Manchmal ist man eben doch nichts anderes als ein Pawlowscher Hund, stur darauf konditioniert, bestimmte Reize automatisch mit Erinnerungen und daraus resultierend Erwartungen zu verknüpfen. So war mein erster Gedanke, nachdem ich die Promo zum zweiten Album einer finnischen Band namens RAATE in die Hände bekommen hatte, vom Titel „Menetyksen Tie“ sowie dem düsteren Artwork geleitet, sofort: True Black Metal.
Dieser Erwartung entspricht „Menetyksen Tie“ dabei jedoch allerhöchstens in einer eher legeren Auslegung des Begriffes „Black Metal“, ist das, was das Duo hier bietet, doch alles andere als das true Geknüppel, welches ich zunächst erwartet hätte.
Statt dessen finden sich auf dem Silberling zehn größtenteils sehr ruhige Nummern, welche, bezogen auf die Gitarren, zwar durchaus dem Black Metal zugeordnet werden könnten, vor allem aber durch den über weite Strecken fast schon kitschig-schönen Klargesang alles andere als bösartig oder kretzig wirken. Bisweilen fühlt man sich dabei vielleicht noch an Bands wie Storm oder Isengard erinnert, doch auch diese Vergleiche treffen nicht so richtig, haben die Klargesangs-Passagen doch kaum noch etwas mit traditionellem Black Metal gemein, sondern lassen eher an die norwegische Pop-Rock-Band Seigmen denken. Leider verblasst dieser erste Eindruck, man habe es eher mit Post Black Metal denn mit seinem Urahn zu tun, im weiteren Verlauf des Albums stellenweise ein wenig, rücken doch spätestens im Instrumental „Taival“ truere Riffs in den Vordergrund, welche, nicht zuletzt des etwas näselnden Sounds wegen auf Dauer etwas zu nerven beginnen. Nach „Kylmä Tie“, welches eine interessante Mischung aus beiden Stilen darstellt, folgen die Stücke „Ajan Temppeli“ I bis IV, eine durchaus gefühlvoll inszenierte Sammlung atmosphärischer Instrumental-Stücke, welche sich von Ambient bis Black Metal erstrecken und so vor allem durch Vielseitigkeit glänzen.
„Menetyksen Tie“ ist ein durchaus ansprechendes Überraschungspacket, das in eigentlich jedem Stück mit etwas Unerwartetem daherkommt, ohne dabei jedoch einen roten Faden missen zu lassen. Gerade die vier, das Album abschließenden Stücke, sowie die ersten beiden Tracks wissen dabei zu überzeugen, während sich gerade in den Black Metall-lastigeren Passagen nicht zuletzt im Sound einige Schwächen offenbaren.
Alles in allem ein interessantes Album, das die Stärken der Band herausarbeitet, jedoch auch recht deutlich veranschaulicht, wo sich RAATE noch steigern können.
Wertung: 7 / 10