Review Poisonblack – Lust Stained Despair

Nach dem Ende von Sentenced muss man erstmal nicht ganz auf Ville Laihialas musikalische Künste verzichten, es gibt ja noch POISONBLACK. Spielte er beim Debütalbum „Escapexstacy“ nur die Gitarre, übernahm er beim zweiten Werk „Lust Stained Despair“ nun auch den Posten am Mikrophon, nachdem Charon-Sänger J.P. Leppäluoto nach dem ersten Album schon wieder weg war.

Da Ville bis auf „The Darkest Lie“ alle Lieder auch noch geschrieben (und nebenbei produziert) hat, dürfte es schon mal klar sein, in welche Richtung es in etwa gehen wird. Auch das düstere und sehr schöne Artwork deutet das schon unmissverständlich an (die in der Gestaltung zu sehende Frau hat zwar eine bescheidene Frisur vorzuweisen, dafür umso schönere Augen ;)). Seine Sentenced-Wurzeln kann er sowohl bei den Songs selbst als auch beim Gesang nicht verstecken – aber ich denke, das will er selbst nicht unbedingt und das will auch niemand anders von ihm erwarten. Man orientiert sich am ehesten an der rockigen Ausrichtung der beiden letzten Sentenced-Alben „The Cold White Light“ und „The Funeral Album“, dennoch gibt es einige Unterschiede.

Der Opener „Nothing Else Remains“ leitet das Album mit unerwarteter Härte ein, die Gitarren sind schwer und stehen eindeutig im Vordergrund. Ville singt passend dazu etwas rauer als von seiner Hauptband gewohnt, was den höheren Härte- und Schnelligkeitsgrad bestens unterstreicht. Instrumental ist sogar ein leichter melodischer Death Metal-Einschlag zu vernehmen, Soilwork („Nothing Else Remains“) oder mittelalte In Flames („Never Enough“) schwingen ganz und gar nicht versteckt in den Melodien mit.

Es geht hier aber auch ganz anders. „The Darkest Lie“ beginnt bereits mit einem Keyboardlead und auch im weiteren Verlauf des Songs ist das Keyboard ein wichtiges Instrument und mit einer Sängerin könnte das Stück wohl auch gut auf einem Evanescence-Album stehen. Mit „Pain Becomes Me“ gibt es einige Stellen später auch eine reinrassige Gothic-Rock-Ballade mit viel Gefühl, hier trägt Villes Gesang natürlich entscheidend zur Wirkung bei. Hier kommt die Anordnung der Lieder übrigens großartig. Bevor man die Gelegenheit hat, richtig sentimental zu werden, reißt das folgende „Never Enough“ als härtestes Stück der Scheibe einen schlagartig aus der Lethargie.

Auch unter den restlichen acht Tracks findet sich kein Ausfall, es wird in über 51 Minuten durchweg gute Gothic Metal-Kost mit einiger Abwechslung geboten. Der Schwerpunkt liegt hier auch wirklich auf dem Metal, die Gitarren und ein druckvolles Schlagzeug stehen eindeutig im Vordergrund, dazu hat die Scheibe noch einen richtig geilen Klang verpasst bekommen. Nicht zu vergessen, dass das Keyboard hier selten führend ist und oft kaum merklich im Hintergrund agiert sowie viele Lieder klassische Solos beinhalten und sich damit noch weiter von durchschnittlicher Gothic-Kost abheben. Ein tolles Album mit hoher Haltbarkeit, das jedem Sentenced-Fan Freude bereiten sollte ebenso wie allen, die Sentenced gerne eine Stufe härter haben möchten.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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