Review Sepulcrum – God Fears Me

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Death Metal

Biathlon, Schnaps und der Rennsteig sind wesentliche Aushängeschilder der thüringer Kultur. Man sollte also meinen, dass es genügend Dinge im östlichen Mitteldeutschland gibt, mit denen sich der Einheimische beschäftigen kann. Dass aber auch immer wieder junge Musikgruppen der härteren Gangart aus den tiefen Wäldern auftauchen, ist schon auffällig. Den nächsten Versuch zum ganz großen Wurf unternehmen SEPULCRUM, welche sich dem groovenden Death Metal verschrieben haben. Wie es sich gehört, liest sich die Besetzungsliste beinahe ebenso turbulent wie der Kader von Borussia Mönchengladbach in der Winterpause. Will heißen: diverse Besetzungswechsel halten einerseits die Dynamik am Laufen, andererseits behindern sie möglicherweise auch die Entwicklung.

All diesen Umständen zum Trotz hat der Fünfer es nun aber geschafft, das erste Langeisen fertigzustellen. Selbst Schuld sind sie natürlich, dass sie dieses gerade an die Metal1-Redaktion sandten, sollte doch jeder wissen, dass die künsterlerische Leistung hier unter eine ganz besonders vergrößernde Lupe genommen wird. Glücklicherweise kann ich nach einigen Durchläufen behaupten, dass die Jungs ihre Sache ganz ordentlich erledigen. Wenig überraschend wird hauptsächlich (mittel-) schneller Death Metal aufgefahren, der in wenigen Momenten das Gas rausnimmt, aber fast ebenso so selten voll aufdreht. Highspeedattacken bleiben somit weitgehend aus, aber an den flotteren Parts des Titeltracks kann sich der gemeine Headbanger schon mal erfreuen. Dem Gesang kann man auch einige Beachtung schenken, bekommt man doch fieses Grunzen geboten, welches nicht selten an Steve Rowe von Mortification zu deren Glanzzeiten erinnert. Manchmal zeigt XY, dass die Band früher auch gerne mal in schwarze Gefilde abdriftete. Dann verwandelt sich das Grunzen schon mal in Gekreische (auch wenn ich nicht festzustellen vermag, ob es nicht eher Gastsänger Fritz zu Hinz und Kunz der wohnortlich offenbar nahestehenden XIV Dark Centuries ist); leider offenbart sich an dieser Stelle aber schon die erste Schwäche im Konzept, denn diese Variationen sind mir insgesamt noch zu selten, um wirklich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Gut, auch ich denke, dass dem Shouter das Grunzen eher liegt, aber etwas mehr Abwechselung wäre schon schön. Ein wenig aus der Schusslinie kommt der gute Mann jedoch, denn auch das Songwriting ist unter dem Strich auf sehr ähnliche Songs ausgerichtet. So fehlen beispielsweise cleane Parts der Gitarre ebenso wie Blast Beats des Schlagzeuges, lediglich die kernige Double Bass kommt häufiger zur Geltung. Wenn dann mal neue Einflüsse geltend gemacht werden, fällt es auch gleich auf. Zum Beispiel „My Love“, wobei man nicht umhin kommt, diesen Song ausgesprochen putzig zu finden, grunzenderweise wird eine ziemlich plumpe Liebesgeschichte erzählt, die in Sachen Kitsch und Klischee problemlos mit Ville, dem Lieblingsfinnen der vorpubertierenden Mädchenfraktion, mithalten kann.

Recht spaßig ist die etwas ungewöhnliche Coverversion des „Reinsteigliedes“, welches aber mehr was für den Fanatiker des schwereren Bleis denn für den freudig gestimmten Wandersmann gedacht scheint. Abgesehen von diesen beiden Titeln ist gerade die zweite Hälfte des Albums irgendwie…uninspiriert. Mir kommt es so vor, als wenn etwas vorschnell einige gute Ideen verbraten worden sind. Nehme man die genannten Lieder und noch 3 und ein anderes, ergäbe sich ein formidables Demo in Maxi- oder EP-Format, die ebenso mögliche Variante wäre gewesen, noch ein paar Monate im Proberaum zu lärmen und dann auch den weiteren Songs einen eigenen Stempel aufzudrücken, denn Potential ist auf jeden Fall vorhanden. Sondtechnisch geht die Sache für eine Eigenproduktion allemal in Ordnung, lediglich der Bass hätte hier und da etwas mehr Kraft haben können. Vorläufig wird der Thüringeninteressierte weiterhin Biathlon, Schnaps und Rennsteig bevorzugen, aber der Weg ist schon einmal geebnet. Alles in allem gebe ich gerne mit Tendenz nach oben.

Wertung: 5.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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