Review Poverty’s No Crime – Save My Soul

Nach vier Jahren Pause melden sich die Norddeutschen Progmetaller POVERTY’S NO CRIME mit ihrem sechsten Album „Save My Soul“ zurück. Mit ihren Wechsel zu InsideOut Music im Jahre 1999 avancierten sie zu so etwas wie der deutschen Progmetal-Hoffnung. Leider haben sie es aber nie geschafft, aus der Masse der Bands dieses Genres hervorzustechen und konnten ihrem Ruf nicht so ganz gerecht werden, obwohl sie durchaus in der Lage waren, sich von Album zu Album zu steigern. Das 2003 veröffentlichte Werk „The Chemical Chaos“ ist demzufolge der bisherige Höhepunkt der Diskographie.

„Save My Soul“ bietet neun neue Songs mit einer Gesamtspielzeit von 54 Minuten. Personell ist alles beim alten geblieben, die lange Pause war wohl eher kreativer oder privater Natur. Die musikalischen Neuerungen auf dem neuen Longplayer halten sich aber dennoch in Grenzen. Immer noch bedient die Band die melodisch-eingänge Progressive Metal-Schublade, d.h. man verbindet technische Kabinettstückchen und Instrumentalpassagen mit melodischen Gesangsarrangements und hymnischen Refrains. Das Album startet mit einem kurzen Intro, das völlig sinnlos als eigenständiger Track aufgeführt ist, obwohl dort musikalisch nichts passiert. Das darauf folgende „Open Your Eyes“ eröffnet dann doch relativ abrupt mit Double Bass, schneidenden Gitarren und kitschigen, hymnischen Keyboards. Auffällig ist hier der sehr an Melodic Rock angelehnte, sanfte Refrain und die Orchester-Synthies in den Strophen. Der Refrain wirkt etwas zu lasch im Vergleich zum Rest des Songs. Der nun anstehende Titeltrack ist mit 6 ½ Minuten bereits einer der längeren Nummern mit etwas ausgedehnterem Instrumentalpart, wenig überzeugendem Refrain und einem netten melodischen Gitarrensolo. Mit „Key To Creativity“ gibt es eine tolle Ballade, die mit Akustikgitarre, Piano und durchweg überzeugendem Gesang aufzuwarten weiß. Apropos Gesang: Sänger Volker Walsemann ist seit jeher für mich das musikalisch schwächste Glied in der Band. Nicht etwa, weil er technisch nichts drauf hätte, aber seine Stimme passt nicht zur gewollt metallischen Musik, wirkt dafür zu glatt, nicht rockig genug. Balladen und epische Passagen stehen ihm deutlich besser.

Die nachfolgenden Tracks präsentieren POVERTY’S NO CRIME mal epischer und moderner mit leichten Neoprog-Anleihen („In The Wait Loop“) oder mit etwas tiefer gestimmten Gitarren („The Touture“), das grobe Rezept bleibt dabei aber immer gleich. In den Instrumentalparts hat die Band deutlich ihre besten Momente, weshalb das Instrumental „Spellbound“ für mich der überzeugendste Track auf „Save My Soul“ ist. Das abschließende „Break The Spell“ ist mit 9 ½ Minuten der Quoten-Longtrack, unterscheidet sich aber in seiner Machart nicht von den anderen Nummern.

Insgesamt ist „Save My Soul“ für mich ein recht eintöniges Album geworden, dass keinerlei Experimente enthält. Mit „Open Your Eyes“, „The Key To Creativity“ und „Spellbound“ sind drei wirklich hörenswerte Nummern drauf. Der Rest ist nach Rezept gestrickt und zwar gut, lässt aber nicht wirklich aufhorchen. Sänger Marco Walsemann weiß nicht immer zu überzeugen. Vergleicht man das neue Album insbesondere mit seinem Vorgänger „The Chemical Chaos“, so muss leider ein Rückschritt in beinahe jedem Bereich hingenommen werden. Auf „The Chemical Chaos“ waren POVERTY’S NO CRIME progressiver, vielseitiger, abwechslungsreicher und hatten ein besseres Händchen für eingängige Melodien. Lediglich die Produktion des neuen Albums weiß „The Chemical Chaos“ in den Schatten zu stellen. Ein Wort noch zur Verpackung: Auf den letzten fünf Alben der Band waren fünfmal irgendwelche menschlichen Körper oder Körperteile zu sehen, zweimal gab es Wasser.Schade, ich hatte etwas mehr erwartet. Insgesamt solide.

Wertung: 7 / 10

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