Review Scar Symmetry – Pitch Black Progress

SCAR SYMMETRY haben bereits mit ihrem Debütalbum „Symmetric In Design“ im Frühjahr 2005 voll eingeschlagen und gerade mal 14 Monate später steht nach dem Labelwechsel von Metal Blade zu Nuclear Blast mit „Pitch Black Progress“ bereits das zweite Album in den Startlöchern. An einen Schnellschuss oder übrig gebliebenes Material ist dabei keinesfalls zu denken, spielen die Schweden hier doch auf höchstem Niveau. Die Stilmischung ist schnell beschrieben: Hochmelodische und eingängige Riffs im Death Metal-Grundgerüst paaren sich mit dem Wechsel aus klarem und tiefem Gesang. Klingt typisch skandinavisch und ist es auch, den in Zusammenhang mit dieser Band wohl schon oft gehörten Soilwork-Vergleich kann man auch hier nicht abstreiten. Das dürfte für viele ein Problem sein, doch gehen SCAR SYMMETRY zumindest im Vergleich zu aktuellem Soilwork-Material wesentlich heftiger und abwechslungsreicher zur Sache.

Am Anfang steht mit „The Illusionist“ gleich ein Track, der sich noch Jahre in irgendwelchen Bestenlisten halten kann. Eine schöne Melodie leitet ein, bevor die Rhythmusfraktion loslegt und Frontmann Christian Älvestam ein paar Treppen tiefer steigt, um beeindruckende Death-Growls auszuwerfen und unfassbar oft zwischen diesen und poppig-anschiegsamen Klargesängen hin- und herzupendeln. Der Refrain wird dadurch erwartungsgemäß eingängig und bietet sich schon nach einmaligem Hören als Ohrwurm an. Soli-Spielereien gibt es ebenso wie wuchtige Riffs und kleine progressive Einsprengsel im Gitarrenspiel, bei „Calculate The Apocalypse“ erinnert es mich vor allem beim kurzen Frickelpart ein ums andere mal an Into Eternity.
SCAR SYMMETRY gehen glücklicherweise nicht immer stur dem gleichen Gesangsschema nach und variieren das geschickt. Das zuckersüße „Mind Machine“ etwa ist fast komplett mit klarem Gesang versehen, während im Titeltrack „Pitch Black Progress“ nur gegrowlt wird. „The Kaleidoscope God bietet sogar dazu noch eine thrashige Gesangsveriante, die noch etwas Abwechslung reinbringt. Hier liegt nun ein Vorteil von SCAR SYMMETRY gegenüber anderen „Hart und zart“-Bands: Diese verwenden häufig diesen heiser-thrashig-schreienden Gesangsstil, wogegen die Death-Growls hier absolut überlegen sind… Ist nun meine persönliche Meinung. Beim mit sieben Minuten längsten Stück „The Kaleidoscope God“ wird der Wechsel an Stimmlagen und die Anzahl der Melodiebreaks fast schon zu sehr ausgereizt, jenseits der Fünf-Minuten-Grenze gibts dann gar Einflüsse melodischen Heavy Metals sowie elektronische Spielereien.
Leider haben sich einige Tracks eingeschlichen, die dem ganzen einen etwas zu argen Soft-Touch verleihen, wie neben „Mind Machine“ etwa auch „Dreaming 24/7“, das man anscheinend komplett mit dem Weichspüler durch den Mischer gezogen hat, hier hat man es mit der Eingängigkeit und Süßlichkeit etwas zu sehr übertrieben. Sehr erfreulich dagegen ist es, wenn der Klargesang nicht nur sanft sein soll, sondern wie bei „Retaliator“ auch mal etwas rockiger klingen will und sich jeweils nach wenigen Worten mit der Death Metal-Stimme abwechselt – wenn der gute Herr das auch live derart gut rüberbringt, dürfte die Band auf der Bühne ein wahres Erlebnis sein, wirklich klasse.

Neben den zwei recht schnarchigen „Mind Machine“ und „Dreaming 24/7“ stehen auf der anderen Seite mit etwa „The Illusionist“, „Retaliate“ oder dem treibenden „The Path Of Least Resistance“ wirklich überzeugende Hammerstücke, die mächtig Spaß machen und gut abgehen. „Oscillation Point“ ist auch ein von der Grundstimmung her ruhiger Song, der dafür äusserst stark ist und nicht zu poppig wirkt. Mit der Zeit nutzt sich das Album aber ziemlich ab und kann den wirklich sehr guten Ersteindruck nicht über unzählige Durchgänge aufrecht erhalten. Immerhin wurden die Lieder geschickt verteilt, so dass nicht alle Highlights auf einem Haufen sind und man „Pitch Black Progress“ schon am Stück durchhören kann, vor allem zum Ende haben sich ja nochmal ein paar richtige Knaller eingeschlichen. Im großen und ganzen wurde hier doch eine gute Mischung aus krachendem modernem Metal und anschmiegsamen Melodien gefunden, die halt nur nicht auf ganzer Linie überzeugen kann und auch nichts wirklich neues mit sich bringt.
Das zur Veröffentlichung recht heftig gehypte Album ist leider bei weitem nicht das „vermutliche beste Metalalbum des Jahres 2006“ geworden, aber trotzdem für die Zielgruppe eine klare Empfehlung wert.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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