Review Schizofrantik – Oddities

  • Label: Gentle Art Of Music, Soulfood
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Stilübergreifend

(Jazz / Metal) Wer sich mit dem Thema Jazz-Metal auseinandersetzt, kommt wohl nicht lange um die Münchner Kombo Panzerballett herum, welche in diesem relativ jungen Genre zweifelsohne Maßstäbe gesetzt hat. Mit von der Partie war dabei bis vor Kurzem Martin Mayrhofer an der Gitarre, welcher sich nach seinem Ausstieg bei Zehrfelds Panzerballett nun wieder mit seinem eigenen Projekt SCHIZOFRANTIK den progressiven Klängen widmet.

Unterstützt wird der Ausnahmegitarrist dabei von einer illustren Schar talentierter Musiker, welche er – wie Zehrfeld selbst oder die Sängerin Conny Kreitmeier – zum Teil direkt aus dem Panzerballett-Dunstkreis rekrutiert, oder aber auch, wie im Falle von Bassist Peter Braun, über das Kleinanzeigen-Journal „Kurz&Fündig“ aufgetan hat, wie der sympathische Fronter scheinbar immer noch verblüfft zu erzählen nicht müde wird.
Generell erzählt Mayrhofer gerne – nicht nur in den im Punkto Skurrilität den Ausführungen seines ehemaligen Arbeitgebers und Panzerballett-Fronters Zehrfeld nur wenig nachstehenden Song-Ansagen, sondern auch über seine Songs: So enthält das Booklet zu jedem Song Liner Notes, welche kurz die Geschichte der Songs erklären sollen: So erfährt der aufmerksame Booklet-Leser neben der Tatsache, dass Mayrhofer bekennender David Lynch-Fan ist (was dem Cineasten wohl bereits der Songtitel „John Merrick“ verraten hätte) auch, dass die Verbindung des roten Drachen (Tiefpunkt einer Psychose) mit dem Möbiusband eine neue Dimension des brainfucks darstellt und dass Mayrhofer selbst bisweilen von Kindern träumt, deren Kopf explodiert.
Was so gesehen alles eigentlich nur wenig verwundert – erwartet man doch ehrlich gesagt von einem Künstler, der derart verquere Musik so leicht zu konsumieren und verständlich macht, auch nichts anderes. Denn genau darin liegt einer der großen Pluspunkte von „Oddities“: Trotz der ständigen Verwendung abgefahrenster Taktarten, Polyrhythmik, progressiver Songstrukturen und anderer jazziger Elemente ist das Album nämlich eines geblieben: Hörbar.
Wo viele Alben dieses technischen und musiktheoretischen Niveaus nämlich genau daran scheitern, dass das Resultat zwar beeindruckend, aber nicht schön ist, gelingt es Mayrhofer, den Hörer nicht zu überfallen und zu erschlagen, sondern ihn mal mehr, mal weniger sanft bei der Hand zu nehmen und durch seine wundersame Welt abgefahrener Ideen und Klänge zu führen.

Sicherlich, der ein oder andere mag sich auch von der hier gebotenen Melange progressiver und melancholischer Klänge überfordert fühlen, ist das, was Mayrhofer hier abliefert, doch zweifelsohne weit von dem entfernt, was man typischerweise als massenkompatible Unterhaltungsmusik bezeichnen würde. Wer jedoch bereit ist, sich auf eine Klangwelt einzulassen, die der von Panzerballett mitunter gar nicht so unähnlich, durch deutlich mehr Gesang, das Fehlen von Bläsern und generell ruhigere Songarrangements aber doch gänzlich anderen Charakters ist, wird von „Oddities“ früher oder später begeistert sein. Nicht zuletzt des roten Drachen in der Möbiusschleife wegen.

Wertung: 9 / 10

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