Review Projection – A Brief History 1999-2005

Unter dem Namen PROJECTION veröffentlicht der Rheinland-Pfälzische Musiker Thommy Frank seit mittlerweile sieben Jahren in Eigenregie seine musikalischen Visionen. Nach insgesamt sechs Alben entschied er Ende des Jahres 2004, die besten seiner bisherigen Songs neu aufzunehmen und auf einer Doppel-CD zu veröffentlichen.

Nun, gut 1 ½ Jahre später, liegt uns mit „A Brief History 1999 – 2005“ das Ergebnis dieser Arbeit vor. Auf den zwei Silberlingen finden wir satte achtzehn Songs zwischen zwei und 20 Minuten Spielzeit. Insgesamt 134 Minuten warten darauf, vom Hörer entdeckt zu werden. Thommy Frank hat dabei die Songs allesamt selbst geschrieben, eingespielt, aufgenommen und in seinem Homestudio produziert. Lediglich das Mastering hat er aus den eigenen Händen gegeben.

Auf seiner Homepage spricht Thommy davon, dass PROJECTION ausschließlich von seinen persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen lebt. Die hier vorliegenden Songs sind seine Art und Weise, die Höhen und Tiefen des Lebens zu verarbeiten und zu meistern. Diese setzt er in unheimlich melodische, tiefgehende Progressive Rockmusik um, die vor allem durch ihr völlig eigenständiges und inniges Soundgewand lebt. Viele Songs sind melancholisch gehalten, wirken gerade zurückhaltend und schüchtern und mögen beim ersten Hördurchgang sogar noch unspektakulär wirken. Doch schon nach wenigen Durchläufen wird deutlich, dass es nicht die technischen Kabinettstückchen sind, die den Hörer hier mitreißen sollen. Vielmehr geht es um das Vermitteln von Stimmungen und Gefühlen, um ein Gefangennehmen des Hörers in dieser verträumten, ruhigen und atmosphärischen Klangwelt. Obwohl im Booklet keine Lyrics abgedruckt sind, kann man schon bald wirklich nachfühlen, über welche Begebenheiten des Lebens PROJECTION erzählt. Das Schöne daran ist, dass wohl jeder Mensch sich in Thommy Franks Texten wiederfinden kann. Seine auf den ersten Blick unscheinbare, leicht monotone Stimme, passt wunderbar zu den kleinen Geschichten, die er uns mit auf den Weg gibt. Diese sind zwar oft recht traurig, aber es schwebt stets auch eine Spur Hoffnung in den Arrangements mit. Beachtlich ist, dass das Album beinahe einen Konzeptsound aufweist. Hier stehen Titel aus völlig unterschiedlichen Schaffensperioden nebeneinander, und trotzdem klingt es wie ein zusammenhängendes und schlüssiges Gesamtwerk.

Aus diesem Grund fällt es auch schwer, bestimmte Songs aus dem Kontext hervorzuheben. Dennoch möchte ich auf ein paar Nummern hinweisen, die meiner Meinung besonders gut gelungen sind: „Rainy Summer Afternoons“ zum Beispiel ist ein fantastischer Instrumentalsong, der mit einfachsten musikalischen Mitteln eine bezaubernde Stimmung heraufbeschwört. Hier kann man sich vor dem inneren Auge förmlich bildlich vorstellen, wie ein solcher Nachmittag aussieht – wenn es draußen in Strömen regnet, man irgendwie traurig und mit einem Gefühl der Nutzlosigkeit durch das Fenster in die unnahbare Ferne schaut. Das an sich simple Gitarrenmotiv mit den Klängen von Regen hinterlegt zieht den Hörer einfach in den Bann. Wenn dann noch ein bisschen Percussion und Streicher hinzukommen, ist die perfekte Metapher geformt. Bei „Curtains“ nutzt Thommy den Porcupine Tree Song „Collapse The Light Into Earth“ auf völlig unkitschige Art und Weise, um daraus einen eigenen Track zu machen. Melodie und Grundstimmung sind hier zwar übernommen worden, wirken jedoch mit dem eigenen Text und der eigenständigen Instrumentierung wie ein völlig neues Stück. Von den längeren Tracks überzeugt vor allem das von Mellotronchören eröffnete „One Of Two Kinds“, das kompositorisch so mancher Longtrack-Komposition von bekannten Progbands in nichts nachsteht und auch tolle instrumentale Momente und verhaltenen Bombast bereithält. Die rockigen Passagen kommen auf der Scheibe insgesamt vielleicht etwas zu kurz, würden aber auch nicht allzu gut ins textliche Konzept passen. „Gentle“ verwöhnt den Proghörer dann aber doch mit mitreißenden, rasanten Soloabfahrten, einer ganzen Menge Hammondorgel und Drive. Der schon fast psychedelische, mehrstimmig-fugische Gesang dieses Songs stellt einen sehr schönen Gegenpol zu den fetzigeren Momenten dar.

Es dürfte recht klar sein, dass man die vorliegenden Songs nicht in jeder Stimmungslage genießen kann. Doch wenn sich die kälteren Jahreszeiten nähern oder man persönlich mal einen schlechten Tag hat, ist dies der perfekte Soundtrack und wirkt wie Balsam für die Seele. Fans von ruhigeren Porcupine Tree oder ähnlichem sollten auf jeden Fall ein Ohr riskieren. Insgesamt gefällt mir CD2 einen Tick besser als CD1. Ein Wort vielleicht noch zur Produktion: Natürlich wird hier kein Deluxe-Studio-Profiniveau erreicht, denn „A Brief History“ ist, wie Thommy im Booklet selbst schreibt „a cheap digital homerecording“. Dennoch spürt man die Liebe zum Detail zu jeder Sekunde. Die Songs sind perfekt ausgearbeitet und liebevoll produziert, sodass man sich hier weit über dem üblichen Niveau von Demotapes und Eigenproduktionen befindet. So hat man tatsächlich das Gefühl, ein vollständiges und wertiges Album zu hören. Dieser Eindruck setzt sich auch beim stimmungsvollen Artwork der Scheibe fort. Wir sollten nicht vergessen, dass dies ein Projekt eines Freizeitmusikers ist, der zudem alles selbst eingespielt hat!

Wer nun Interesse an der Musik von PROJECTION hat, besuche Thommy auf seiner Homepage www.astral-projection.de. Dort könnt ihr ausführlich in das Album reinhören und es natürlich auch bestellen. Zusätzlich erfahrt ihr etwas über den Menschen, der dahintersteckt. Solch persönliche Musik findet man heute nur noch sehr selten.

Wertung: 8 / 10

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