Review Seeming Emptiness – Bliss Entombed

  • Label: Rain Without End
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Doom Metal

Mit „Heavy Rain“ legte der deutsche Solomusiker Kevin Möckel 2016 ein beeindruckendes Album zwischen Doom und Post-Metal vor, auf dem er ganz ohne Worte eine dystopische Geschichte erzählte. Seitdem ist einige Zeit vergangen und manches hat sich bei SEEMING EMPTINESS verändert. Aus der früheren Ein-Mann-Band ist durch Beitritt der Gebrüder Netzell, die sich insbesondere als Mitglieder von In Mourning einen Namen gemacht haben, ein Trio geworden. Im Gegensatz zur Vorgängerplatte ist das sich um Themen wie Trauer und Verlust drehende „Bliss Entombed“ nicht nur kein Konzeptwerk, sondern beinhaltet infolge der personellen Aufstockung als erster Release des Projekts Gesang und Texte.

SEEMING EMPTINESS können auf ihrem dritten Album folglich auf ein erweitertes Stilrepertoire zugreifen – eine Möglichkeit, von der die Band allerdings nur auf mäßig interessante Weise Gebrauch macht. Davon abgesehen, dass Tobias Netzell nun seine mächtigen Growls und melancholischen Clean-Vocals über den Tracks ausbreitet, hat sich an der Grundausrichtung der Musik nicht viel verändert. Die bis zu zehn Minuten lang laufenden Songs basieren wie bisher auf schwermütigen Gitarrenleads, die hin und wieder für stimmungsvolle Clean-Gitarren Platz machen, und einem eher bodenständigen denn intensiven Schlagzeugunterbau.

Das etwas plumpe Wesen der Rhythmusfraktion – eine der wenigen Schwachstellen auf „Heavy Rain“ – hat sich auch durch Christian Netzells Zugang nicht wesentlich zum Guten gewendet. Dieser Mangel betrifft zwar ohnehin viel mehr die Begleitgitarren, allerdings gelingt es SEEMING EMPTINESS diesmal nicht so gut, ihn zu kaschieren. Waren die Gitarren auf früheren Tracks wie „Retrogression“, „Red Glowing Night“ und „Heirless“ noch derart ausdrucksstark, dass sie das instrumentale Storytelling praktisch im Alleingang tragen konnten, so fehlen auf „Bliss Entombed“ entsprechend starke Kompositionen.

Die eine oder andere schöne Melodie gibt es zwar auch hier zu entdecken, weder die unheilvollen noch die bedrückenden Parts prägen sich jedoch in gleichem Maße ein wie noch auf „Heavy Rain“. Aufhorchen lässt eigentlich nur das Outro „Conclusion“, in dem SEEMING EMPTINESS sphärische Gitarren und Keyboards sowie mechanische Beats aufeinandertreffen lassen – eine recht magere Bilanz für ein gut 50 Minuten langes Album.

„Bliss Entombed“ ist keineswegs eine schlechte Veröffentlichung, wohl aber eine enttäuschende. Konnte man die trostlosen Szenerien, die Kevin Möckel in seiner mitunter etwas grob gezimmerten Musik vertont, früher geradezu bildlich vor sich sehen, so hat SEEMING EMPTINESS als mehrköpfiges Projekt einiges von seinem einstigen Ausdrucksvermögen eingebüßt. Vielleicht war Möckel zu sehr darum bemüht, seinen neuen Bandkollegen genug Raum zuzugestehen. Dass SEEMING EMPTINESS nun wie eine beliebige Melodic-Death/Doom-Gruppe klingen, ist jedenfalls ungeachtet der konkreten Ursache ziemlich schade.

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Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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