Review pg.lost – Versus

Wenige Bands haben in der Vergangenheit die Blaupause des typischen Post-Rock-Songs derartig perfektioniert wie PG.LOST. Dies konnten die vier Schweden besonders 2012 auf ihrem bisher letzten, großartigen Album „Key“ unter Beweis stellen. In den darauffolgenden vier Jahren wurde es recht still um die Band, was sicherlich nicht zuletzt daran lag, dass Bassist Kristian Karlsson live seine Landsleute von Cult Of Luna als Keyboarder unterstützt. Mit „Versus“ veröffentlichen PG.LOST nun ihr viertes Album, für das die vier Musiker ihre Songs zum ersten Mal nach und nach räumlich getrennt geschrieben haben, bevor sie die daraus resultierenden sieben Nummern im Studio ausarbeiten und aufnehmen konnten.

Die größte Änderung im Vergleich zu den vorangehenden Veröffentlichungen ist allerdings weniger im Songaufbau, als vielmehr im Sound auszumachen: Der warme, erdige Klang, der PG.LOST bisher so bestimmt hat, ist zwar nach wie vor vorhanden und manifestiert sich in Trademarks wie beispielsweise dem oft stark verzerrten, knarzenden Bass. Erweitert und stellenweise bestimmt wird „Versus“ allerdings durch kühle Synthieflächen und dazu passende elektronische Elemente. Dies wird bereits im Opener „Ikaros“ deutlich, der sehr flächig und spacig klingt, sodass er stellenweise sogar an 65daysofstatic erinnert – auch wenn PG.LOST in diesem Opener leider stellenweise ihr sonst so stimmiges Songwriting aus den Augen verlieren und den Song im Mittelteil zu sehr ausfransen lassen. Mit „Off The Beaten Path“ beweisen die Schweden allerdings, dass sie ihren Sound nicht zu 180 Grad gedreht, sondern lediglich erweitert haben: Direkt, groovig, knackig, von rhythmischen Ausbrüchen durchzogen und von Synthesizern unterstützt, ohne davon dominiert zu werden, geht die Nummer sofort ins Ohr und in die Beine.

Der Rest des Albums verbindet elektronische Töne mit verzerrten und melancholischen Gitarren, polterndem Schlagzeug und immer wieder aufbrausenden Ausbrüchen. Der Titeltrack entwickelt sich nach einer ruhigen ersten Hälfte zu einem regelrechten Post-Metal-Song im Stil von Cult Of Luna. Auch vor Post-Black-Metal-Anleihen schrecken PG.LOST hier in den Melodieführungen nicht zurück. Folglich ist es auch nicht verwunderlich, dass das Ende von „Along The Edges“ mit gewaltigen Riffwalzen im Stil von Russian Circles aufwartet. Nach einem sehnsüchtigen Beginn dreht der Abschluss „A Final Vision“ durch tiefe Basstöne, elektronisches Fiepsen, treibende Trommeln und immer wieder angetäuschte Ausbrüche noch einmal gewaltig an der Intensitätsschraube und gipfelt in einem furiosen, von Marschrhythmen nach vorne gepeitschten Finale.

Mit „Versus“ liefern PG.LOST erneut ein starkes Post-Rock-Album ab, auf dem sie nicht vor einer deutlichen Veränderung ihres Sounds zurückschrecken. Im Verbund mit dem bisher so großartigen, warmen Klang der Band erzeugen die flächigen und oft kühlen Klänge eine ganz eigene Stimmung. Dass die Band im Opener „Ikaros“ noch ein wenig schludert, ist schnell vergessen, nimmt „Versus“ doch von hier an stetig an Qualität zu, was im nahezu bedrückend melancholischen Abschluss „A Final Vision“ seinen Höhepunkt findet. PG.LOST beweisen auch mit „Versus“, dass sie ganz oben im Genre des Post Rock mitspielen, und präsentieren mit ihrem vierten Album eine weitere großartige Veröffentlichung voller Melancholie, Melodie und Leidenschaft.

Wertung: 8 / 10

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