Review Saviour Machine – Legend III:I

Um dem etwas seltsam anmutenden Albumnamen etwas auf den Grund gehen zu können, sei zu Beginn ein kurzer Rückblick in die Geschichte SAVIOUR MACHINEs gestattet:

1997: der erste Teil der als Trilogie gedachten „Legend“-Serie erscheint. Die Band kündigt an, alle Teile bis zur Jahrtausendwende fertig gestellt und veröffentlicht haben zu wollen. Im (christlichen) Metalunderground bricht einige Euphorie aus, man freut sich auf zwei weitere Teile

1998: „Legend, Pt. II“ erscheint, offensichtlich sind Mastermind Eric Clayton und seine Mannen auf einem guten Kurs

2000: zunächst mal lange Gesichter bei der Fangemeinde, der abschließende Teil erscheint mit einem Jahr Verzögerung

2001: Verwirrung und Freude bei den SAVIOUR-MACHINE-Anhängern, denn der dritte Teil erscheint als „Legend III:I“, was nichts anderes bedeutet, als dass es noch einen weiteren Teil geben wird.

Dies ist umso besser, da SAVIOUR MACHINE mit „Legend, Pt. III:I“ ihr vorläufiges Meisterwerk abgeliefert haben. Waren ja schon die ersten beiden Alben an Genialität kaum zu übertreffen, haben wir es hier nun mit einer CD voller Vollkommenheit zu tun. Woran das liegt, lässt sich gar nicht so leicht ausmachen, es gab zwar einige Line-Up-Änderungen (Victor Deaton ersetzte Jayson Heart am Schlagzeug, außerdem steuerte Narnia-Gitarrist Carljohan Grimmark einige Gitarrenparts bei), aber wenn man bedenkt, dass SAVIOUR MACHINE vor allem und in erster Linie durch Sänger Eric Clayton, der nicht nur alle Texte, sondern auch einen Großteil der Musik schreibt, geprägt wird, erscheint diese Tatsache eher nebensächlich. Dennoch, der Stil hat sich zwar nicht um 180 Grad gedreht, aber das Songwriting sticht schon als erstes ins Auge. Dominierten auf den ersten beiden Teilen noch Songs, denen eine Struktur abzuringen milde gesagt oft nicht ganz leicht war, enthält Part 3 einige Songs, die sogar etwas wie einen Strophe-Refrain-Schema aufweisen. Dies ist zwar relativ zu sehen, fällt aber zum Beispiel bei „The Final Holocaust“ oder „Two Witnesses“ schnell auf.

Zudem wurde einiges der Aggression, die vor allem den zweiten Teil prägte, wieder entfernt, hier tauchen etliche sehr gefühlsbetonte Lieder auf, was allerdings teilweise diametral zu den weiterhin sehr düsteren Texten steht (bei „Legend III:I“, welches alleine auf einer Akustikgitarre basiert, singt ein lieblicher Chor nur zwei Worte „O Lucifer“ und in das folgende „The Ancient Serpent“ einleitet, oder eben „The Final Holocaust“, welches Gottes Schutz für Israel erfleht). Insgesamt wird mehr auf orchestrale Musik gesetzt, die wilden Sound-Samples, die bei „Legend, Pt. I“ und „Legend, Pt. II“ für diese unglaublich intensive Atmosphäre des Endzeit-Chaos gesorgt haben, sind fast völlig verschwunden, umso mehr wird der kommende Schmerz der Welt musikalisch thematisiert. Gute Beispiele sind das angesprochene „The Final Holocaust“, welches sich in anderem Zusammenhang auch für ein Date mit der frischen Liebe eignen würde, wäre der lyrische Hintergrund dafür nicht etwas unpassend. Oder auch „The End Of The Age“, der letzte Track des Albums, welcher schon aufgrund seines Titels wenig Hoffnung macht, aber durch eine so wunderbare Klaviermelodie und einen einfühlsamen Gesang geprägt ist, dass man all das Leid, welches angekündigt wird, fast vergessen kann.

Eine besondere Erwähnung sollte in diesem Zusammenhang auch die erneut phantastische Chorarbeit des Würzburger „Ensemble Cantabile“ finden. War der Chor schon auf den ersten beiden Teilen einfach umwerfend, ist er wie das ganze Album noch einmal genialer geworden, was wohl in erster Linie daran liegt, dass er diesmal richtigen Text singt und nicht „nur“ vor allem „A-Gesänge“ als Hintergrundmelodie. Und der Umstand, dass man sich hier und da nicht ungern mal bei den großen Meistern bedient, stört nicht, da alles sehr harmonisch in den Gesamtklang einfügt. Als Beispiel sei hier auf Twelve-Hundred-Sixty-Days verwiesen, bei welchem die wuchtige Chormelodie geradewegs aus dem Deutschen Requiem (hier: Denn alles Fleisch es ist wie Gras) von Johannes Brahms zu stammen scheint (oder sogar: stammt).

2008, Sommer: nach diversen Ankündigungen bezüglich des Erscheinungstermins von „Legend III:II“ wartet die Fangemeinde noch immer auf das unwiderruflich letzte Kapitel der Band SAVIOUR MACHINE (es ist schon lange klar, dass der letzte Teil auch das Ende der Band sein wird). Der scheinbar passendste Termin, zu dem auch von der Band selber die größte Hoffnung gestreut wurde, konnte aus Krankheitsgründen von Eric Clayton nicht eingehalten werden. Es wäre der 07.07.2007 gewesen, 777 als Gegensatz zum ausgesprochen eviligen 666 halt. Besonders die Ansage von Eric Clayton, dass der letzte Teil alles bisher dagewesene Schaffen SAVIOUR MACHINEs in den Schatten stellen wird, macht es besonders schwierig, dem entscheidenden Tag, der immer noch nicht feststeht, entgegen zu fiebern. Bis dahin kann und darf man sich mit drei vollgepackten CDs unglaublich intensiver „Rock-Oper“-Musik trösten, denn wer diese drei Meisterwerke noch nicht sein Eigen nennt, sollte dies entweder umgehend ändern oder er ist einfach selber Schuld. Die Wertung ergeht hier nur aus Protokollzwecken.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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