Review Schizofrantik – The Knight On The Shark

Wenn ein Album-Artwork einen in das Szenario hineinkopierten Spielzeugritter zeigt, der vor einem mit von Kinderhand gemalten Boot auf einem Plastik-Hai reitet, so kann man zumindest davon ausgehen, dass das, was einen hier erwartet, alles andere als gewöhnlich ist. Wer den Namen SCHIZOFRANTIK früher schon einmal gehört hat, weiß das natürlich schon davor.

Hinter dem Namen verbirgt sich der Ausnahme-Gitarrist Martin Mayrhofer, welcher sich nach seiner Zeit bei den Münchner Jazz-Metallern Panzerballett mit SCHIZOFRANTIK eigenständig gemacht hat. Mit „Oddities“ veröffentlichte er 2011 ein gar herrliches Werk, das irgendwo zwischen Progressive Metal und Jazz einzuordnen war. Der Nachfolger, „The Knight On The Shark“, steht nun etwas weniger im Zeichen des Jazz – progressiv und abgefahren bleibt die Musik des Münchners dabei jedoch von der ersten bis zur letzten Note – und auch darüber hinaus.

Das fängt, natürlich, bereits mit dem Albumtitel an, welcher eigentlich nicht einmal mehr Fragen aufwirft sondern nur noch ein einziges, großes Fragezeichen in den Raum stellt. Die so simple wie bezaubernde Antwort darauf liefern die auch auf diesem Album wieder sehr ausführlich gestalteten Linar Notes, mit denen Mayrhofer die Entstehungsgeschichte seiner Songs nachzeichnet: So entstammt der Titel des Openers den kindlichen Gedanken seines kleinen Neffen, der ein von ihm gemaltes Bild so beschrieb. Dass der Knabe wenige Wochen später leider bereits vergessen hatte, ein Bild diesen Titels überhaupt gemalt zu haben, und Mayrhofer beim Texten so ganz auf sich allein gestellt war, ist nur ein unterhaltsamer Teilaspekt der Geschichte … „And the captain says ‚ARRRR’“.

Faszinierender als derartige lyrische Ergüsse ist jedoch, was Mayrhofer auch dieses Mal wieder musikalisch auf die Beine gestellt hat: Progressive Metal auf höhstem technischem Niveau trifft hier auf Fusion („Nazis On LSD“), paart sich mit Funk-Elementen („Psychic Scars“) und jazzigen Bassläufen und lässt bei all dem eines nicht missen: den musikalischen Witz. Ob nun in „The Human Slaughter Tango“ (welch großartiger Titel) mit „La Cumparsita“ ein Tango-Standard gekonnt in das Songgefüge integriert wird oder teils aberwitzigen Metal-Gitarren-Einschübe an den unerwartetsten Stellen in den ansonsten oft auch eher gemächlichen Songs auftauchen – Mayrhofer ist stets für eine Überraschung gut.

Auch die generelle Ausrichtung des Albums überrascht zunächst: Bei aller musikalischen Progressivität und technischen Versiertheit klingt „The Knight On The Shark“ deutlich weniger verschroben als der Vorgänger „Oddities“. Die somit gänzlich andere Atmosphäre ist dann auch der einzige Streitpunkt an dem Werk – zumindest der Metal-Fan in mir wusste mit der düsteren Atmosphäre des metal-lastigeren Vorgängers mehr anzufangen als mit der puren Progressivität, welche SCHIZOFRANTIK hier an den Tag legen.
Fans von Primus, King Crimson und Frank Zappa, aber auch Prog-Metal-Bands wie Unexpect oder Sleepytime Gorilla Museum und Fantomas sollten hier aber allemal zuschlagen und bei der Gelegenheit das Debüt gleich mit einpacken.

Dass der Albumtitel zunächst an Zappas nicht minder verqueren Werkstitel „Ship Arriving Too Late To Save A Drowning Witch“ erinnert, mag Zufall sein – so richtig kann man sich das bei SCHIZOFRANTIK jedoch nicht vorstellen. Doch selbst wenn hinter dieser Analogie keine Absicht stecken sollte, wäre von „Zufall“ zu sprechen hier unangemessen. Nennen wir es lieber „zappaeske Fügung“.

Wertung: 8 / 10

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2 Kommentare zu “Schizofrantik – The Knight On The Shark

  1. Der Zappa-Fingerzeig ist ganz bestimmt kein Zufall, Mayrhofer zeichnete bei Panzerballett beispielsweise auch für deren häufig live gespieltes Zappa-Medley verantwortlich.
    Die Rezension macht wirklich Lust darauf, das Album mal zu testen… der Vergleich zu Unexpect oder Sleepytime Gorilla Museum schreckt mich zwar tendenziell ab (machen beide meiner Ansicht nach keine Musik), aber Primus und King Crimson können das locker überkompensieren. ;)

    1. Die „Vergleiche“ sind in dem Fall nicht unbedingt direkt auf musikalische Parallelen zurückzuführen, sondern sind eher als Hinweis zu vestehen, dass Fans, die eine der genannten Bands mögen, hier mal reinhören sollten, da das Gebotene (auf ganz eigene Art) ähnlich abgefahren ist.

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