Review Shadows Fall – Retribution

Die Schatten, sie fallen wieder. Zwei Jahre ist’s her, dass die US-Amerikaner von SHADOWS FALL mit ihrem sechsten Album „Threads Of Life“ gar nicht wenig generöse Kritikermeinungen einfahren durften, kommerziell war’s aber wohl keine so große Sache, schon gar nicht im Gegensatz zu ihrem 2004er-Opus „The War Within“, das immer noch eins der bestverkauften Century Media-Alben überhaupt ist. Tja, aber den ganz großen Durchbruch wie beispielsweise die ehemaligen Labelkollegen von Killswitch Engage war den Knaben bislang nicht wirklich vergönnt, beziehungsweise war ihre bisherige Karriere mit allen Besetzungs- und Stilwechseln eher ein Auf und Ab. 2009 gehen sie also wieder bei einem neuen Label an den Start und veröffentlichen über Everblack Industries (in unseren Breitengraden lizensiert durch Spinefarm) ihre neue Langrille „Retribution“, was so viel wie „Vergeltung“ heißt. Erwartet uns jetzt also der große Befreiungsschlag, der SHADOWS FALL in die erste Reihe der modernen Metalcore-Bands katapultieren soll?

Lasst mich eins klarstellen, meiner Meinung nach waren die Knaben das rein qualitativ eh schon immer, zielsicherem Gespür für coole Melodien und mitreißende Refrains sei’s gedankt. Allerdings waren sie schon immer etwas härter als die vergleichbaren Bands, immer etwas mehr vom Death Metal beeinflusst (mit dem sie ja auch ihre Karriere starteten). Vielleicht blieb gerade deswegen der ganz große Erfolg aus? Wenn ja, dann dürfte sich mit „Retribution“ auch nicht so sonderlich viel dran ändern.
Denn so besonders viel hat sich nicht getan, bei den fünf Springfieldern. Das Intro „The Path To Imminent Ruin“ ist ein nettes Akkustikstück, das zwar nicht an so großartige Interludien wie „Lead Me Home“ heran reicht, aber einen netten Einstieg in das Album bietet und außerdem ruhig genug daher kommt, um den Kontrast zum heftigen Beginn des Openers „My Demise“ noch besser zu betonen. Wuchtige Gitarrenriffs, versiertes Drumming, Brian Fair kann mit seinen metalcore-typischen Gesangslagen durchaus überzeugen, viel besser gefällt mir allerdings, dass er auch in den Strophenparts schon vermehrt passionierten Klargesang einsetzt. Der eingängige Refrain mit dem coolen Chor im Hintergrund, der schon beim zweiten Durchgang zum Mitsingen animiert (Fairs charismatischer Leistung sei’s gedankt) setzt dem Ganzen dann die Krone auf. „My Demise“ heizt die Scheibe quasi so gut an, wie man nur kann, zumal die Band auch keine Angst vor Ausflügen ins Gemäßigtere und ins Epische hat, sowie durchaus coole Soli einspielen kann wie das Zwischenspiel nach dem zweiten Refrain beweißt. Ganz groß.
Auf der Schiene fahren SHADOWS FALL dann auch weitestgehend weiter, heftiges aber nicht ungefälliges Metalcore-Geballer, dazu höllisch eingängige Refrains und viel Abwechslungsreichtum. Wobei die Refrains nur in den seltensten Fällen in Richtung Kitsch abdriften, SHADOWS FALL schaffen es immer noch, „ungeschliffener“ zu klingen als die Konkurrenz, roher und gerade deswegen vielleicht unkommerzieller, aber auch etwas „faszinierender“ für den Fan solcher Musik. „Still I Rise“ und „King Of Nothing“ haben im Intro, resp. im (auch sehr coolen) Refrain ein paar extrem schnieke Gitarrenleads zu bieten. Auch „Embrace Annihilation“ kann dank gemäßigt epischem Refrain gut glänzen.

Jetzt kam ich vorhin schon auf Killswitch Engage zu sprechen und da die Kollegen im selben Jahr ja auch ein recht starkes Album rauskloppten und die Ausrichtung von beiden Bands recht ähnlich ist, muss „Retribution“ sich wohl an „Killswitch Engage II“ messen lassen. Positiv muss man wohl erwähnen, dass SHADOWS FALL seltener als die Kollegen in zu softe, beinahe Emorock-mäßige Gefilde abdriften (was nicht heißt, dass es ihnen nie passiert, es passiert nur recht selten, beim Pre-Chorus von „The Taste Of Fear“ zum Beispiel), negativ hingegen ist die Tatsache zu bewerten, dass SHADOWS FALL durch die größeren Death Metal Einflüsse und die dadruch (vor allem in den Refrains) gesteigerte Härte zwar vielschichtiger klingen, Killswitch Engage können aber dafür die größere Hymnenhaftigkeit für sich verbuchen, da können die ganz coolen eingängigen Refrains der „Konkurrenz“ nicht ganz mithalten.
Ein Fan des Genres sollte aber sowieso zu beiden Scheiben greifen, denn auch SHADOWS FALLs „Retribution“ ist eine CD, die zwar das Rad nicht neu erfindet, den hauseigenen Stil aber auf höchstem Niveau präsentiert und deswegen einfach nur verdammt viel Spaß und Laune macht. Ballert bestimmt live auch noch mal so gut.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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