshalb schade, weil gerade die Songs über drei Minuten Spieldauer die Möglichkeiten des Quartetts umfangreicher auszuschöpfen scheinen.  NASTY sind auf „Realigion“ ebenso gesichtslos wie viele ihrer Genre-Kollegen und bieten größtenteils Beatdown-Ware von der Stange.

Wertung: 5 / 10

Publiziert am von Christian Denner

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