Interview mit Sepulcrum

Tante Ernas Kreislauf, funkensprühende Genitalien und eine Band, die den doppelten Worschter tatsächlich mal zu schätzen weiß. Möglicherweise gehen die Uhren in Thüringen doch etwas anders, allemal ergab sich so die Möglichkeit für ein erfrischendes Interview mit den Death-Groovern SEPULCRUM.

Hy Richy und SepulcruM, wie geht es denn? Nett, dass ihr euch die Zeit für unsere Fragen nehmt.
Richy: Heya! Uns geht’s gut, danke! Natürlich nehmen wir uns Zeit für metal1.info und danken euch gleichzeitig für den Aufwand, den ihr euch macht!

Ich denke, ich werde nicht der einzige Musikredakteur sein, der von SEPULCRUM noch nie etwas gehört hatte. Schließe diese Lücke in meinem und dem Leben unserer Leser.
Ja, das ist wahrscheinlich richtig. Das kommt daher, dass wir bisher fast ausschließlich in Thüringen live unterwegs waren. Ich denke, dass wir uns in der Heimat schon einen Namen erarbeitet haben. Aber außerhalb der Landesgrenzen kennen uns bisher nur wenige, das stimmt. Es sind aber für 2009 einige Konzerte deutschlandweit geplant, die das ganze ändern sollen. Kurz gesagt ist SepulcruM eine fünfköpfige Death Metal Band aus dem Raum Südthüringen. Im folgenden Interview wird die Band natürlich weiter beschrieben und einige andere Fragen geklärt.

Laut Eurem Info spielt Ihr groovenden Death Metal. Was macht diese Richtung für Euch aus, wo zieht Ihr Grenzen zu anderen Genres und welche dieser Grenzen wäret Ihr zu überschreiten nicht bereit?
Für uns ist dies ein Stil der den Zuhörer gleich im ersten Moment ansprechen soll ohne zu gekünstelt zu wirken und durch überzogene spieltechnische Passagen vom Grundkonzept der Lieder abzulenken. Wir machen jedoch nicht nur groovenden Death Metal, aber es nimmt einen großen Anteil in unserer Musik ein – das heißt Moshparts mit relativ langsamen Riffs, wo man einfach mitnicken bzw. Headbangen muss mit tiefen Growls. Teilweise wird’s natürlich dann auch heftiger mit Geknüppel und aggressiven Gitarrenteilen und Vocals, aber auch melodiöse Teile kommen bei uns zum tragen. Mit anderen Worten, es können durchaus auch mal Grenzen zu anderen Genres überschritten werden, wenn wir der Meinung sind, dass es in das Konzept des einen oder anderen Liedes passt. Welche Genres das sind und in welchem Maße „Grenzen“ überschritten werden, kann völlig unterschiedlich ausfallen. Das wird uns die Zukunft noch zeigen.

Euer Debütalbum „God Fears Me“ ist ja nun schon ein paar Tage alt. Wie zufrieden seid Ihr damit?
Unser Debüt ist Mitte Mai letzten Jahres erschienen. Natürlich macht der Verkauf nicht gleich Riesensprünge, zumal wir auch nicht an ein Label angeschlossen sind, sondern alles mit Herzblut alleine machen. Wir selber sind aber mit der Scheibe durchaus zufrieden, schließlich ist so ein Erstwerk für jede Band der erste handfeste Schritt sich als solche zu profilieren. Auch der Anklang bei unseren Fans scheint dies zu bestätigen. Besonders die eben erwähnte Mischung ist, so denken wir, das Erfolgsrezept der Platte. Die Songs sind nicht eingeschossen auf ein und dieselbe Machart, der Stil variiert und macht somit die CD interessant und langweilt nicht. Natürlich hätten einige Parts auch ein wenig genauer eingespielt bzw. eingesungen werden können, das sind jedoch für „Nicht-Instrumenten-Spieler“ unhörbare Kleinigkeiten. Bei künftigen Titeln und Veröffentlichungen werden sicherlich Veränderungen oder Verbesserungen in der einen oder anderen Weise erkennbar sein, dafür versucht man sich ja weiterzuentwickeln. Unser „Produzent“ hat auf jeden Fall, und da muss man ihn noch mal loben, ganze Arbeit geleistet, denn vom Sound her finden wir es richtig gierig. Zum Michel, unserem Aufnahmeleiter, aber an späterer Stelle mehr.

Etwas ungewöhnlich finde ich (selber aus Musikersicht), dass Ihr Euch für Eure Releaseparty XIV Dark Centuries an Bord geholt habt. Bestand nicht die Befürchtung, dass die Leute nur wegen dieser Band kommen würden und ihnen SEPULCRUM eigentlich egal wäre?
Nein, das ist anders. Wir kennen die Mannen von XIV Dark Centuries (Grüße an der Stelle!) schon jahrelang und sind gute Freunde! Richy (SepulcruM Drums) spielt sogar live die Flöte bei ihnen. =) Sie haben uns bei der Releaseparty und auch in anderen Dingen etwas supportet, wofür wir sehr dankbar sind. Außerdem waren wir bei Michel von den „Forteen Darkern“ im Studio (www.KLANGBUNKER.de) und er hat bei unserem Bonus-Cover-Track, dem „Rennsteiglied“, die zweiten Vocals eingesungen. Die Thüringer Bands kennen sich oftmals untereinander und gehen öfters mal zusammen feiern. Man unterstützt sich gegenseitig, was sehr gut funktioniert und einfach nur Spaß macht. Man könnte noch eine Reihe von befreundeten Bands nennen, aber das würde den Rahmen sprengen. Grüße auf jeden Fall an alle!Um auf die Frage zurückzukommen: Bei der Releaseparty war uns am wichtigsten, dass unsere Freunde, Fans und Förderer der letzten Jahre zusammen kommen und mit uns Spaß haben und die erste Platte gebührend feiern. Und das hat ziemlich gut funktioniert. Befürchtungen, dass wir als Nebenband untergehen bestanden nicht.

Ich möchte an dieser Stelle nicht despektierlich klingen, aber wenn man ehrlich ist, kann man mit (Death-) Metal doch heute nicht mal mehr Tante Erna vom Hinterhof in Bochum-Stahlhausen erschrecken. Warum sollte sich gerade Gott vor Euch fürchten?
Wir machen einfach nur Musik, die uns persönlich gut gefällt. Ob dadurch Tante Erna erschrickt oder nicht, dass muss sie schon mit sich und ihrem Kreislauf ausmachen. =) Mit dem Titel wollten wir nicht ausdrücken, diejenigen zu sein, vor denen „Gott“ am meisten Angst haben muss. So wie du die Frage stellst, setzt du voraus dass es einen Gott gibt. Das tun wir nicht. Wir verwenden „Gott“ in unseren Texten als Synonym für die Institution Kirche. Uns geht es darum das von ihnen gepredigte Verhältnis zwischen Gott und den Menschen zu widerlegen und den Schwachsinn von Erbsünde, Paradies und Fegefeuer aufzuzeigen, denn es ist unserer Meinung nach klar, dass ihr Gott (so er existiert) durch die Billigung ihrer Verbrechen an der Menschheit seit ihrem Bestehen, wohl kaum ein Gott sein dürfte, vor dem ehrliche Menschen Angst haben müssen, nur weil sie keine Kirchensteuer zahlen. Dieses Lied drückt also unsere Negativ-Haltung zur christlichen Kirche als Institution aus. Das Thema wird jedoch auch in anderen Liedern aufgegriffen und bildet somit einen Rahmen in dem Album selbst. Deshalb wählten wir diesen Titel auch zum CD-Namen.

Bleiben wir mal gleich beim Thema, was könnt ihr uns über Euer lyrisches Vorgehen berichten?
Die Texte unseres ersten Albums beziehen sich auf verschiedene Thematiken, sei es die Ablehnung und Abrechnung mit der Institution Kirche, dem Versuch sich in die Gedanken- und Gefühlswelt eines Psychopaten zu versetzen, den eigenen Abgründen und düsteren Gedanken oder die Glaubenswelt unserer Ahnen vor der Zwangschristianisierung. Letztere Lyrics stammen jedoch noch aus etwas älteren Tagen der Bandgeschichte. Inzwischen haben wir unseren Stil gefunden, indem nur noch neuzeitliche Themen besprochen werden. Als wir die Pagan-Einflüsse in die Songs einbauten, war diese Musikrichtung noch relativ klein im Vergleich zu dem heutigen Boom der Szene. (Ich will hiermit nur vorbeugen, dass jemand sagt, dass wir Pagan-Lieder geschrieben hätten, um auf diesen Zug mit aufzuspringen. Im Gegenteil.) Anregungen für die Songs holen wir uns aus der Literatur, Filmen, der Tagespresse und natürlich verarbeiten wir auch eigene Erfahrungen und Erlebnisse.

Wie ernst ist Euch der Text von „My Love“. Ich möchte Euch nicht zu nahe treten, aber Musik und Gesang wollen für mich nicht so sehr zum Text passen. Oder ist das Ganze ironisch gemeint und als Seitenhieb auf all die Schmusebärchen im Metal?
„My Love“ war für uns der Versuch die Empfindungen und Gedanken nach einer zerbrochenen Beziehung in ein Lied zu packen. Ausschlaggebend sind da aber die düstersten Gedanken mit denen man sich in einer solchen Situation herumschlägt und sie einfach mal bildlich auszuleben. Das Lied beschreibt nach der einführenden Geschichte der zwei vermeintlich Verliebten, wie er sie nach dem Schicksalsschlag der Untreue foltert und schließlich mit einer Kettensäge zersägt und sie somit für diese Sünde bestraft. Der Text ist also ironischerweise zum Titel zu sehen, also quasi so eine Art Anti-Liebeslied. Das dabei aufgrund unseres Musikstils die Möglichkeit von Diskrepanzen zwischen Text und Musik geben kann, war uns durchaus bewusst. Aber mal Hand aufs schwarze Herz, wer hat im Innersten noch nicht daran gedacht, seiner Ex den Schädel einzuschlagen, wenn man erfahren musste, dass sie einen von vorn bis hinten betrogen und verarscht hat. ;)Dieses Szenario ist in bildlicher Darstellung ein Bestandteil unserer Bühnenshow, welches auch beim Publikum immer sehr gut ankommt.

Auch wenn ich es nicht allzu einfallsreich finde, was Ihr bei Euren Liveshows anbietet (ein totgeschossener Mönch, eine zersägte Stripperin), muss man Euch auf jeden Fall zu Gute halten, dass Ihr dem Publikum etwas bieten wollt. Welche anderen Gründe fallen Dir ein, weswegen ich gerade Euer Konzert besuchen sollte?
Es ist heute mindestens genauso schwer eine Bühnenshow hinzulegen die einmalig ist, wie einen neuen Stil zu kreieren. Im Grunde genommen war doch ähnliches immer schon mal da. An unserer Bühnenshow arbeiten wir ständig und wir versuchen dem Publikum so viel wie möglich zu bieten, aber zu unseren Konzerten sollen die Leute nicht kommen weil wir in Blut baden, Fledermäusen den Kopf abbeißen oder aus unseren Genitalien Funken sprühen. Sie soll ohnehin dem Gehörten nur die Bildhaftigkeit verleihen, um sich noch besser in die erzählten Situationen hineinzuversetzen. Wir legen hauptsächlich Wert darauf, dem Publikum rüberzubringen, dass es uns Spaß macht live zu spielen und wir wollen mit den Leuten einfach gut abfeiern. Nicht mehr und nicht weniger! Wenn ihr euch mal ein Bild von der Show machen wollt, müsst ihr mal zu einem Konzert kommen und euch den gierigen Dreck reinziehen. Wenn man dann noch gerne headbangt, ist man auf einem SepulcruM-Konzert auf jeden Fall goldrichtig – man kann gut abgehen und die Haare ordentlich fliegen lassen.

Ganz pädagogisch möchte ich gerne wissen, wo Ihr selber Eure Stärken und Schwächen seht.
Die größte Stärke von SepulcruM ist sicher der Spaß, der bei uns immer im Vordergrund steht. Wir machen immer das Beste aus jeder Situation und können gut zusammen feiern. Wir hatten auch eine Zeit, da wollten wir mit Gewalt professionell sein, aber wir haben gemerkt, dass das nichts bringt und dabei dann nur Schutt rauskommt und eben der Spaß an der Sache verloren geht. Diese Zeit ist aber vorbei. Sicher sind auch auf dem Album noch ein paar Kinderkrankheiten, das wird sich aber dann bei folgenden Alben ändern, denke ich. Wir sind halt keine Profis, aber wir geben unser Bestes das zu ändern und gehen immer locker mit Kritik um und versuchen sie natürlich positiv umzusetzen. Seit dem Albumrelease im Mai 2008 haben sich diesbezüglich auch schon einige Erfolge eingestellt. Unsere größte Schwäche jedoch ist unsere Unpünktlichkeit bei den Proben, womit wir uns selber das Leben schwer machen. Zweites Problem ist, dass der Tag nur 24 Stunden hat und wir teilweise nur sehr wenig zusammen proben können. Da jeder viel mit sich selber zu tun hat und zusehen muss, dass er, mal ganz salopp gesagt, mit dem Arsch an die Wand kommt. (Außerdem sind wir auch aktiv in anderen Dingen involviert, die viel Zeit verschlingen. Wir veranstalten beispielsweise zusammen mit unserer Clique das RIEDFEST in Rohr bei Meiningen, ein kleines Underground Metal Open Air (www.riedfest.de), um auch da gleich mal Schleichwerbung zu machen. ;) Natürlich auch da schöne Grüße an die Crew.) Das heißt, dass nicht immer genügend Zeit zum Proben und Komponieren neuer Songs da ist und auch Auftritte nicht immer wahrgenommen werden können.Abschließend wollen wir sagen, dass wir alles daran setzen uns stets weiterzuentwickeln um das glühende Eisen namens SepulcruM weiter zu schmieden!

Ist Eure Affinität zu Eurer Heimat genau so groß, wie Ihr es mit der Coverversion des Reinsteigliedes andeutet? Tatsächlich bin ich privaterweise schon häufig in der Gegend um Schmalkalden und Oberhof gewesen, für mich als Großstädter eine willkommene Abwechselung und Ruheoase.
Ja! Wir sind Thüringer und wir sind stolz darauf Thüringer zu sein! Natürlich lieben wir unsere Heimat, gerade wegen der (zwar immer weniger werdenden) Natur. Solch wunderbarem Fleckchen Erde gebührt einfach besondere Ehre. Wer schon mal den Thüringer Wald in seiner vollen Pracht gesehen und erlebt hat, kann sich sicher an das gastfreundliche Völkchen Thüringens erinnern. (Sicher gibt es Ausnahmen, aber wo gibt es die nicht.) Vergessen wollen wir dabei auch nicht die Thüringer Bratwurst, die außerhalb des „Bratwurstäquators“ einfach nicht schmeckt. ;)Um diese Heimatliebe auszudrücken, haben wir als Zeichen ein auf Death Metal getrimmtes Wappen von Thüringen. Die Coverversion vom „Rennsteiglied“, das 1951 von Herbert Roth (Musik) und Karl Müller (Text) komponiert wurde und als heimliche Hymne des Freistaates gilt, verdeutlicht das jedoch am besten.

Wenn ihr nichts dagegen habt, machen wir gerne noch ein kleines Wortspiel. Sicher kennt es inzwischen jeder, aber im Flugzeug kriegt man ja auch vor jedem Start erklärt, wie die Rettungswesten anzulegen sind, also: ich gebe einige Begriffe vor und möchte Dich bitten, Deinen ersten Einfall dazu zu dokumentieren.
GutsMuths, Johann Christoph Friedrich:
Willst du uns testen? ;) Der GutsMuths-Lauf auf dem Rennsteig.
Überfischung der Meere:Zerstörung der Umwelt des schnöden Mammons wegen – Frechheit!
Computerabsturz: „Aaaaaargh!!! Wieder kurz vor der Sicherungskopie, verdammt!!!“
Heißluftballons: (Äh ja… Wer verdammt stellt bitte solche Wörter zusammen?) – Titten vielleicht?! ;)
Metal1.info:Was zur Hölle ist das? Nee, mal im Ernst, wir bedanken uns für das Review und dieses Interview. Ihr seid eine sehr feine Plattform des Metal-Genres im Internet mit erstklassigen Inhalten. Jetzt nehmen wir aber unsere Zungen wieder aus euerem Ärschen, das machen nur Hunde! =)

Zwei Fakten habe ich abschließend noch mitzuteilen, zum einen ist das Interview an dieser Stelle auch schon wieder vorbei, zum anderen gehören Dir die letzten Worte. Vielen Dank noch einmal.
Wir danken dir für dein Interesse und die gute Zusammenarbeit. Ich hoffe es hat dir und den Lesern einen kleinen Einblick gegeben und somit die anfangs erwähnte Lücke geschlossen. Wer jetzt interessiert an SepulcruM ist und mehr über uns erfahren möchte, kann einfach auf www.myspace.com/sepulcrum666 oder auf www.sepulcrum-band.info gehen und mal reinhören und –schauen.

Es grüßen und danken die Jungs von SepulcruM!!

Publiziert am von Jan Müller

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