Review Poets Of The Fall – Revolution Roulette

  • Label: Insomniac
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Rock

Nach ihrem zweiten Album „Carnival of Rust“ ließen sich die POETS OF THE FALL bei ihrem dritten Langspieler ein Jahr mehr Zeit zur Fertigstellung desselbigen. Wurden die ersten beiden noch in den heimischen Wänden von Keyboarder Captain aufgenommen, so stand den Finnen diesmal ein richtiges Studio zur Verfügung, und es sei jetzt schonmal vorweggenommen, dass sich das massiv auf den Sound ausgewirkt hat.

Im Jahre 2008 sind die POETS düsterer denn je – wenn sie es denn überhaupt schon einmal waren. Das fängt schon beim in sehr dunklen Tönen gehaltenen Cover-Artwork an; „Signs of Life“ war von Blau dominiert, bei „Carnival of Rust“ gab es helle Erdtöne mit einem großen roten Lutscher, hier aber prangt ein rostiges Vorhängeschloss auf dem Cover – ein Vorbote für einen musikalischen Wandel, den die POETS zwischen zwei Alben hinter sich gebracht haben.
Von dem stark romantisch angehauchten, von Akustikgitarren dominierten Stil ist anno 2008 nicht mehr viel übrig, das macht schon der Opener „More“ deutlich: sobald hier die Rhythmusfraktion einsetzt, dürfte das den einen oder anderen unvorbereiteten POETS-Fan vom Hocker pusten; der Song geht, von der um ein Vielfaches mehr an Druck im Gegensatz zu früher geprägten Produktion getragen, direkt nach vorne, quasi mitten ins Gesicht – von dem ziemlich schrägen Zwischenpart mal abgesehen, der mir bis heute nicht ganz behagt. Und wer dachte, dass das nur ein kleiner „Schocker“ zum Anfang war, wird mit „The Ultimate Fling“ und dem Titeltrack, beide übrigens recht lang geraten, sofort eines besseren belehrt. Man kann es eigentlich so auf den Punkt bringen: Die POETS OF THE FALL des Jahres 2008 spielen Rock, fast ohne Kompromisse.

Für mich als riesigen Fan der ersten Alben war das zu Beginn ein ziemlicher Hammer, denn von dem, wofür ich die Poets lieben gelernt habe, ist hier im Grunde nur noch sehr wenig vorhanden. „Fragile“ und „Where do we draw the Line“ sind die einzigen wirklich ruhigen Stücke, und hier schimmert auch wieder der alte Charme durch, den „Signs of Life“ und „Carnival of Rust“ versprühen, diese auf diesen Alben unübertroffen dargestellte melancholische Romantik. Doch ansonsten müssen sich Freunde der eben genannten Alben mit reinreassigen Rocksongs wie „Psychosis“ (Knaller! Mein Liebling auf diesem Album), „Revolution Roulette“ (verdammt weit runtergestimmte Gitarren, drückt ordentlich) oder „Miss Impossible“ (ebenfalls großartig) anfreunden. Wer gerne eine homogene Fortsetzung der ersten beiden Alben gehabt hätte, wird hier vermutlich schwerstens enttäuscht – doch wer Änderungen gegenüber aufgeschlossen ist, der wird auch mit „Revolution Roulette“ seinen Spaß haben, denn die POETS haben ihren Stilwandel recht gekonnt vollzogen und schaffen es immernoch (meistens zumindest), bestens ins Ohr gehende Songs mit Charakter zu schreiben.

Es gibt hier also viel Licht, dementsprechend aber natürlich auch Schatten. Als erstes wäre da der Gesang von Marko zu nennen; dieser lässt seine sanfte Stimme nun meist im Koffer und hat sich dafür einen durchaus gewöhnungsbedürftigen, etwas nasal klingenden Gesangsstil ausgesucht – definitiv Geschmackssache. Schwerer wiegen da konturlose Ausrutscher wie „Clevermind“ oder „Passion Colors everything“, die zwei deutliche Löcher in der sonst eigentlich durchgehend hohen Qualitätslinie markieren. Dann gibt es da noch nervige Elemente wie den erwähnten schrägen Zwischenteil in „More“ oder das instrumentale Ende von „The Ultimate Fling“, das wirklich nur aus Gedudel über ein und demselben Rhythmus besteht und unnötig wie ein Kropf ist – ohne diesen Teil wäre das Lied nach knapp 5 Minuten abgeschlossen und damit zwei unnötige Minuten kürzer.
Was für mich persönlich jedoch ein wenig wehmütig stimmt, ist die Tatsache, dass die meisten Lieder auf „Revolution Roulette“ jenes besondere Flair vermissen lassen, das die Vorgänger noch auszeichnete und zu etwas ganz besonderem machte. Die Songs auf diesem Album sind zwar mitnichten schlecht, aber so richtig will der Funke nur noch selten überspringen („Psychosis“, „Fragile“, „Revolution Roulette“).

Summa summarum ist das Drittlingswerk der POETS eigentlich kaum noch mit „Signs of Life“ und „Carnival of Rust“ zu vergleichen. Ob das nun gut ist, muss im Endeffekt jeder für sich entscheiden; ich bin zwar mit diesem Album nur eingeschränkt glücklich, denke aber, dass es für die Band durchaus sinnvoll war, aus dem alten Schema auszubrechen und etwas neues zu versuchen – und sei es nur, um danach wieder mit gutem Gewissen zum alten Erfolgsrezept zurückkehren zu können.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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